Ein Stück weit entsprang dieser Treffer dem Zufall, gestand Philipp Max später in den Katakomben der Frankfurter Fußballarena. Der 23-Jährige erzählte davon, als einziger Linksfuß seiner Mannschaft auf dem Platz gestanden zu haben. Dass der Außenverteidiger die Führung für den FC Augsburg erzielt hatte, stand in unmittelbarem Zusammenhang damit. Geradezu beiläufig fügte Max hinzu: „Das hat sich dann so ergeben.“
Die Vorgeschichte des Freistoßes aus dem Halbfeld änderte wenig daran, wie sehenswert das Tor letztlich war. Vorbei an Freund und Feind segelte der Ball mit reichlich Schnitt erst an den Innenpfosten, querte dann die Torlinie (21.). Auch beim zweiten Treffer von Caiuby, der die Schönheit des Max-Tores noch überbot, touchierte der Ball das Eintracht-Gebälk (76.). Lesen Sie den kompletten Spielbericht hier.
Spieler Max, Trainer Manuel Baum und Stefan Reuter, der Geschäftsführer Sport, verheimlichten nach Spielschluss nicht, in manchen Szenen Glück gehabt zu haben, ehe der 2:1 (1:0)-Erfolg feststand. Sie verwehrten sich allerdings dagegen, dass der beste Start der Augsburger Bundesliga-Geschichte auf Zufall und Fortune basierte. Experten hatten den FCA bereits vor Anpfiff der ersten Begegnung als sicheren Absteiger gehandelt, mit sieben Punkten nach vier Spielen haben die Augsburger gezeigt, sich nicht fügen zu wollen.
Zwar leisteten sich die FCA-Profis einen schwachen Pflichtspielauftakt beim Pokal-Aus in Magdeburg, danach indes zeigten sie ansprechende Leistungen. Die Augsburger fühlen sich in ihrer Rolle wohl, ziehen daraus Motivation, wie Max trotzig betonte. „Wir wollen den Leuten beweisen, dass wir nicht Abstiegskandidat Nummer eins sind.“
Stefan Reuter war nicht entgangen, wie in weiten Teilen der Republik über seinen FCA gedacht wurde. Vor dieser Saison sei das Thema „extrem aufgekommen“, wie Reuter es beschrieb. Zu den Abstiegskandidaten zu zählen, sei man aber seit ein paar Jahren gewohnt, meinte er. Er ordnete den guten Start ein, wollte sich in seinem Urteil möglichst frei machen von Ausschlägen nach unten oder oben. „Vor drei Wochen hieß es noch: Der Kader ist grausam zusammengestellt.“ Man müsse Manches relativieren und Kritik auch mal hinnehmen. Entscheidend sei, fügte Reuter hinzu, dass Trainerteam und Mannschaft konzentriert weiterarbeiten.
FCA: "eklig" verteidigen, Bälle erobern, schnelle Gegenangriffe
Während andere Bundesligisten sich noch finden und Strukturen innerhalb des Teams aufbauen müssen, vertrauen die Augsburger auf Bewährtes. Trainer Baum will mit seiner Mannschaft „eklig“ verteidigen, Bälle erobern, die Unordnung des Gegners nutzen und zu schnellen Gegenangriffen übergehen.
Basis des Gesamtkonstrukts ist einmal mehr der Teamgeist. Um diesen nicht zu gefährden, musste wohl unter anderem Unruheherd Raúl Bobadilla gehen. Philipp Max, auf der linken Abwehrseite gesetzt und auf dem Weg zum Führungsspieler, begründete darin den Erfolg. „Es ist auffällig, dass wir trotz des großen Kaders eng beisammen stehen.“ Im Misserfolg kann in einem aufgeblähten Kader, wie dem der Augsburger, das Binnenklima gestört sein; im Erfolg hingegen wird unzähliges Personal gerne als Stärke interpretiert. So sprach Reuter von einer „gesunden Konkurrenzsituation“. Und schob hinterher: „Der Trainer hat Möglichkeiten. Wir sind flexibel.“
Der FCA und seine neuen Möglichkeiten
In Frankfurt variierte Trainer Baum zwischen einer Vierer- und Fünferabwehrkette, außerdem konnte er es sich leisten, Fünf-Millionen-Neuzugang Michael Gregoritsch und Caiuby auf die Ersatzbank zu setzen. Vor drei, vier Jahren wäre das noch nicht möglich gewesen, kommentierte Reuter.
Die Augsburger haben sich mit ihren Erfolgen gegen Köln und Frankfurt und dem Punktgewinn gegen Mönchengladbach in der Liga Respekt erarbeitet, Frankfurts Verantwortliche lobten den Auftritt der Gäste. Zudem kann der FCA beruhigt dem Heimspiel am Dienstagabend gegen RB Leipzig entgegenblicken (20.30 Uhr/Sky). Verteidiger Max gibt sich selbstbewusst: „Jetzt können wir mit breiter Brust und Feuer in den Augen in dieses Spiel gehen.“
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