Jung, schnell, zweikampfstark, technisch versiert – das sind die Merkmale, die Bundestrainer Joachim Löw so gerne bei seinen Schützlingen in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft sieht. Am Freitagabend (20.45 Uhr) dürfen nun die deutschen Kicker diese Attribute bei der EM-Qualifikation präsentieren. Es geht gegen den Erzrivalen Österreich in der Arena auf Schalke. Ein Punkt reicht für eine Teilnahme an der EM-Endrunde 2012 in Polen und der Ukraine. In der Startaufstellung für diesen letzten Schritt fehlt einer, den die meistens Fans und Experten wohl erwartet haben: Mario Götze.
Der junge Dortmunder, der nach seinem Startelf-Debüt im Freundschaftsspiel gegen Brasilien bereits als Wunderkind geadelt wurde, muss auf der Bank Platz nehmen. Es scheint schlichtweg keine Verwendung im System Löw für den 19-Jährigen zu geben.
Podolski und Müller haben die Nase vor Götze
Der Bundestrainer verlangt besonders auf den Flügeln Spieler, „die mit Tempo in die Schnittstellen gehen“. Götze fehlt zwar nicht das Tempo, er hat aber meistens den Ball dabei am Fuß – anders als Thomas Müller. Allein durch seine Torgefahr hat sich Müller beim FC Bayern München und in der Nationalmannschaft unentbehrlich gemacht. Pech für Götze, dass Löw nicht so schnell vergisst, wie es die so genannten Experten oft tun.
Über die linke Seite, die Götze oder Müller ebenfalls bespielen könnten, scheint Jogi Löw genauso wenig eine Veränderung herbeizusehen. Denn er lässt wohl einmal mehr Lukas Podolski auflaufen, der seine Rolle als spritziger Flügelflitzer in den letzten Spielen derart vernachlässigte wie der Nikolaus die tägliche Rasur. Nibelungentreue zwischen zwei alten Freunden möge da wohl mancher vermuten. Der Druck für Podolski wird jedoch größer; auch von Löw: „Er muss konstanter spielen.“
Schürrle auf dem Sprung in die erste Elf
Sollte das unsichtbare Band zwischen Poldi und Löw doch einmal durchschnitten werden, ist ein Einsatz des 19-jährigen Götze immer noch nicht gewährleistet. Denn im Genick des Kölners sitzt nicht der BVB-Star, der vor kurzem ein Angebot über 40 Millionen Euro von Arsenal London hatte.
Der Bundestrainer hat vielmehr André Schürrle als Kronprinzen des Prinzen ausgemacht. Denn die Attribute des Leverkuseners decken sich mit den Vorgaben des Direktors: laufstark, schnell, zielstrebig in die Schnittstellen und torgefährlich – so wie einst der Kölner Jung vor seiner Irrfahrt nach München.
Mesut Özil für die EM-Qualifikation über jeden Zweifel erhaben
Bleibt also im offensiven Mittelfeld für den jungen Mario Götze noch eine Position: der Regisseur, die Nummer 10. Dumm nur, dass dort ein gewisser Mesut Özil von Real Madrid seine Bahnen zieht; ein Spieler, den die Anhänger der Königlichen bereits nach einer Saison als Offenbarung verehren. Schon jetzt wird er mit dem großen Zinedine Zidane verglichen. Nicht umsonst durfte er vor der Saison seine Trikot-Nummer von der 23 auf die 10 ändern. Es ist unwahrscheinlich, dass ein fitter Özil sich bis nächstes Jahr von Mario Götze verdrängen lässt.
Fußball-Deutschland sollte sich aber nicht grämen. Denn zum Glück darf Jogi Löw sowohl in der Qualifikation als auch bei der Endrunde der Europameisterschaft in Polen und der Ukraine, bei der der deutschen Nationalmannschaft eine schwere Gruppe bevorsteht, dreimal auswechseln. Und die Hoffnung stirbt schließlich zuletzt, dass es dem Bundestrainer mit der Leistung von Lukas Podolski zu dumm wird und er dafür lieber Müller über Links und Götze als kongenialer Partner von Mesut Özil über Rechts spielen lässt, auch wenn er dann nach Ansicht Löws seinen Anforderungen nicht ganz gerecht wird.