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Ehemaliger Oberlöwe gestorben: Karl-Heinz Wildmoser: Im Herzen ein Löwe

Ehemaliger Oberlöwe gestorben

Karl-Heinz Wildmoser: Im Herzen ein Löwe

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    Karl-Heinz Wildmoser
    Karl-Heinz Wildmoser Foto: AZ-Montage

    Eigentlich hätte Karl-Heinz Wildmoser auch Schauspieler werden können. Für das "Königlich Bayerische Amtsgericht" oder den "Komödienstadl" wäre er prädestiniert gewesen.

    Barock, jovial, schlitzohrig, triefend freundlich und manchmal auch richtig grantig. Der bullige Großgastronom mit den ungeschliffenen Manieren hatte zudem auch einen Hang zur Selbstdarstellung. Doch der gelernte Metzger landete auf einer anderen Bühne. 1992 wurde er Präsident des damaligen Fußball-Bayernligisten TSV 1860 München.

    Spätestens ab diesem Zeitpunkt begann für ihn das pralle Leben: Der neue König von Giesing übernahm seinen Hofstaat. Am Anfang der Wildmoser-Ära standen ausschließlich Erfolge. Zwölf Jahre nach seinem Einstieg bei den Löwen wurde er an der Grünwalder Straße wie ein Knecht, der die Tochter des Großbauern geschwängert hat, vom Hof gejagt. Gestern ist Wildmoser im Alter von 71 Jahren gestorben. Nach Informationen der Münchner Klinik Rechts der Isar starb er am Mittwochmorgen an einem Herzstillstand als Folge einer massiven Lungenembolie.

    Wie der Messias gefeiert

    Es war zuletzt ruhig um Karl-Heinz Wildmoser geworden, der früher gerne Fernsehkameras um sich hatte. Doch das hatte sich nach 2004 geändert. Als man ihn wohl zu Unrecht verdächtigte, am Schmiergeld-Skandal um die Allianz-Arena beteiligt zu sein. Drei Tage saß er damals im Gefängnis in Stadelheim, bis sich geklärt hatte, dass allein sein Sohn "Heinzi" der Übeltäter war. Ein paar Tage später trat Wildmoser als Präsident des TSV 1860 München zurück.

    Seine letzte Fahrt vom Trainingsgelände wurde zum Spießrutenlauf. Fans hämmerten mit Fäusten gegen das Auto und bespuckten die Scheiben. Wildmoser galt als Verräter. Als derjenige, der sich mit dem "FC-Bayern-Pack" von der Säbener Straße verbündete und gemeinsam mit dem ungeliebten Nachbarn ein gemeinsames Stadion wollte. Dieses Erbe, das den Löwen mittlerweile wie ein Klotz am Bein hängt, hat Wildmoser dem Verein hinterlassen.

    Als er 1994 den Löwen erschienen war, hatte ihn die Sechzger-Gemeinde wie einen Messias gefeiert. "Den hat uns der Herrgott geschickt", wurde damals ein Fan in unserer Zeitung zitiert. Es war ein Märchen wie aus 1001 Nacht. 1860 schaffte in zwei Jahren den Durchmarsch in die Bundesliga. Sonnenkönig Wildmoser hatte sich aber auch einen besonderen Trainer ausgekuckt: Werner Lorant. Keiner in diesem Universum hätte zu jener Zeit noch mehr zu den Löwen gepasst wie jener Lorant, der in seinen Zeiten als Bundesligaspieler nur als übler Treter aufgefallen war.

    Ein Duo, das seinesgleichen suchte. Zu Bundesligazeiten, wenn der "wilde Werner" mal wieder etwas wilder geworden war, musste sich Wildmoser oft mit breiter Brust vor ihn werfen. Lorant legte sich mit allem und jedem an. Am liebsten mit Schiedsrichtern oder mit der Presse. "A bisserl missts'n scho a versteh. Dös moant der net so", entschuldigte sich dann Wildmoser für Lorant. Aber auch die beiden selbst zofften sich oft wie ein altes Ehepaar. Doch die Erfolge schweißten wieder zusammen. Als die Löwen im Jahr 2000 im UEFA-Cup spielten, war der Klub am Gipfel angekommen. Doch da begann auch schleichend der Abstieg.

    2001 endete die Männerfreundschaft zwischen Wildmoser und Lorant. Nach einer Pleite im Derby gegen den FC Bayern warf ihn der Präsident raus. Mit den nächsten Trainern hatte Wildmoser kein Glück mehr. Pünktlich zur Eröffnung der neuen Arena musste 1860 absteigen. Wildmoser hinterließ eine erfolgreiche Zeit, richtete aber in der letzten Phase seiner Amtszeit auch viel Schaden an.

    Gestern sprach in einer Presseerklärung auch der FC Bayern München seine Anteilnahme aus. Jener Klub, den Wildmoser in seinen Träumen immer überholen wollte. In den vergangenen Jahren hat Wildmoser dem TSV 1860 via Presse immer Ratschläge erteilt. Er ist im Herzen immer ein Löwe geblieben. Für viele sogar der größte.

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