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Ex-Radrennprofi vor Gericht: Jan Ullrich wird Gefängnis wegen Alkoholfahrt wohl erspart bleiben

Ex-Radrennprofi vor Gericht

Jan Ullrich wird Gefängnis wegen Alkoholfahrt wohl erspart bleiben

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    Der frühere Radprofi Jan Ullrich steht ab Dienstag vor Gericht. Er war betrunken am Steuer erwischt worden.
    Der frühere Radprofi Jan Ullrich steht ab Dienstag vor Gericht. Er war betrunken am Steuer erwischt worden. Foto: Patrick Seeger dpa

    Jan Ullrich nimmt an der Tour de France noch heute regen Anteil. Ullrich kommentiert Highlights im Internet und spielt spannende Etappen auf der Playstation nach. Da passt es gut, dass die Tour am Dienstag (21.7.) Pause macht. Denn an dem Tag hat der erste und bislang einzige deutsche Gesamtsieger des berühmtesten Radrennens der Welt (1997) einen ganz anderen Termin: Vor einem Gericht seiner Wahlheimat Schweiz muss Ullrich sich verantworten, weil er vor mehr als einem Jahr unter Alkohol einen Autounfall verursacht hat.

    Darauf stehen bei den Eidgenossen happige Strafen. Schon wer mit 0,8 Promille erwischt wird, ist nicht nur seinen Führerschein für drei Monate los, sondern muss bis zu 3000 Franken (derzeit fast 2900 Euro) zahlen. Bei Unfällen unter Alkohol drohen gar drei Jahre Gefängnis. Das Schweizer Verkehrsrecht gilt als eines der härtesten der Welt.

    Muss Jan Ullrich ins Gefängnis?

    Muss Jan Ullrich also hinter Gitter? Steht die Karriere des als Berater und Werbeträger in Sachen Radsport geschätzten Ex-Stars vor dem Aus? Viele Monate hat sich die Staatsanwaltschaft des Kantons Thurgau Zeit genommen, um zu prüfen, wie schwer das Vergehen des heute 41-jährigen Rostockers wiegt. Wie es jetzt aussieht, wird ihm das Gefängnis erspart bleiben - wenn auch nur knapp. 

    Die Staatsanwaltschaft strebt nach eigenem Bekunden keine unbedingte Haftstrafe an. Sie will vor dem Bezirksgericht Weinfelden, rund 15 Kilometer südlich des Bodensees, zwar 18 Monate Gefängnis fordern. Doch die sollen für vier Jahre zur Bewährung ausgesetzt werden. Außerdem soll Ullrich 10 000 Franken (9600 Euro) Geldbuße zahlen. 

    Das ist Jan Ullrich

    Der Radrennfahrer Jan Ullrich ist 41 Jahre alt (geboren am 2. Dezember 1973 in Rostock)

    - Wohnort Scherzingen, Schweiz - verheiratet, vier Kinder

    - Deutschlands Sportler des Jahres 1997 und 2003 - Tour de France-Sieg 1997, Tour-Zweiter 1996, 1998, 2000, 2001, 2003

    - Olympiasieger im Straßenrennen in Sydney 2000

    - 2002 erste Sperre nach positivem Doping-Test auf Amphetamine - 2007 Rücktritt vom aktiven Radsport

    - 2008 stellt die Staatsanwaltschaft Bonn Betrugermittlungen gegen ihn ein, Ullrich zahlt dafür 250 000 Euro für gemeinnützige Zwecke

    - 2012 sperrt der Internationale Sportgerichtshof CAS Ullrich wegen Dopings und streicht alle seine Ergebnisse seit Mai 2005 (dpa)

    Wie die Verteidigung dazu steht, blieb zunächst unklar. Und erst Recht, zu welchem Entschluss das Gericht bei der Betrachtung der Tat kommt. "Am 19. Mai 2014, kurz nach 20.00 Uhr, fuhr Jan Ullrich mit überhöhter Geschwindigkeit und - zum zweiten Mal an diesem Tag - unter Alkoholeinfluss stehend von Happerswil in Richtung Illighausen", hielt die Staatsanwaltschaft fest. "Bei der Kreuzung K103/K105 in Mattwil/TG kollidierte er zuerst mit dem Heck eines bei der Kreuzung stehenden Fahrzeuges und danach frontal mit einem entgegenkommenden

    Jan Ullrich soll laut einem Bericht Tempo 139 gefahren sein

    Verletzt wurde glücklicherweise niemand. Nach Angaben der "Bild"-Zeitung errechneten Gutachter, dass Ullrich 139 Stundenkilometer drauf hatte. Auf einer 80er-Straße. Bei 60 km/h über dem Limit wäre in der Schweiz wegen "Rasens" in Kombination mit Alkohol eine Gefängnisstrafe kaum vermeidbar. Womöglich schrammt Ullrich daran also um nur einen Stundenkilometer vorbei.  

    Die Blutalkoholmessung ergab laut Polizei 1,4 Promille. Als "fahrunfähig" gilt den Eidgenossen jeder ab 0,5 Promille aufwärts. Doch es muss auch jeder Fall individuell beurteilt werden. 

    Ex-Radrennprofi bereut Alkoholfahrt

    Wichtig ist auch, wie die Persönlichkeit des Angeklagten eingeschätzt wird. Weder dem Staatsanwalt, noch dem Richter dürfte entgangen sein, dass er Reue bekundete. "Es ist unverzeihlich, dass ich mich unter Alkoholeinfluss ans Steuer gesetzt habe", postete Ullrich auf Facebook. "Das war ein Riesenfehler, den ich zutiefst bereue." In der "Bild"-Zeitung legte er nach: "Für den Rest meines Lebens habe ich mir vorgenommen: Wenn ich Auto fahre, gilt Promillegrenze 0,0."  

    Einen Shitstorm konnte sich der Ex-Star auf seinem öffentlichen  Facebook-Account damit aber auch nicht ersparen. "Der soll mal richtig Knast auf das Ding bekommen", forderte Ronny R. aus Dresden. Martin H. aus Recklinghausen wetterte: "Einmal Drogen immer dpa/AZ

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