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EM-Qualifikation: Ohne Holland müssen wir zur EM

EM-Qualifikation

Ohne Holland müssen wir zur EM

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    Mittelfeldspieler Wesley Sneijder vergräbt sein Gesicht.
    Mittelfeldspieler Wesley Sneijder vergräbt sein Gesicht. Foto: Koen Van Weel (dpa)

    Am wenigsten Nachsicht darf sich der Gescheiterte von den eigenen Leuten erhoffen. Das ist in den Niederlanden nicht anders als im Vatikan. Deshalb muss es niemanden wundern, dass der holländische De Telegraaf das Oranje-Team für die verpasste EM-Qualifikation mit einem Untergangs-Szenario geißelt. „Der niederländische Fußball ist eingestürzt“, urteilte das Blatt vernichtend.

    Wer es nicht besser weiß, stellt sich den holländischen Fußball als Gebäude im Stil der Züricher Fifa-Zentrale vor. Das ist er aber nicht. Der holländische Fußball ist vor allem ein Talentschuppen, der zuletzt zwar ein wenig in Lieferverzug geraten ist, was ihnen jetzt die EM gekostet hat, aber eingestürzt ist dort gar nichts. Es war auch nicht nett, dass De Volkskrant den Oranje-Auftritt als „bittere Parodie auf den Spitzenfußball“ abgeurteilt hat.

    EM ohne Holland! In Deutschland darf man wieder singen

    Das alles sind Steilvorlagen für jene, die es nie besonders gut mit den Holländern gemeint haben, die jetzt eine EM-Anreise ohne Wohnwagenkolonnen feiern. Das sind zuallererst die Deutschen. In deren Liedgut hält seit Jahren ein Einzeiler die Top Ten besetzt. Geschrieben, wenn sich das so sagen lässt, wurde er nach der Jahrtausendwende.

    Damals hatte die Fußball-Großmacht Niederlande gerade die WM-Qualifikation für Asien verpasst, was überall, wo mehr als drei deutsche Fans zusammenstanden, zum choralen „Ohne Holland fahren wir zur WM“ führte. Das dokumentierte schon damals die besonderen Fußball-Beziehungen der Nachbarn. Für keine andere Nation hätten die Deutschen gesungen. Jetzt dürfen sie wieder singen.

    Oranje geht der Nachwuchs aus

    Bondscoach Danny Blind hadert während des Spiels gegen die Tschechen.
    Bondscoach Danny Blind hadert während des Spiels gegen die Tschechen. Foto: Koen Van Weel (dpa)

    Selten ist eine Fußball-Nation, die vor einem Jahr WM-Dritter war, derart abgestürzt. Guus Hiddink hat als Nachfolger von Louis van Gaal dessen unspektakuläres, aber erfolgreiches Defensivsystem für das einst gefürchtete Angriffsspiel der Holländer geopfert. Darüber hinaus fehlen der „Elftal“ inzwischen jene großartigen Solisten, die das kleine Land über Jahrzehnte in beneidenswerter Anzahl hervorgebracht hat. Hiddink-Nachfolger Danny Blind ist nur Konkursverwalter und muss damit leben, dass seine Spieler als Blind-Gänger verspottet werden. Im verletzungsanfälligen Arjen Robben ist ihm nur noch ein Weltklasseakteur geblieben.

    Sneijder, van Persie und Huntelaar sind in die Jahre gekommen. Die Talente aus den Nachwuchs-Internaten sprießen schon lange nicht mehr so üppig. Auch ein Grund, warum Hollands Top-Klubs keine große Rolle mehr spielen. Schön ist das alles nicht. Holland hat schließlich noch jedes Turnier bereichert. Begegnungen mit Deutschland waren Hochfeste des Fußballs. Dafür hätte man sich nächsten Sommer gerne hinter einen Wohnwagen gehängt.

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