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Erster Tennisprofi als Zocker enttarnt: Wettskandal: Auch Kohlschreiber wird belastet

Erster Tennisprofi als Zocker enttarnt

Wettskandal: Auch Kohlschreiber wird belastet

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    Wettskandal: Auch Kohlschreiber wird belastet
    Wettskandal: Auch Kohlschreiber wird belastet

    Hamburg/Schanghai (dpa/AZ) - Im Profitennis-Wettskandal sind noch lange nicht alle Karten aufgedeckt, aber der erste Falschspieler hat sich verzockt. Die ATP sperrte im Italiener Alessio Di Mauro den ersten Profi wegen unerlaubter Wetten. Der 31-Jährige wurde bis zum August 2008 von der Tour verbannt und muss eine Geldstrafe von 60 000 Dollar (40 000 Euro) bezahlen. Eine im April begonnene Untersuchung ergab, dass der Weltranglisten-124. von November 2006 bis Juni 2007 in 120 Fällen unerlaubt auf den Ausgang von Tennis-Matches Geld gesetzt hatte.

    "Wir haben keine Beweise gefunden, dass der Spieler auf seine eigenen Matches gewettet oder versucht hat, den Ausgang von Spielen zu beeinflussen", betonte der für den Spielbetrieb zuständige ATP-Vizepräsident Gayle David Bradshaw. Die ATP sah von der Höchststrafe von drei Jahren ab, weil im Fall des geständigen Italieners die Sanktion "fallspezifisch und nicht Abschreckung" sein sollte. Nach Angaben von Di Mauros Trainer Fabio Rizzo habe sein Schützling stets nur Beträge von 15 bis 20 Euro verwettet; insgesamt 6000 bis 7000 Euro "aus Ignoranz und Naivität". ATP-Präsident Etienne de Villiers betonte am Rande des Masters-Turniers in Schanghai, man werde alles tun, "um dieser Macht zu begegnen" und versicherte bei dem eigentlich als glanzvoller Saisonausklang gedachten Turnier: "Wir nehmen das Ganze sehr ernst. Allerdings glaube ich nicht, dass wir ein Problem mit der Korruption haben."

    Dagegen wird bei Welt Online auch der gebürtige Augsburger Philipp Kohlschreiber von einem anonymen Buchmacher belastet. "Etwa 30 Profis gehören zum harten Kern der Wettmafia. Es sind immer dieselben, die zocken. Die meisten kommen aus Russland, Italien und Argentinien. Aber auch deutsche Spieler gehören dazu. Kohlschreiber ist der Schlimmste von ihnen." Mindestens bei zwei Spielen von Kohlschreiber wollen Buchmacher verdächtige Wettverläufe verzeichnet haben.

    Der deutsche Daviscupspieler, der zur Zeit im Urlaub ist, reagierte geschockt. "Ich halte es für extrem unfair und skandalös, wie mein Name und Ruf als Tennisprofi durch so eine Geschichte beschädigt wird. Ich stehe dem Deutschen Tennis-Bund und der ATP für alle Fragen zur Verfügung. Ich habe nichts zu verbergen und selbst das größte Interesse daran, dass die Sache so schnell wie möglich auf geklärt wird."

    Kohlschreiber wird vorgeworfen, dass Niederlagen bei den Turnieren in Moskau und St. Petersburg unter dem Verdacht der vorherigen Absprache stehen. "Ich bin über die Niederlagen sehr enttäuscht, da ich beide Male nicht fit war und deshalb die gesteckten Ziele für das Jahresende verfehlt habe."

    Dawidenko im Blickpunkt

    Im Mittelpunkt der Verdächtigungen stand zunächst vor allem der Weltranglisten-Vierte Nikolai Dawidenko. Ende August im polnischen Sopot wurden große Summen - rund fünf Millionen Euro - auf eine Niederlage des Russen gesetzt. Seitdem ermittelt die ATP bislang ergebnislos gegen den Russen, der seine Unschuld beteuert. "Wenn die Zeitungen über mich berichten, schreiben sie nicht über meine Position im Ranking, sondern über eine Partie vor drei Monaten und darüber, dass die ATP einen möglichen Wettskandal untersucht", sagte der Russe in Schanghai. "Leute fragen mich: Wahr oder nicht?" Immer auf diese Weise in der Öffentlichkeit zu stehen, wirke ermüdend.

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