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EM-Qualifikation 2012: Mesut Özil, das Superhirn der deutschen Nationalelf

EM-Qualifikation 2012

Mesut Özil, das Superhirn der deutschen Nationalelf

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    Es war ein perfekter Abend für Mesut Özil. Das Superhirn der deutschen Nationalmannschaft erzielt drei Tore gegen Österreich in der EM-Qualifikation.
    Es war ein perfekter Abend für Mesut Özil. Das Superhirn der deutschen Nationalmannschaft erzielt drei Tore gegen Österreich in der EM-Qualifikation. Foto: dpa

    Er streichelt den Ball, stoppt ab, schlägt einen Haken, passt gefühlvoll im richtigen Moment oder setzt seinen erstarkten Körper geschickt ein, um den Verteidiger beim Tackling ins Leere laufen zu lassen. Er ist brilliant, denn von seiner Abschlussschwäche ist nichts mehr zu sehen. Routiniert im Stile eines Torjägers schenkt er beim EM-Qualifikationsspiel gegen Österreich Torhüter Christian Gratzei einen Hattrick ein: Mesut Özil, das neue Superhirn der deutschen Nationalmannschaft.

    In beeindruckender Manier führte der Offensivmann sein Team zu einem 6:2-Kantersieggegen ein zugegeben hoffnungslos überfordertes Österreich. Trotzdem: Der achte Sieg im achten EM­-Qualifikationsspiel steht für Dominanz. Zwei Spieltage vor Schluss ist das EM-Ticket für die Endrunde in Polen und der Ukraine bereits gelöst. In der Vergangenheit lief es für Deutschland nicht immer so entspannt.

    Der "Designer" Özil tankt bei Real Madrid Selbstvertrauen

    Diese positive Entwicklung der deutschen Nationalelf vom robusten Rumpelfußball zum graziösen und doch effektiven Vertikal-Spiel ist eng verknüpft mit dem Mittelfeld-Techniker Özil. Von seinen Madridistas wird der Ausnahmefußballer mittlerweile liebevoll „Designer des Spiels“ genannt wird. Der 23-Jährige ist bei Real Madrid nach einer Saison der unangefochtene Leader im offensiven Mittelfeld. Weltfußballer Kaká schmort so lange auf der Bank bis Trainer José Mourinho glaubt, der kleine Deutsch-Türke habe genug dirigiert. Von dieser Qualität, die Özil im Fuß hat, könnte auch sein kongenialer Partner Cristiano Ronaldo ein Lied singen. Etliche Treffer der galaktischen Marke von 40 Saisontoren gehen auf die Vorbereitung der Nummer 10 im Real-Dress zurück. 

    Konsequente Jugendarbeit bringt Talente wie Götze oder Özil hervor

    Diese Mutation des deutschen Teams hin zum großen Vorbild Spanien oder Barcelona, die seit einigen Jahren mit ihrem perfekten Kombinationsspiel den Weltfußball dominieren, kommt nicht von ungefähr. Sie fußt auf der konsequenten Förderung von Jugendspielern in den Vereinen und den DFB-Leistungszentren eines Matthias Sammers. Dort werden die Özils, Götzes oder Schürrles ausgebildet. Joachim Löw bekommt diese Fülle an Qualität quasi frei Haus.

    Nun hat Löw bis zur EM 2012 die größte Arbeit vor sich. Dies zeigt gerade der Auftritt gegen die österreichische Auswahl, bei denen Coach Didi Constantini wohl endgültig vor dem Aus steht. Die Diskussionen darüber, wen der Bundestrainer in die erste Elf schickt, waren wohl seit Jahren nicht mehr so groß. Bei der WM 2006 in Deutschland stellte sich die Mannschaft fast noch von selbst auf. Ein Jahr nach der WM 2010 in Südafrika könnte Löw jede Mittelfeldposition dreimal besetzen. Denn sogar ein Verlust Özils ist durch Wunderkind Mario Götze zu kompensieren, wie das Freundschaftsspiel gegen Brasilien zeigte.

    Diese Fülle an Nachwuchsspielern darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Löw in der Abstimmung noch feilen muss, um die nötige Balance zwischen Offensive und Defensive nach Vorbild Spaniens auf das Feld zu bekommen. Auch das offenbarte Sparringspartner Österreich.

    Badstuber offenbart große Schwächen

    Denn die Nummer 68 der Welt kam derart leicht zum doppelten Torerfolg durch Skandalnudel Marko Arnautovic und den Stuttgarter Martin Harnik, dass man glauben konnte, die deutsche Abwehr – allen voran Holger Badstuber – überlegt sich schon ab der 30. Minute, wo man am Freitagabend in Gelsenkirchen noch gemütlich feiern könnte. Hätte der Gegner tatsächlich Spanien geheißen – dieses Szenario könnte bei der Endrunde wegen der Auslosungstöpfe Realität werden  –, dürfte dies bei Jogi Löw zu einem Herzkasper an der Seitenlinie führen.

    Unverständlich ist es da fast, dass der Bundestrainer sich diesem Stress aussetzt. Holger Badstuber in der Startformation zu stellen, während Per Mertesacker und Jerome Boateng auf der Bank schmoren, hat schon etwas masochistische Züge. Aber vielleicht nutzte ein vom Sieg überzeugter Löw bereits das Spiel gegen Österreich als Testphase für die EM 2012. Fest steht nun:

    Podolski nimmt sich die Kritik zu Herzen

    Umso erfreulicher ist die Leistungssteigerung des Kölners Lukas Podolski. Trug der Stürmer in den letzten Partien lediglich sein Leibchen über den Platz, fiel er gegen Österreich in bestechender Form auf. Er war stets auf Ballhöhe, zündete mehrmals seine linke Rakete und erinnerte so selbst seine ärgsten Gegnern an die Gründe, warum Joachim Löw eine scheinbar unerschütterliche Nibelungentreue zu Prinz Poldi hält.

    ÜberGötzes Bankdasein musste dann sogar Bundestrainer Löw nach dem Spiel im Gespräch mit Kathrin Müller-Hohenstein und Oliver Kahn schmunzeln. Dem Wunderknaben gelang es bei lediglich zehn Minuten Einsatzzeit, sein scheinbar unerschöpfliches Potential zu zeigen. Mit einer Direktabnahme per Außenrist trug sich der 19-Jährige in die Torliste ein. Zudem deuteten Götze und Özil ein Spielverständnis an, das momentan nur die Welt- und Europameister Xavi Hernández und Andrés Iniesta auf den Platz zaubern – für Jogi Löw also die Erfüllung eines lang ersehnten Traums.

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