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EM 2016: Anschlag während EM: Frankreich übt für das Horror-Szenario

EM 2016

Anschlag während EM: Frankreich übt für das Horror-Szenario

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    Anschlag in der EM-Fanzone: Frankreich übt Horror-Szenario
    Anschlag in der EM-Fanzone: Frankreich übt Horror-Szenario Foto: Guillaume Horcajuelo/dpa

    Es ist ein Albtraum-Szenario: Während Fußballfans ausgelassen ein EM-Spiel feiern, geht plötzlich eine Bombe hoch. Es herrscht Chaos, viele Menschen sind verletzt. Kurz darauf wird klar, dass die Explosion auch eine chemische Substanz in die Luft geschleudert hat, Opfer klagen über Übelkeit und brennende Augen. Verletzte schreien um Hilfe, Männer in Schutzanzügen rücken in der Fanzone an.

    Die terroristische Bedrohung ist echt

    Der Fall ist ausgedacht, Teil einer Übung, mit denen sich Sicherheitskräfte drei Monate vor der Fußball-Europameisterschaft in Frankreich auf den schlimmsten Fall vorbereiten. Doch die terroristische Bedrohung in dem Land ist echt, warnen Behörden ständig. 

    Die Anschläge des vergangenen Jahres haben der Frage nach der Sicherheit für das Fußballspektakel noch mehr Gewicht verliehen. Umso mehr, als bei der Mordserie am 13. November auch am EM-Stadion im Pariser Vorort Saint-Denis Bomben hochgingen.

    51 Spiele in zehn Städten, dazu zehn Fanzonen, in denen allein fast 7 Millionen Besucher erwartet werden. Die Vorsicht gebiete es, alle Möglichkeiten in Betracht zu ziehen, sagt Innenminister Bernard Cazeneuve.

    Und so treten im südfranzösischen Nîmes 1200 Polizeischüler nach ihrem Unterricht als Komparsen an und spielen Fußballfans. Sie legen sich ins Zeug, singen die Marseillaise und starten Fangesänge. Manche tragen sogar ein Trikot, bunte Perücken oder Fahnen. Im kleinen Maßstab haben die Behörden eine Fanzone nachgebaut, einschließlich Drängelgittern und Pizzawagen. Nur die Leinwand fehlt, dafür beklatschen die Polizeischüler ihren Innenminister, als der die Beobachtertribüne betritt.

    Jedes mögliche Szenario wird geübt

    "Am Anfang ist es eine Explosion, mehr wissen wir nicht", beschreibt Jean-Cyrille Reymond, der die Rolle des Operationschefs übernimmt, das Szenario. "Kurz danach merken wir, dass es sich in der Tat um einen Anschlag handelt. Jemand hat sich in die Luft gesprengt, und das hat chemische Folgen." Die Einsatzkräfte stammen an diesem Tag größtenteils aus der Region Marseille  - dort werden sechs EM-Partien ausgetragen, bis zu 80.000 Fans könnten Spiele zudem in der Fanzone verfolgen.

    Gil Dopierala sieht zu, wie seine Leute ihre vom Einsatz zurückgekehrten Kollegen vorsichtig aus den Schutzanzügen schälen. Die Szene erinnert an einen Hollywood-Katastrophenfilm, durch die Masken dringen die Anweisungen nur gedämpft nach draußen: "Hände nach oben" - "Jetzt einen Schritt nach vorne". Bei manchen beschlägt von innen langsam das Visier. "Wir müssen sicherstellen, dass die Kontaminierung nicht weitergetragen wird", sagt er. Ein Gendarm bezeugt: "Das ist eine sehr anstrengende Kleidung."

    An anderer Stelle hat die Luftwaffe ein Zelt mit Dekontaminierungsduschen aufgebaut, für die Opfer des Anschlags. Auch ein Hospital wird bei der Übung auf dem Gelände einer Polizeischule nachgestellt. "Die Krankenhäuser müssen sich darauf vorbereiten, plötzlich und unerwartet viele Opfer zu empfangen", sagt Doktor Nicolas Galiano.

    Kein Sportereignis in Frankreich ist je so gut beschützt worden

    Frankreich hat in diesem Jahr insgesamt 75 Krisenübungen im ganzen Land geplant, bei denen Situationen mit zahlreichen Verletzten geübt werden - die natürlich nicht nur für die EM gedacht sind und nicht alle so groß sind wie die Aktion in Nîmes, die von zahlreichen Kamerateams gefilmt wurde. 52 waren allein im ersten Vierteljahr angesetzt, also vor der EM.

    Natürlich wollen die Behörden, dass es gar nicht erst soweit kommt. "Alles wird getan, um das Drama zu verhindern, dass wir gleich simulieren werden", betont Sportminister Patrick Kanner vor der Übung. Kein Sportereignis in Frankreich sei je so gut beschützt worden. Die Organisatoren haben 10 000 private Sicherheitskräfte engagiert, an den Stadien soll jeder Zuschauer zweimal kontrolliert werden. Auch an den Fanzonen unter freiem Himmel werden die Besucher kontrolliert. Und falls nötig würden Fanzonen auch abgesagt, wenn die Bedingungen nicht erfüllt seien, sagt Cazeneuve. "Wir wollen, dass das Fest schön ist. Und damit das Fest schön ist, darf es null Risiko geben."  (dpa)

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