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FC Bayern: Enges Spiel

FC Bayern

Enges Spiel

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    München Wer wissen möchte, in welcher Stimmung ein Spieler in den Feierabend zieht, erfährt das am Unmittelbarsten in der Interview-Zone. Steuert der Spieler geradewegs auf Mikrofone und Notizblöcke zu, ist die Laune gut. Marschiert er an den Journalisten vorbei, ohne sie eines Blickes zu würdigen, ist er auf der Flucht. Er sieht sich dann von unangenehmen Fragen verfolgt.

    So wie Bastian Schweinsteiger am Samstagabend. Schweinsteiger hätte erklären müssen, wie jener Strafstoß in der 77. Spielminute zustande gekommen ist, der die Partie der Münchner gegen Eintracht Frankfurt vorzeitig entschied.

    Bis dahin nämlich hatte der Aufsteiger alles gezeigt, was erklärt, warum er unter den Großen mitspielt. Anders als viele Gästeteams, die sich in der Allianz-Arena verbarrikadieren, haben die Hessen frech und schnell nach vorne gekickt.

    Daraus entwickelte sich zur Freude der 71 000 Zuschauer eine intensiv geführte Partie, in der die Münchner alles geben mussten, um den Neuling im Zaum zu halten. Rund 40 Fans der 6500 Frankfurter Anhänger hatten sich in Zelten Ganzkörperkontrollen unterziehen müssen. Die Aktion sei von einer neutralen Sicherheitsaufsicht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) durchgeführt worden, „es war also keine eigenmächtige Nummer“, erklärte Markus Hörwick, Medienchef des FC Bayern. Vor dem Spiel war es auf dem Busparkplatz der Arena zu einer Schlägerei zwischen etwa 50 Frankfurter Anhängern und 150 Bayern-Fans gekommen. Die Polizei nahm 13 Personen fest.

    Von einem „harten Stück Arbeit“ sprach einige Stunden später auch Karl-Heinz Rummenigge nach dem 2:0 (1:0)-Erfolg der Bayern, der am Ende verdient war, weil die Gäste ihr Format der ersten Stunde später nicht mehr halten konnten. Bis dahin hatte Frankfurts Sebastian Rode die Spielzentrale beherrscht, glänzend assistiert von Inui und Schwegler. Dass Stefan Aigner den Gästen nicht schon nach fünf Minuten verloren ging, lag an einer „Gnade-vor-Recht-Entscheidung“ des Unparteiischen Marco Fritz, nachdem Aigner Bayern-Kapitän Lahm Rot-würdig niedergestreckt hatte.

    Lahm überstand den Anschlag, dafür traf es kurz darauf Boateng. Der Innenverteidiger schied wegen einer Adduktorenverletzung aus, was Daniel van Buyten die Saisonpremiere bescherte. Boateng fehlt damit auch beim Länderspiel in Amsterdam am Mittwoch gegen Holland.

    Ähnlich könnte es auch Thomas Müller ergehen. Der Stürmer hatte die Kritik an diesem Testspiel mitten in der Hochphase von Bundesliga und Champions League aufgegriffen und mit Ironie garniert. Müller: „Das ist ein Klassetermin, auf den wir uns alle freuen. Wir werden dort tun, wofür wir alle geboren wurden, nämlich für Deutschland Fußball zu spielen.“

    Müller dürfte sich damit ein Vieraugengespräch mit Manager Oliver Bierhoff eingehandelt haben. Andererseits kann er sich der Rückendeckung der Bayern-Führung sicher sein. Die Münchner sind traditionell nicht gut auf den Deutschen Fußball-Bund (DFB) zu sprechen.

    Ausdruck findet die Spannungslage im Buch des vormaligen DFB-Präsidenten Theo Zwanziger („Die Zwanziger Jahre“), in dem der 67-Jährige Uli Hoeneß attackiert. „Dass Zwanziger kein guter Präsident war, wusste ich schon lange“, schlug der Bayern-Chef nach dem Frankfurt-Spiel zurück und trat noch kräftig nach: „Dieses Buch wird ihn nach seinem peinlichen Rücktritt endgültig in die Isolation bringen.“

    Für die gute Botschaft des Nachmittags sorgte Karl-Heinz Rummenigge. Der Bayern-Boss versprach, nie ein Buch zu schreiben. Es war die erfreulichste Nachricht eines auch sonst gelungenen Fußballnachmittags. Ribéry hatte den Rekordmeister in Führung gebracht (44.), nachdem Kevin Trapp bis dahin alles gehalten hatte, was nur irgendwie zu halten war.

    Frankfurts Anderson war mit seinem Lattenkopfball dem Ausgleich am nächsten gewesen, ehe Schweinsteiger im Eintracht-Strafraum müde ins Gras sank. Der Unparteiische wertete den Schwächeanfall als Foulspiel und Alaba (77.) erhöhte auf 2:0.

    Schweinsteiger plädierte im Fernsehen auf Grenzentscheidung: „Den Elfmeter kann man geben, muss man aber nicht.“ Tatsächlich konnte man ihn nicht einmal geben; weil ihn der Schiedsrichter dennoch gab, hätte man den Unparteiischen auf seinen Irrtum hinweisen können, wie es Miroslav Klose kürzlich in ähnlicher Lage getan hat. Aber darüber wollte Schweinsteiger nicht mehr reden.

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