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FC Bayern: Erste Wahl, zweite Wahl – völlig egal

FC Bayern

Erste Wahl, zweite Wahl – völlig egal

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    München Thomas Schaaf trägt neuerdings eines jener Brillengestelle, das in 60er Jahren als Kassenmodell auf den Nasen von Buchhaltern und jenen Einser-Schülern saß, die beim Turnunterricht schon am Purzelbaum gescheitert sind.

    Zugegeben, das neue Modell sieht, nachdem es Stylisten auf die Erfordernisse der neuen Zeit hingebogen haben, ansprechender aus. Es schmückt auch Schaaf. Das ist wichtig nach so quälenden 90 Minuten, wie sie der Bremer Trainer beim 1:6 in München erlebt hat. Wie ein geprügelter Hund stand Schaaf am Spielfeldrand. Kopfschüttelnd, die Hände hilflos in den Himmel reckend angesichts des armseligen Vortrags seiner Mannschaft.

    Dabei hatte die Ouvertüre noch Hoffnung gemacht, Schaafs 750. Auftritt in der 1. und 2. Bundesliga könnte dem Jubiläum entsprechend würdig verlaufen. Es war jene Phase des Spiels, in der die auf sechs Positionen veränderte Münchner Elf noch beschäftigt war, sich zu sortieren. Jupp Heynckes hatte mit Blick auf das Viertelfinale im DFB-Pokal am Mittwoch gegen Borussia Dortmund (20.30 Uhr/ZDF) Van Buyten, Alaba, Müller, Kroos und Mandzukic auf die Bank gesetzt. Schweinsteiger fehlte völlig im Kader. Dafür durften Robben, Shaqiri, Boateng, Contento, Gustavo und Gomez beginnen.

    In anderen Fällen könnte der Gegner eine derartige Rotation als Respektlosigkeit empfinden. Tatsächlich scheint es im Fall des FC Bayern schon lange egal, wer spielt.

    Nachdem sich die Gastgeber geordnet hatten, war es um Werder geschehen. Zunächst nutzte Robben Lahms Flanke zum 1:0 (25.). Anschließend platzierte der Holländer den Ball auf den Kopf von Martínez, der das 2:0 erzielte (29.). Die Partie war entschieden, als Prödl an der Strafraumgrenze Gomez zu Fall brachte und Schiedsrichter Marco Fritz „Rot“ zog. Eine Entscheidung, die nicht nur Prödl als zu hart empfand, zumal sich Gomez im Grenzbereich einer Abseitsposition befand. „Es gab Körperkontakt“, räumte der Österreicher ein, „Gomez hat das clever gemacht.“ Dass Werder „zu mehr als Platz elf in der Lage ist“, wie es der neue Bremer Sportdirektor Thomas Eichin formuliert hatte, war danach nicht mehr zu beweisen.

    Die Bremer, die sich vergangene Saison von sieben Stammkräften getrennt haben, stecken im Umbruch. Ein derart fragiles Gebilde kann sich dann erst recht keinen Flaneur wie den Österreicher Marko Arnautovic leisten, der sich mit gelegentlichen Kunstproben begnügt. Gleichzeitig schaffen es Hoffnungsträger wie Ekici und der 5,5-Millionen-Mann Elia nicht ins Aufgebot.

    Bei den Münchnern dagegen sah Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge trotz der vielen Wechsel „keinen Unterschied zum 3:1-Sieg in London“. Das lag vor allem am famosen Robben, der auch gegen Dortmund dabei sein wird, zumal bei den Münchnern am Mittwoch der gesperrte Ribéry fehlen wird.

    Der Franzose hatte gegen Bremen lange auf ein Tor warten müssen. Zunächst war ihm Robben zuvorgekommen, bei Gebre Selassies Eigentor war er zu spät herangerauscht. Doch der 29-Jährige steckt nie auf. Zunächst bereitete er das 4:0 durch Gomez vor (51.). Anschließend profitierte er von einem grazilen Heber Lahms, dessen sechster Torvorlage in dieser Saison, den Ribéry ebenso elegant ins Bremer Gehäuse beförderte (86.).

    Dazwischen war Werder gelungen, was heuer noch keinem Bundesligisten vergönnt war – ein Tor gegen Manuel Neuer (de Bruyne, 58.). Ein Ereignis, auf das die launigen Werder-Fans mit „Zieht den Bayern die Lederhosen aus“ reagierten. Dem Bremer Galgenhumor ließ Gomez das 6:1 zum „opulenten Sieg“ (Heynckes) folgen.

    „Jupp Heynckes macht im Moment alles richtig“, beglückwünschte Rummenigge den Trainer zu dessen gelungener Personal-Rotation. Schon vor dem Anpfiff war der 67-Jährige für seinen 1000. Bundesliga-Einsatz als Spieler und Trainer geehrt worden.

    Rummenigge überreichte dem Jubilar „eine schöne und teure Uhr. Eine, wie ich sie mir auch mal wünsche.“ So opulent vermutlich, dass es Thomas Schaaf die Brillengläser beschlagen würde.

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