Für Dennis Endras geht ein Eishockeytraum in Erfüllung. "Ich spiele mein erstes Weltmeisterschaftsspiel. Und das vor einer Rekordkulisse von über 76.000 Leuten - das ist das Größte für mich", sagt der Torhüter der deutschen Nationalmannschaft. Bundestrainer Uwe Krupp vertraut im heutigen WM-Auftaktspiel gegen die USA (Spielbeginn 20.15 Uhr/live in Sport1) auf den 24-jährigen Allgäuer, der den nächsten Schritt auf der Karriereleiter genommen hat.
"Das ist wirklich schwer zu toppen. Zuerst die Vizemeisterschaft mit den Augsburger Panthern in der DEL und jetzt stehe ich hier gegen die Amerikaner im Kasten", beschrieb Endras seine Gefühlslage, gewohnt ruhig im Trainingsanzug in den Katakomben der Riesen-Arena stehend.
Vor zwei Jahren kam der junge Schlussmann vom Zweitligisten EV Landsberg zum DEL-Klub Augsburg und eroberte sich auf Anhieb den Stammplatz im Tor. In der abgelaufenen Saison war der 24-Jährige maßgeblich für den sensationellen Erfolg der
Seinen Vertrag in Augsburg hatte der Mann mit der Rückennummer 44 frühzeitig um ein weiteres Jahr verlängert, um sich in der Saison mit der WM im eigenen Land ganz auf seinen Sport zu konzentrieren. Nun hat Dennis Endras sein großes Ziel erreicht: die Nummer eins im deutschen Tor. Ob er das auch im weiteren Turnierverlauf bleibt, hängt vom Auftaktmatch ab.
Nach der ersten Trainingseinheit im Fußballstadion gestern Nachmittag gab der Bundestrainer seine Entscheidung auf der wichtigsten Position in einer Eishockeymannschaft bekannt. "Dennis hat es mit den Augsburger Panthern bis ins Finale gebracht. Wir haben ein gutes Gefühl mit ihm", begründete Uwe Krupp seine Wahl.
Die Bedingungen in der mit einem Aufwand von 1,2 Millionen Euro zur Eishalle umfunktionierten Spielstätte der Schalker sind noch ausbaufähig. "Das Eis war spröde und schnell abgenutzt. Aber den Amerikanern geht es nicht anders und bis zum Spiel wird es auch noch besser", merkte Endras an, der nach 70 Pflichtspielen in dieser Saison noch frisch wirkt.
Auch die heute gewaltige Kulisse - mit 76 152 Besuchern versucht der Deutsche Eishockey-Bund einen neuen Zuschauer-Weltrekord für ein Eishockeymatch aufzustellen - nimmt der AEV-Schlussmann gelassen: "Ich habe schon vor 8000 begeisterten Zuschauern im Augsburger Curt-Frenzel-Stadion gespielt. Jetzt sind es halt noch 70 000 mehr." Da müssen schon andere Dinge passieren, um einen Allgäuer aus der Fassung zu bringen. "Meine Aufgabe bleibt auch vor so vielen Leuten die gleiche: Ich muss die Schüsse halten."
Der Gegner stellt eine mit Profis aus der National Hockey League (NHL) gut bestückte Mannschaft. "Für mich sind sie einer der Mitfavoriten auf den WM-Titel", schätzt Bundestrainer Krupp den heutigen Auftaktgegner ein.
Bei den Titelkämpfen vor einem Jahr in der Schweiz erreichte das US-Team immerhin das Halbfinale, in dem es mit 2:3 gegen Russland unterlag. Bundespräsident Horst Köhler soll heute Abend Auf Schalke das WM-Turnier eröffnen. Auch das wird Dennis Endras gewohnt gelassen zur Kenntnis nehmen. Von Milan Sako