"Warum ist das Stadion beim Bayern-Spiel heute leer?" - diese Frage werden sich viele Fans des FC Bayern heute stellen. Erstmals spielt der deutsche Rekordmeister vor leeren Rängen, wenn es heute in der Champions-League gegen ZSKA Moskau geht. Grund ist die UEFA-Disziplinarordnung, Artikel 14. Dort ist geregelt, was passiert, wenn sich Fans einer Mannschaft rassistisches oder diffamierend verhalten.
Ein Teilausschluss ist die mildeste Strafe dafür. Sollte ein Verein (bzw. dessen Anhänger) wiederholt auffällig werden - wie eben ZSKA Moskau - muss er ein Spiel ganz ohne Zuschauer austragen und 50 000 Euro Strafe bezahlen. Bei weiteren Eklats stehen mehrere Partien ohne Fans, Punktabzüge und als letzte Maßnahme sogar ein Ausschluss aus dem Wettbewerb auf der Sanktionsliste der UEFA. In der Geschichte der Champions League ist die Partie der Bayern in Moskau erst die achte unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
FC Bayern-Geisterspiel: Stadion in Moskau wegen Rassismus-Vorfällen leer
Die Fans von ZSKA Moskau sind in den vergangenen Jahren immer wieder durch Gewalt und Rassismus aufgefallen. Rechtsradikale Parolen und Symbole gehören dort zum festen Repertoire. Auslöser der Bestrafung, die heute Abend zu sehen sein wird, waren unter anderem Beleidigungen von ZSKA-Fans gegen Yaya Touré von Manchester United.
Der Nationalspieler der Elfenbeinküste wurde in der vergangenen Saison mit Affenlauten und üblen Beschimpfungen im Moskauer Stadion empfangen. "Ich bin nicht nur enttäuscht, ich bin richtig sauer", sagte Touré damals nach dem 2:1-Sieg seiner Mannschaft. Es sei immer das Gleiche, "das ist sehr traurig". Er hatte damals schon gefordert, hart gegen die Fans durchzugreifen und am besten ganz auszusperren.
Bayern gegen Moskau: Warum sind keine Zuschauer im Stadion?
Das Fass zum Überlaufen brachten rechtsradikale Parolen von ZSKA-Anhängern beim Auswärtsspiel in Pilsen. Die Konsequenz: Heute Abend bleibt das Stadion leer. Nur die Mannschaften, Offizielle und Journalisten dürfen zusehen. Vermutlich wird das heute nicht das letzte Mal gewesen sein. Bei der 1:5-Auftaktpleite von ZSKA Moskau beim AS Rom fielen die Gästefans erneut negativ auf. Sammer: "Xabi Alonso über alle Dinge erhaben"
In Russland ist das Verhalten der ZSKA-Fans allerdings kein Einzelfall. Auch die Anhänger anderer Vereine fallen immer wieder durch rechtsradikale Vorfälle auf. Dunkelhäutige Spieler werden immer wieder beleidigt und bedroht. Immer wieder tauchen Hakenkreuzfahnen und SS-Symbole in den Fanblöcken auf. Das hat auch Auswirkungen auf die Zuschauerzahlen, denn diese Radikalisierung scheint die normalen Fußballfans zu vertreiben. Laut Süddeutscher Zeitung ist der Zuschauerschnitt in der russischen Liga auf etwas mehr als 12000 pro Spiel gesunken. Und das in dem Land, das in vier Jahren die Weltmeisterschaft zu Gast hat. (ako/hubc)