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Eishockey: Nach 42 Jahren

Eishockey

Nach 42 Jahren

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    Den Moment des großen Glücks genießt manch einer am liebsten für sich allein. Nicht so die Spieler der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft. Nachdem die Schiedsrichter den Siegtreffer zum 4:3 anerkannt hatten, bildeten sie einen Jubelknäuel.
    Den Moment des großen Glücks genießt manch einer am liebsten für sich allein. Nicht so die Spieler der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft. Nachdem die Schiedsrichter den Siegtreffer zum 4:3 anerkannt hatten, bildeten sie einen Jubelknäuel. Foto: Michael Kappeler, dpa

    Als Patrick Reimer von der Interviewrunde in die Umkleide der deutschen Mannschaft stapfte, drehten seine Teamkollegen die Musik auf. „Die immer lacht“ von Kerstin Ott dröhnte aus den Lautsprechern und die spontane Party im Bauch des Kwandong Hockey Centers nahm ihren Anfang. Den Schlusspunkt eines denkwürdigen Eishockey-Abends hatten zuvor Reimer und dann der Schiedsrichter gesetzt. 3:3 hatte es nach 60 Minuten im Halbfinale des olympischen Turniers gegen Schweden gestanden. Es ging in die Verlängerung. Nach 90 Sekunden umkurvte der mit 318 Treffern erfolgreichste DEL-Rekordtorschütze Reimer zwei Schweden und schob den Puck unter Torwart Viktor Fasth ins Tor. Den Unparteiischen ging das zu schnell. Nach dem Videostudium stapfte der Schiedsrichter um 23.30 Uhr koreanischer Zeit aufs Es und verkündete: „We have a good goal.“ Der Treffer zählte, die Profis hüpften vor Freude über das Eis und bildeten ein riesiges Jubelknäuel.

    Deutschland steht nach dem 4:3 (2:0, 0:0, 1:3, 1:0) gegen den amtierenden Weltmeister Schweden im Halbfinale. Der Gegner heißt am Freitag Kanada. Erstmals seit 42 Jahren, erstmals seit Bronze bei den Spielen in Innsbruck spielt ein deutsches Eishockey-Team wieder um eine Medaille.

    „Ich wusste ganz genau, dass der Puck drin war. Es gab gar keinen Grund, den Treffer nicht zu geben“, freute sich der gebürtige Mindelheimer Reimer, der eigentlich sein Comeback gab. Zwei Spiele lang musste der 35-Jährige wegen einer Nackenverletzung aussetzen und hatte alleine trainiert, als sich seine Teamkollegen ausruhten. Gegen die Skandinavier brachte Bundestrainer Marco Sturm den Außenstürmer der Nürnberg Ice Tigers. Reimer setzte einem großartigen Spiel das Sahnehäubchen auf. Die Schweden deckten zu Beginn der Partie den wieder überragenden Torwart Danny aus den Birken mit Schüssen ein. Das DEB-Team kam kaum aus dem eigenen Drittel. Mit dem dritten Torschuss gelang jedoch dem ehemaligen NHL-Verteidiger Christian Ehrhoff das 1:0 (14.). 29 Sekunden später erhöhte Marcel Noebels auf 2:0. Die Schweden schossen von allen Positionen. Doch die Deutschen warfen sich in die Schussbahn. „Die Jungs haben heute den Preis bezahlt, es kam immer wieder einer humpelnd vom Eis oder hat sich die Hand gehalten“, lobte Reimer seine Teamkollegen.

    Erst in der 47. Minute traf Anton Lander zum 2:1. Zwei Minuten später stellte Dominik Kahun auf 3:1. Doch die Führung hielt nicht, Patrick Hersley (50.) und Mikael Wikstrand (52.) glichen aus. Der Rest ist bekannt. „Wir haben weiter an uns geglaubt und sind belohnt worden“, sagte der abgekämpfte Reimer. Die deutsche Mannschaft steht im Halbfinale. In den Gruppenspielen hatte das Team über ein 2:5 gegen Finnland, ein 0:1 gegen Schweden und ein 2:1 n.P. gegen Norwegen das Entscheidungsspiel um den Viertelfinaleinzug gegen die Schweiz erreicht. Nur 21 Stunden nach dem 2:1 n.V. gegen die Eidgenossen rang die Mannschaft den haushohen Favoriten Schweden nieder. „Es ist ein historischer Tag für das deutsche Eishockey“, sagte Ehrhoff, und der Bundestrainer war einfach nur stolz: „Das ist unglaublich. Ein Moment, von dem man geträumt hat. Dass es dann so umgesetzt wird, ist einzigartig. So kann es weitergehen.“

    Das Spiel um Platz drei steigt am Samstag, das Finale am Sonntag. Zwei Olympia-Auftritte sind noch garantiert und mit einem weiteren Sieg, ob im Halbfinale oder im Match um Platz drei, kann die Mannschaft deutsche Eishockey-Geschichte schreiben. Am Ende strahlte Patrick Reimer, wollte sich jedoch nicht zu sehr freuen: „Wir haben Großes erreicht, aber es ist noch mehr drin.“

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