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FC Bayern: Es müllert nicht mehr

FC Bayern

Es müllert nicht mehr

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    Bei Thomas Müller (M) läuft es bisher nicht richtig rund.
    Bei Thomas Müller (M) läuft es bisher nicht richtig rund. Foto: Andreas Gebert (dpa)

    Thomas Müller wirkte ratlos. Abwechselnd fasste er sich mit den Händen ins Gesicht, schüttelte den Kopf, hob zaudernd die Arme. Wenn Mit- und Gegenspieler zum Abklatschen vorbeikamen, nahm er dies kaum wahr. Seine Gedanken kreisten nach dem Abpfiff auf dem Münchner Arena-Rasen um diese eine Szene. Und darum, dass er einmal mehr den Ball nicht ins Tor befördert hatte. In der Nachspielzeit hatte der Bayern-Profi die Kugel an den linken Pfosten gesetzt. Frei stehend. Aus fünf Metern. Früher hätte der Schelm den Ball mit verbundenen Augen, sich im Kreis drehend versenkt. Dieser Tage nicht.

    Müller dokumentierte mit seinem Fehlschuss seine Schaffenskrise, ihm fehlt jene Unbekümmertheit und Leichtigkeit, die ihn Bälle ins Tor stolpern ließ. Der Raumdeuter stand für instinktives Richtig-Stehen, für unkonventionelles Torjägertum, für Slapsticktreffer, die belächelt und bestaunt wurden.

    2016 ist davon wenig zu sehen. Der 27-Jährige wird beim FC Bayern verstärkt zu einer tragischen Figur. Seinen Stammplatz hat er unter Trainer Carlo Ancelotti verloren, im Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim verpasste er den Siegtreffer – und einen persönlichen Befreiungsschlag. Einmal mehr blieb Müller niedergeschlagen zurück.

    Ihn ehrt, sich in schlechten Phasen nicht wegzuducken, wie dies etliche seiner Kollegen nach dem enttäuschenden 1:1 gegen Hoffenheim praktizierten. Und so kommt Müller im Bauch der Münchner Arena schnell zu jenem Thema, das ihn und die Journalisten umtreibt. „Die Scheiße klebt an meinem Stiefel. Dementsprechend groß ist meine Krawatte“, betont der Bayern-Profi mies gelaunt.

    Müller wartet seit April auf einen Bundesliga-Treffer

    Müllers Tormisere belegt die Statistik: Seit dem 30. April wartet er auf einen Bundesligatreffer. In der vergangenen Spielzeit traf der Nationalstürmer in den ersten zehn Spielen zehnmal, in der laufenden Saison kein einziges Mal. Karl-Heinz Rummenigge fühlt mit Müller, auch er selbst habe als Profi Durststrecken erlebt. Er sei überzeugt, Müller werde wieder treffen. „Und dann schießt er gleich drei Tore“, posaunt der FCB-Boss. Müllers Misere begann mit dem Versagen am Elfmeterpunkt im Champions-League-Halbfinale gegen Madrid, zog sich durch die torlose EM in Frankreich und setzt sich nun fort – abgesehen vom WM-Qualifikationsspiel gegen Norwegen, als er doppelt traf. Eindeutig zu wenig für Müllers Ansprüche.

    Wobei sein Scheitern vor dem Tor sinnbildlich für den FC Bayern im Herbst steht. Hohe Erwartungen bleiben unerfüllt; unbesiegt, aber wenig überzeugend tritt der Serienmeister auf. Gegen Köln und Hoffenheim verpasste er vor verwöhntem Heimpublikum Spitzenspielsiege. Rummenigge rechtfertigt müde Auftritte mit dem Kräfteverschleiß englischer Wochen, deutlicher äußern sich die Nationalspieler Jérôme Boateng und Mats Hummels. Der eine sieht sein Team pomadig, der andere meint, man müsse mit der Leistung sehr kritisch umgehen, die Umstellung auf Ancelottis Spielstil sei noch nicht gelungen.

    In der bajuwarischen Selbstkritik ging unter, wie forsch die Hoffenheimer den Münchnern begegneten. Sie verwickelten diese in Zweikämpfe, störten giftig deren Spielaufbau und erzwangen Fehler. Anders als seine Trainerkollegen zuvor, stärkte TSG-Coach Julian Nagelsmann nicht die Defensive, sondern wollte selbst mit Ballbesitz gestalten. Er halte nichts von einer Opferrolle, so der gebürtige Landsberger. „Ich bin eher sauer, wenn wir uns wie der Hase vor der Schlange verstecken.“ Dass Hoffenheims Mut belohnt wurde, hatte dennoch mit Glück oder Pech zu tun. Oder Kot, wie Müller es ausdrückt.

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