Es gibt auch in der kalten Jahreszeit heißen sportlichen Wettkampf. Die öffentlich-rechtlichen TV-Sender haben seit Jahren ein scheinbar unerschöpfliches Interesse am eiskalten Vergnügen bis hin zum Quotenbringer Frauen-Bob. Die private Konkurrenz schlägt auf ihre Weise gnadenlos zurück. Stefan Raab schlittert bei Pro7 seit Jahren auf asiatischen Kochtöpfen durch die Eisrinne und nennt das Spektakel in Entertainer-Bescheidenheit „Wok-WM“.
RTL garniert im Winter sein Dschungelcamp 2012 aus dem australischen Sommer-Urwald ebenfalls gerne mit modernen Gladiatoren. „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus“ heißt der Slogan der Show, dem sich in erster Linie Promis anschließen, die in der Skala der interessierten Öffentlichkeit längst auf Kreisklassen-Niveau abgesunken sind.
Doch mit Kakerlaken-Menüs und Urwald-Geschwätz kann es gelingen, der eigenen Popularität einen neuen Schub zu verleihen und nebenbei auch noch den Kontostand zu verbessern. Der Hochspringer Carlo Thränhardt war ebenso wie der Schwimmer Thomas Rupprath oder Eiskunstläufer Norbert Schramm bereits beim Pseudo-Pfandfindertreffen im Busch. Logisch, dass auch Fußballer nicht fehlen durften. Jimmy Hartwig war in der TV-Ekel-Abschlusstabelle sogar schon einmal Vierter, Eike Immel schaffte es dagegen nur auf Rang fünf.
Der legendäre Ruf des „Kugelblitzes“
Der nächste Kicker im Dschungelcamp 2012 könnte ab 13. Januar Ailton sein. Der Brasilianer hatte in der Bundesliga einen legendären Ruf. Vielen Kickerfans war es ein Rätsel, wie der „Kugelblitz“ mit seinen Körperrundungen, die nicht auf großes Interesse für Ernährungsberatung schließen lassen, Torschützenkönig werden konnte.
2004 traf er 28 Mal für Werder Bremen und schaffte es gleichzeitig, sich auch noch die deutsche Meisterschaft einzuverleiben. Mit seinem Schatz von höchstens 163 deutschen Wörtern gelang es ihm dabei, perfekte Eigenwerbung zu betreiben. „Ailton ist wie Medizin für Kranke“ oder „Ailton auswechseln – immer Fehler“ hat er den Fans hinterlassen, ehe er auf Fußball-Weltreise ging. Türkei, Ukraine, Österreich, China – dem kleinen dicken Brasilianer war kein Weg zu weit.
Diese Woche hat er mit den Werder-Altstars beim Hallenturnier in Oldenburg gespielt und sich noch etwas geziert, ob er demnächst wirklich zum australischen TV-Tarzan wird. Seine Figur würde jedenfalls bestens zu Moderator Dirk Bach passen. Es darf gerätselt werden. Aber der Einfallsreichtum und die Sendeformate von RTL sind vielfältig. Wahrscheinlich tritt demnächst Lothar Matthäus an – bei „Deutschland sucht den Superstar“.