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FC Bayern: Wie Pep Guardiola die Bayern verändert hat

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Wie Pep Guardiola die Bayern verändert hat

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    Trainer Pep Guardiola hat den FC Bayern nach seinen Wünschen umgestaltet.
    Trainer Pep Guardiola hat den FC Bayern nach seinen Wünschen umgestaltet. Foto: Andreas Gebert (dpa)

    Pep Guardiola hat seinen Willen bekommen. Wieder einmal. Bei einem Blick in seine braunen Augen fällt es aber auch schwer, ihm eine Bitte abzuschlagen. Also ließen die Bayern nacheinander Gomez, Mandzukic und Shaqiri auch noch Schweinsteiger ziehen. Weil Guardiola das wollte. Lediglich beim Abgang von Toni Kroos hat der Trainer keine entscheidende Rolle gespielt. In der mittlerweile zweijährigen Amtszeit des Katalanen wurden Thiago, Xabi Alonso, Juan Bernat, Douglas Costa und Arturo Vidal verpflichtet. Und weil die alle eher im südeuropäischen Sprachraum zu Hause sind, sorgt sich mancher Fan um einen möglichen Identitätsverlust der Münchner. Außerdem hatte der Trainer zumindest nichts dagegen, dass mit Mannschaftsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt der schnellste 72-jährige Mediziner weltweit so lange angenörgelt wurde, bis dieser entnervt zurücktrat.

    Unter Pep Guardiola ist Thomas Müller nur einer von vielen

    Guardiola geht vor seiner dritten Saison in München auf’s Ganze. Angetreten ist er noch mit dem Ansatz, Kader und Taktik nur in Nuancen zu verändern. Davon ist er abgerückt. Ein Mittelfeld mit Lahm, Alonso und Vidal wäre vor zwei Jahren maximal an der Playstation denkbar gewesen - hätte vielleicht aber auch zum Systemabsturz geführt. Thomas Müller hatte unter Louis van Gaal noch die Garantie erhalten, immer zu spielen.

    Nun schien es zumindest kurzzeitig nicht ganz abwegig, dass die Münchner ein kolportiertes 100-Millionen-Euro-Angebot von Manchester United für ihn annehmen. Dort ist van Gaal nun Trainer. Unter Guardiola ist Müller nur einer von vielen Offensivspielern. Wie auch seine Kollegen Lewandowski, Götze und Ribéry hat er die Erfahrung gemacht, dass der Trainer nicht viel davon hält, dauerhaft an einer Offensivformation festzuhalten. Mittelfeldspieler mag Guardiola einfach lieber.

    Götze musste sich in der vergangenen Saison die wichtigsten Spiele von der Bank aus anschauen. Ribéry kann wie Müller mit den verzwickten Lauf- und Passwegen nur wenig anfangen. Mit ihrem intuitiven Spieltrieb sind die beiden jedoch unverzichtbar. Lewandowski musste sich die Anerkennung Guardiolas erst mit zahlreichen Toren erkämpfen. Dass ihm das nicht völlig gelungen ist, zeigte der abschließende Spieltag der vergangenen Saison. Da wechselte der Coach den Stürmer aus, obwohl dieser noch Chancen auf die Torjägerkanone hatten. Eine Nebensächlichkeit. Eine, die sich die Spieler merken.

    Pep Guardiola: Verlässt er die Bayern nach der Saison?

    Guardiola legt also wenig Wert darauf, dass Spieler Tränen vergießen, falls er mal den Verein verlässt. Das könnte bereits im kommenden Sommer der Fall sein. Dann läuft sein Vertrag aus. Bisher hat er noch keine Andeutung gemacht, wie und wo er danach seine Zukunft sieht. Karl-Heinz Rummenigge würde ihn sofort ein neues Arbeitpapier unterschreiben lassen. Er würde Guardiola wahrscheinlich sogar selbst Laufzeit und Gehalt eintragen lassen. Rummenigge ist Guardiolas größter Fürsprecher in München. Allerdings baut auch der Vorstandsvorsitzende schon für den Fall vor, falls der Trainer seine Zukunft nicht in München sieht: "Wenn er weitermacht, wunderbar. Wenn nicht, geht die Welt auch nicht unter."

    Für Guardiola ist seine dritte Saison in München die entscheidende, wenn man später auf sein Wirken in Deutschland blickt. Noch ist unwahrscheinlich, dass seine Amtszeit in den Annalen der Bayern mit einem Goldrand versehen wird. In der ersten Saison holte er immerhin noch das Double, ging in der Champions League aber mit 0:4 im Halbfinale gegen Real unter. Ein Jahr danach scheiterte seine von Verletzungen gebeutelte Mannschaft abermals im Halbfinale der Königsklasse. Innerhalb von 17 Minuten wurden die Bayern-Träume zertrümmert. Messi und Neymar machten aus einem 0:0 ein 3:0. Weil die Münchner zuvor schon auf irrwitzige Weise gegen Dortmund in der Vorschlussrunde des DFB-Pokals verloren hatten, blieb am Ende die Meisterschaft als Trostpreis. Zu wenig für die Ansprüche der Bayern. Zu wenig für Guardiolas Ansprüche.

    Schweinsteigers Abschied könnte für Guardiola ein Problem werden

    Fortan machte sich der Coach daran, sich den Verein Untertan zu machen. In München wurde Bastian Schweinsteiger als "Fußballgott" verehrt. Außerhalb der Landeshauptstadt gilt er dank der Bilder seines blutverschmierten Gesichts im WM-Halbfinale als Fußballheld. Der früher als Chefchen Verspottete als Ikone. Aber kein Heiliger, der für Guardiola nicht antastbar wäre. Der Trainer vermied es, Schweinsteiger als unverzichtbar zu erklären. Somit verzichtet er auch auf dessen Einfluss in der Kabine. Und in der Außendarstellung. Guardiola kämpft nun ohne Deckung. Er hat die Mannschaft innerhalb von zwei Jahren zu einem Guardiola-Team geformt. Wenn er mit dieser Mannschaft erfolgreich ist, ist es sein Erfolg. Sollten die Bayern abermals vorzeitig krachend in der Champions League scheitern, steht der Hauptschuldige schon fest. Guardiola hat seinen Willen bekommen. Jetzt muss er liefern.

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