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FC Bayern: Vom Aussortierten zum Weltfußballer: Robert Lewandowskis Weg an die Spitze

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Vom Aussortierten zum Weltfußballer: Robert Lewandowskis Weg an die Spitze

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    Bitte recht freundlich: Robert Lewandowski darf sich seit Donnerstagabend ganz offiziell als aktuell bester Spieler der Welt bezeichnen.
    Bitte recht freundlich: Robert Lewandowski darf sich seit Donnerstagabend ganz offiziell als aktuell bester Spieler der Welt bezeichnen. Foto: Marco Donato, FC Bayern

    Es gibt eine Geschichte über Robert Lewandowski, die so gar nicht in das Bild des heutigen Weltfußballers passen will. Als 17-Jähriger galt der Angreifer bei seinem damaligen Verein Legia Warschau als talentierter und fleißiger Spieler – aber eben auch als etwas zu schmächtig.

    Eine Verletzung wurde dem Teenager zum Verhängnis, er verpasste den Anschluss. Der Mannschaftsarzt Legias sprach sich damals dafür aus, den Jungen auszusortieren. Lewandoski musste den Verein verlassen – eine Zäsur in seinem Leben, wie er später verriet.

    Es ist nicht bekannt, welche Resonanz die Meldung, dass Robert Lewandowski am Donnerstag zum Weltfußballer des Jahres gewählt wurde, bei Legia Warschau erfahren hat.

    Nach der Demütigung in Warschau beginnt Lewandowskis Aufstieg

    Bekannt ist hingegen der weitere Werdegang Lewandowskis: Bei Znicz Pruszków wird er in der zweiten Liga in seinen beiden Jahren jeweils Torschützenkönig und wechselt zum Erstligisten Lech Posen. Dort trifft er ebenfalls wie am Fließband, wird erneut der beste Torjäger und geht 2010 zu Borussia Dortmund, 2014 zum FC Bayern – dem Verein, mit dem er im Jahr 2020 jeden möglichen Titel gewann.

    Bei der Online-Gala bekam Robert Lewandowski vom FIFA-Präsidenten Gianni Infantino die Weltfußballer-Trophäe.
    Bei der Online-Gala bekam Robert Lewandowski vom FIFA-Präsidenten Gianni Infantino die Weltfußballer-Trophäe. Foto: Valeriano Di Domenico/POOL FIFA/Getty/dpa

    Heiner Schuhmann muss lachen, als er auf die Geschichte mit dem Mannschaftsarzt von Legia angesprochen wird. Der 72-Jährige, der lange beim FC Augsburg als Spieler, Trainer und Präsident wirkte, arbeitete von 2003 bis Anfang dieses Jahres als Scout für Borussia Dortmund. Er beobachtete den Stürmer in seiner Zeit bei Posen, bevor der BVB zuschlug.

    "Als ich ihn das erste Mal gesehen habe, war er schlank, nicht so stabil wie jetzt – aber er ist mir wegen seiner enormen Qualität sofort aufgefallen." Schuhmann, der 2008 für eine allgemeine Spielbeobachtung der Liga nach Polen gekommen war, reist noch vier weitere Male nach Posen – das Ziel ist jetzt klar, es heißt Lewandowski. Schuhmann erinnert sich: "Daheim in Augsburg haben sie meine Frau schon aufgezogen und sie gefragt, ob es in Posen so hübsche Frauen gibt."

    2019 erhält Ex-Präsident Heiner Schuhmann die Ehrenmitgliedschaft beim FCA.
    2019 erhält Ex-Präsident Heiner Schuhmann die Ehrenmitgliedschaft beim FCA. Foto: Ulrich Wagner

    Lewandowskis Entdecker Heiner Schuhmann ist vom Stürmer sofort angetan

    Schuhmann ist beeindruckt von der Komplettheit des jungen Stürmers: "Er war damals schon dribbelstark, schussstark, enorm torgefährlich – das Potenzial war unverkennbar. Und er hat in fast jedem Spiel getroffen" Das letzte Mal sichtet Schuhmann den Angreifer im Juni 2010, bei einem Länderspiel gegen Serbien. "Da waren dann schon lauter Späher aus England, Spanien und Italien da. Und da habe ich zu Sportdirektor Michael Zorc gesagt: Wir müssen ihn jetzt holen."

    Anfangs stand Robert Lewandowski in Dortmund im Schatten von Lucas Barrios.
    Anfangs stand Robert Lewandowski in Dortmund im Schatten von Lucas Barrios. Foto: dpa

    In seinem ersten Jahr bei Borussia Dortmund steht Lewandowski noch hinter dem damaligen Top-Stürmer Lucas Barrios. Die Umstellung fiel ihm schwer. Zweifel daran, dass es seine Entdeckung nicht schaffen könnte, hatte Schuhmann aber nicht: "Er hat noch nicht so gespielt wie heute, aber er hat sich immer weiterentwickelt." Auch das, sagt Schuhmann, sei ihm im persönlichen Gespräch mit Lewandowski aufgefallen, den er als freundlich bis zurückhaltend beschreibt: "Er weiß immer genau, was er will."

    Robert Lewandowski und seine Frau Anna.
    Robert Lewandowski und seine Frau Anna. Foto: Axel Heimken, dpa

    Lewandowskis Frau Anna schreibt ihrem Mann Ernährungspläne

    Lewandowski arbeitet mit der Zielstrebigkeit einer Maschine an sich. Seine Frau Anna, eine mehrfache Welt- und Europameisterin im Karate und heutige Ernährungsberaterin, erarbeitet für ihn Speisepläne. Eine Zeit lang beginnt Lewandowski seine Mahlzeiten deswegen mit dem Nachtisch und endet mit dem Salat. Dass sich all das auszahlt, wird bei einem Blick auf die unfassbare Torquote und den gestählten Körper des Stürmers deutlich. Diese Perfektion wirkt kühl, fast befremdlich. So viele Tore Lewandowski auch für die Bayern schießt – und es sind einige, aktuell 264 Treffer in 306 Pflichtspielen – eine ähnliche Heldenverehrung wie etwa die langjährige Flügelzange Franck Ribéry und Arjen Robben wird ihm nicht zuteil. Für Ribéry dichteten die Bayern-Fans "Champs-Elysees" auf dessen Namen um, für Robben wurde aus "Ich hab geträumt von dir" von Matthias Reim "Der Arjen hat‘s gemacht".

    Und Lewandowski? Wird gefeiert. Aber nicht besungen. Emotionen zu wecken, fällt ihm ungleich schwerer als dem leidenschaftlichen Duo Robbéry. Das sieht auch sein Entdecker Schuhmann so: "Er ist keiner, der mit seinem Wesen die Fans in Hochstimmung bringt." Keine globale Marke wie Ronaldo oder Messi, die jahrelang die Nase vorne hatten bei der Weltfußballerwahl. Selbst der Jubel, mit dem Lewandowski zwischenzeitlich seine Treffer feierte – ein X, das er mit zwei überkreuzten Armen bildete, wirkte einstudiert. Gerüchten zufolge soll ihm sein Berater den Tipp dazu gegeben haben, ein Markenzeichen zu kreieren.

    Die Beziehung zum FC Bayern war lange Zeit eine Vernunftehe

    Die Beziehung zum FC Bayern, den er mehrfach in Richtung Real Madrid verlassen wollte, hat erst in den letzten Jahren so etwas wie einen romantischen Anstrich bekommen. Erst als klar war, dass es mit dem Wechsel zu einem Top-Verein nichts mehr wird, fügte sich Lewandowski. Aus dem Ego-Shooter, der 2016 seinen Mitspieler noch Vorwürfe machte, weil er die Torjägerkanone knapp verpasst hatte, ist ein Mannschaftsspieler geworden. Thomas Müller kommentierte das unlängst etwas süffisant so: "Mittlerweile kann er sich auch fast über eine Vorlage freuen."

    Tatsächlich scheint Lewandowski mit nun 32 Jahren ein wertvollerer Spieler zu sein als noch vor ein paar Jahren. Einer, der auf dem Zenit angekommen ist. So schnell von da oben möchte er nicht mehr weg, wie er nach der Ehrung sagte: "Ich hoffe, dass unsere Ära noch bestehen bleibt. Wir haben sehr gute Spieler, sehr junge Spieler, die bereit sind." Das – und Robert Lewandowski.

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