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FC Bayern München: Müller-Wohlfahrt nimmt Abschied vom FC Bayern: Der ewige Mull geht

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Müller-Wohlfahrt nimmt Abschied vom FC Bayern: Der ewige Mull geht

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    Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt verlässt den FC Bayern München.
    Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt verlässt den FC Bayern München. Foto: Andreas Gebert/dpa

    Welchen Status Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt – genannt "Mull" – in der Welt des Sports hat, hat Mehmet Scholl einmal sehr anschaulich verdeutlicht. Scholls Urteil: "Was Pep Guardiola bei den Trainern ist, ist Mull bei den Ärzten." Soll heißen: Mehr geht nicht. Scholl muss es wissen, schließlich profitierte der zum Karriereende hin immer anfälligere Dribbler selbst enorm von den magischen Händen, die Müller-Wohlfahrt völlig ironiefrei zugeschrieben werden.

    Lothar Matthäus kam zwar nicht ganz so oft, wenn, dann aber mit schwereren Gebrechen wie Achillessehnen- oder Kreuzbandriss zum Arzt und schwärmte von dessen "Radarfingern", zwischenzeitlich auch von dessen Tochter Maren. Generationen von Spielern des FC Bayern ließen sich von Müller-Wohlfahrt kurieren. Mit kurzen Unterbrechungen ging das 43 Jahre lang so. Das soll nun tatsächlich vorbei sein. Zum 30. Juni kündigte Müller-Wohlfahrt nun seinen Abschied vom FC Bayern an.

    Zweimal hatte sich Müller-Wohlfahrt schon vom FC Bayern verabschiedet

    Seinen Rücktritt verkündet hat der mittlerweile 77-Jährige zwar schon zweimal – diesmal soll es aber endgültig sein. Denn nun dürfte der Rückzug auch nichts mit persönlichen Animositäten zu tun haben: 2008 sagte Mull zufällig mit dem Amtsantritt von Jürgen Klinsmann Servus (und kam zurück, sobald der Ex-Bundestrainer von seinen Aufgaben entbunden war), 2015 führte ein Krach mit Pep Guardiola zu einer weiteren Unterbrechung der Zusammenarbeit, die im Jahr 1977 ihren Anfang genommen hatte.

    In all diesen Jahrzehnten entwickelte sich ein fester Ablauf: Sobald sich sein Spieler des FC Bayern oder der Nationalmannschaft, die er von 1995 bis 2018 betreute, auf dem Boden wälzte, packte Müller-Wohlfahrt seinen Medizinkoffer und sprintete als gazellenhaftester aller Mannschaftsärzte über den Platz. Es waren große Auftritte. Egal, wie schlimm die Verletzung auch sein mochte: Sah man das wallende, lange Zeit auffällig dunkle Haar von Mull, wusste man, dass alles halb so schlimm sein würde. Oder es zumindest halb so lange wie gewöhnlich dauern würde, bis der Kicker wieder fit ist.

    Von Usain Bolt über Boris Becker zu Sven Hannawald - alle kommen zu Mull

    Schnell wurde der Pastorensohn aus dem aus dem ostfriesischen 2400-Einwohner-Ort Leerhafe zum medizinischen Weltstar. In seiner Praxis in der Münchner Altstadt zwischen Hofbräuhaus und Dallmayr gibt sich die Crème de la Crème der Sportwelt die Klinke in die Hand: Usain Bolt, Boris Becker, Steffi Graf, Sven Hannawald, Katarina Witt oder Franziska van Almsick – alle kamen und kommen sie zu ihm. Ganz nebenbei brachte Müller-Wohlfahrt auch chronische Fälle wie den beim FC Chelsea und bei Real Madrid als "Gläsernen" verspotteten Arjen Robben fit.

    Welchen Anteil an den sportlichen Erfolgen auf Mull zurückzuführen ist, weiß man beim FC Bayern – nicht zuletzt deshalb, weil die halbe aktuelle FCB-Führungsriege als Spieler selbst von dessen Wirken profitierte. Einer davon ist Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Der betonte: "Der ganze Verein und Generationen von Spielern – von Franz Beckenbauer und Gerd Müller über Klaus Augenthaler und Bastian Schweinsteiger bis hin zu Thomas Müller und Robert Lewandowski – schulden Mull ihren größten Dank." Der erwiderte: "Wenn ich auf meine vierzig Jahre beim FC Bayern zurückblicke, bin ich glücklich und sehr zufrieden."

    Die Hoffnung auf ein Comeback hat der FC Bayern nicht aufgegeben

    Ab Juli will er sich auf die Arbeit in seiner Praxis beschränken, zudem beim Universitätsklinikum rechts der Isar an einem wissenschaftlichen Projekt mitarbeiten. Ziel dessen ist die Entwicklung eines Computerprogramms, das mittels Künstlicher Intelligenz Muskelverletzungen diagnostiziert. Doch so ganz haben die Bayern die Hoffnung auf ein drittes Mull-Comeback nicht aufgegeben. Sportdirektor Salihamidzic sagte: "Die Türen für Mull stehen beim FC Bayern immer offen."

    Thiago fällt beim FC Bayern wegen einer Leisten-OP aus

    Fast wie eine Randnotiz wirkt es da, wie sich der FC Bayern auf das Spiel gegen Mönchengladbach (Samstag, 18.30 Uhr) vorbereitet –, und dass mit Thomas Müller und Robert Lewandowski zwei Tormaschinen der FCB-Offensive wegen einer Gelbsperre fehlen. Als relativ sicher gilt deswegen, dass der 19-jährige Joshua Zirkzee von Anfang an spielen darf. Längere Zeit fehlen wird hingegen Thiago: Der 29-Jährige musste an der Leiste operiert werden und fällt rund drei Wochen aus. Es ist ein neues Kapitel in dessen langer Krankenakte. In manchen Fällen kann selbst Müller-Wohlfahrt nichts bewirken.

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