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EM 2012: Deutschland gewinnt hochverdient: Das Endspiel rückt näher

EM 2012

Deutschland gewinnt hochverdient: Das Endspiel rückt näher

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    Da haben zwei gut Lachen: Sami Khedira und Mesut Özil schauen nach ihrem Viertelfinal-Sieg zu den deutschen Fans.
    Da haben zwei gut Lachen: Sami Khedira und Mesut Özil schauen nach ihrem Viertelfinal-Sieg zu den deutschen Fans. Foto: dpa

    Deutschland hat auf seinem Weg ins Finale der Fußball-Europameisterschaft nur noch eine Hürde zu nehmen. Die Mannschaft von Joachim Löw bezwang gestern Abend mit einem am Ende bärenstarken Viertelfinal-Auftritt Griechenland mit 4:2 (1:0). Es war der 15. Sieg in Pflichtspielen hintereinander – „Weltrekord“. Bislang ist das noch keiner Nationalmannschaft gelungen. Die Deutschen treffen nun am Donnerstag in Warschau auf den Sieger der Partie England gegen Italien, die diesen Sonntag in Kiew stattfindet. Die Hauptstadt der Ukraine ist das Ziel der deutschen Elf. Dort wird am 1. Juli (alle Spiele 20.45 Uhr) der Europameister ermittelt. Magier Löw verblüfft - Warten auf Halbfinalgegner

    Es war gestern Abend in Danzig lange das von vielen prophezeite und gefürchtete einseitige Spiel zwischen dem Europameister von 2004, und dem WM-Dritten 2010. Die Griechen versammelten sich in Mannschaftsstärke vor dem eigenen Strafraum, während die Deutschen in zahllosen Anläufen versuchten, einen Weg durch das Bollwerk zu finden. Das war erwartungsgemäß nur selten schön anzuschauen. Erst als die Griechen in der zweiten Spielhälfte etwas mehr wagten, gewann die Partie an Klasse. Das allerdings war fast ausschließlich ein Verdienst der deutschen Mannschaft.

    EM 2012: Überraschender Personalwechsel

    Joachim Löw hatte seine Startformation überraschend umgebaut. Für Gomez, Podolski und Müller spielten Klose, Schürrle und Reus. Auch Lars Bender musste seinen Platz wieder für den zuletzt Gelb-gesperrten Jérôme Boateng räumen. Der Bundestrainer hatte zuletzt mehrfach mit personellen Überraschungen kokettiert, abgesehen vom Auftaktspiel gegen Portugal, als Hummels und Gomez, anstatt der favorisierten Mertesacker und Klose spielten, aber nichts mehr unternommen. Allerdings dürfte die Überraschung etwas von ihrer Wirkung verloren haben, weil die Nachricht von Löws Personalwechseln bereits um 15 Uhr bekannt und damit auch dem Gegner Griechenland zugänglich war.

    Offiziell müssen Aufstellungen erst 75 Minuten vor Spielbeginn bekannt gegeben werden. Und weil diese Namen von den Teams gehütet werden wie die eigenen Kulturbeutel, ist auch vorher nichts zu erfahren. Außer es gibt einen Maulwurf. Schon nach dem ersten Spiel, als die Namen Hummels und Gomez Stunden vor dem Anpfiff kursierten, hatte es Nachforschungen sowie eine deutliche Ansprache des Bundestrainers gegeben. Offenbar fand sie kein Gehör.

    Aus dem Nachrichtenleck entstand kein Schaden

    Vielleicht dämpft es den Ärger des Bundestrainers ja, dass aus diesem Nachrichtenleck kein Schaden für sein Team entstanden ist. Für Angela Merkel begann die Partie ebenfalls unerfreulich. Als die Kanzlerin, die neben DFB-Präsident Wolfgang Niersbach und Uefa-Boss Michel Platini saß, auf der Videowand eingeblendet wurde, gab es Pfiffe der griechischen Fans. Die deutsche Mannschaft begann schwungvoll. Schon nach drei Minuten lag der Ball zum ersten Mal im griechischen Tor. Allerdings war Klose beim Treffer von Schürrle knapp im Abseits gestanden, weshalb der Treffer nicht in die Wertung kam. Anschließend hatte Reus die Chance zur Führung, allerdings versprang ihm der Ball auf dem regennassen Rasen.

    Schon hier zeichnete sich ab: Sobald die Deutschen schnell und direkt spielten, verloren die Griechen ihre Ordnung. Auf horizontales Ballgeschiebe reagierten sie erwartungsgemäß unempfindlich. „Wir werden Geduld brauchen“, hatte Joachim Löw prophezeit. Die Zuschauer in der nicht ausverkauften 40 000-Plätze-Arena hatten allerdings nicht allzu viel davon

    Eine hochverdiente Führung durch den Weitschuss des Kapitäns

    Verlor sich das deutsche Angriffsspiel in der Breite, folgten Pfiffe. Die deutsche Elf blieb geduldig, was mit einigen Halbchancen durch Klose und Özil belohnt wurde. Zur Pause hin entwickelte die Partie dann endgültig jenes befürchtete Format, bei dem elf Griechen den Strafraum verbarrikadierten und einer deutschen Elf, die um die 16-Meter-Linie herumspielt. In solchen Fällen hilft mitunter ein Weitschuss, zumal Torhüter Michalis Sifakis kaum einen Ball festgehalten hatte. Philipp Lahm wagte den Distanz-Versuch, und sein Flatterball schlug zur hochverdienten 1:0-Führung im griechischen Gehäuse ein.

    Die Griechen blieben zunächst ungerührt. Was immer sie vorhatten – sich schnellstmöglich um den Ausgleich zu bemühen, war jedenfalls nicht Teil ihrer Strategie. Nach dem Wechsel kam Gekas, doch der Einsatz des ehemaligen Bundesliga-Torjägers änderte zunächst nicht viel an den bestehenden Kräfteverhältnissen. Die DFB-Elf drängte auf den zweiten Treffer und hätte die Partie vorentscheiden können, wäre ihr das letzte Zuspiel nicht immer wieder misslungen.

    Die Griechen versuchten sich nun gelegentlich im Kontern, was sich anbot, weil die Deutschen gelegentlich riskant verteidigten. Eine solche Situation nutzte der Außenseiter zum völlig überraschenden Ausgleich. Der langmähnige Samaras drückte einen Querpass zum 1:1 (55.) über die Linie. Boateng war nur neben Samaras hergelaufen und Neuer bekam den Ball nicht mehr zu fassen.

    Khedira traf zur erneuten Führung

    Aber die DFB-Elf schlug zurück. Khedira trat einen Flankenball von Boateng zur erneuten Führung wuchtig unter den Querbalken (61.). Als Klose sieben Minuten später einen Özil-Eckball zum 3:1 (68.) einköpfte, war die Partie entschieden. Weil Griechenland derzeit auch nichts erspart bleibt, musste sein EM-Team auf dem Weg nach Hause auch noch den vierten Gegentreffer hinnehmen. Reus hatte einen Abpraller wuchtig an die Unterseite des Querbalkens getreten (74.).

    Dem letzten Tor des Spiels ging eine Fehlentscheidung des Schiedsrichters voraus. Ein vermeintliches Handspiel Boatengs ahndete er mit Strafstoß, den Salpingidis sicher zum 2:4 verwandelte (89.).

    Griechenlands Auswahl hat bei dieser EM erreicht, was zu erreichen war. Die deutsche Elf dagegen hat mit der zweiten Halbzeit von gestern noch einiges vor sich.

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