Der Eishockey-Weltverband IIHF kommt wegen der unter anderem in Belarus geplanten Weltmeisterschaft immer mehr in Erklärungsnot. Der umstrittene IIHF-Präsident René Fasel räumte ein, die Umstände seines kritisierten Besuchs beim belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko zu bereuen.
"Es ist etwas blöd gelaufen, das ist mir auch peinlich", sagte Fasel dem Schweizer TV-Sender SRF News am Dienstagabend. Am Mittwoch bestätigte der 70 Jahre alte Schweizer, alternative Ausrichter für die WM vom 21. Mai bis 6. Juni zu haben: "Wir haben ein Angebot aus Dänemark erhalten und befinden uns in Gesprächen mit der Slowakei."
Die Kritik am Eishockey-WM-Ausrichter Belarus reißt nicht ab
Eigentlich soll die WM in Minsk und in der lettischen Hauptstadt Riga stattfinden. Seit geraumer Zeit aber gibt es, ausgehend von der lettischen Regierung, erhebliche internationale Kritik an einer Ausrichtung in Minsk. Dort hatte die WM bereits 2014 stattgefunden. Wegen massiver Polizeigewalt gegen Andersdenkende und mangelnder Schutzmaßnahmen in der Corona-Pandemie ist Belarus als WM-Standort inzwischen aber höchst umstritten.
Am 25. und 26. Januar will das Exekutiv-Komitee der IIHF noch einmal über das Problem der WM-Ausrichtung beraten. Dann ist auch der Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes, Franz Reindl, dabei. Reindl gilt als möglicher Nachfolger für Fasel, der als IIHF-Präsident im Herbst abtritt.
Für DEB-Boss Franz Reindl kommt ein WM-Boykott "nicht in Frage"
Der Süddeutschen Zeitungsagte Reindl, "dass wir total verurteilen, was in Belarus passiert". Ein WM-Boykott Deutschlands, das in der Vorrunde gleichwohl in Riga spielen soll, hätte aber "erhebliche Nachteile für das deutsche Eishockey zur Folge".
Bei allen Bedenken käme der WM-Entzug für Belarus durch die IIHF auch überraschend. "Stellen Sie sich vor, wir sagen die WM in Weißrussland jetzt ab: Wird das etwas an der Situation im Land ändern? Sicher nicht", sagte Fasel, der zudem offen einräumte, dass vor allem auch finanzielle Gründe gegen eine WM-Verlegung sprächen. "Wir haben einen Vertrag mit dem weißrussischen Eishockey-Verband. Unsere Pflicht ist es, die Eishockey-WM durchzuführen. Es gäbe auch Folgen, wenn man diese jetzt nicht abhält", sagte der Schweizer.
IIHF-Präsident Fasel wollte mit seinem Besuch "etwas Gutes tun"
Fasel war am Montag nach Minsk gereist, um seine "guten Beziehungen" zu Lukaschenko zu nutzen und nach eigener Aussage Bedenken vorzutragen. TV-Bilder hatten aber einen herzlichen Umgang und innige Umarmungen dokumentiert. "Es tut mir leid, wenn das zur Interpretation führt, ich würde die Vorgänge und die Repression in Belarus akzeptieren. Aber ich wollte diese spezielle Beziehung zu Lukaschenko nutzen, um etwas Gutes zu tun. Damit die WM zu einer Art Versöhnung zwischen Regierung und Opposition führt", beteuerte Fasel.
Nach seiner Darstellung habe er bei Lukaschenko insbesondere auch Verbesserungen beim Umgang mit den Folgen der Coronavirus-Pandemie angemahnt. "Wir können dort nicht vom internationalen Standard sprechen, den man für eine WM erwartet. Aber wir haben inzwischen eine Zusage der Regierung, die IIHF-Richtlinien umzusetzen." Es gebe aber nach wie vor "noch viel zu tun": "Wir sind es Teams schuldig, für ein sicheres Umfeld zu sorgen und das werden wir auch tun." (dpa)
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