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Doping: Der Radsport kommt nicht zur Ruhe

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Doping: Der Radsport kommt nicht zur Ruhe

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    Doping: Der Radsport kommt nicht zur Ruhe
    Doping: Der Radsport kommt nicht zur Ruhe Foto: DPA

    In Frankreich schaut man bangen Blickes auf die für den 7. Oktober erwartete Bekanntgabe der Ergebnisse von Nachtests zur Tour de France 2008 und eine mögliche Umwälzung der Gesamtwertung, in Deutschland sorgen ARD-Vorwürfe gegen Linus Gerdemann für hektische Betriebsamkeit. Das Milram-Team und sein Sponsor Nordmilch AG sind in regem Austausch, Experten streiten sich über die Interpretation von Gerdemanns Hämoglobinwerten und der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) fordert den Münsteraner zum Handeln auf. "Für uns gibt es derzeit nichts anderes, als Herrn Gerdemann darauf hinzuweisen, dass er sich sachkundig machen und sich dann äußern soll", sagte BDR-Präsident Rudolf Scharping.

    Zuvor hatte Gerdemann in dem TV-Bericht, in dem von Hämoglobin-Schwankungen beim Münsteraner im ersten Halbjahr 2006 die Rede war, Doping entschieden dementiert. Er habe "auf jeden Fall nicht manipuliert. Das kann ich ausschließen", sagte der 27 Jahre alte Milram-Kapitän. Der ARD-"Sportschau" liegt nach eigenen Angaben ein in Hamburg erstelltes Blutgutachten vor, das auf dem Bericht der Freiburger Untersuchungskommission zu

    Während unklar ist, ob im Fall des Hoffnungsträgers Gerdemann jemals Klarheit herrschen wird, stehen die Doping-Ermittlungen rund um die Tour 2008 vor dem Abschluss. Die französische Anti-Doping- Agentur AFLD will am 7. Oktober ihren Aktivitätsbericht 2008 und die Bilanz für das erste Halbjahr 2009 präsentieren, wie die

    AFLD-Präsident Pierre Bordry hatte angekündigt, die Blutproben von 15 Fahrern - darunter wohl einige Topleute - nochmals testen lassen zu wollen. Laut "Kurier" sollen sogar knapp 40 Fahrer unter Doping-Verdacht stehen. "Sie werden sicher einige Positiv-Ergebnisse haben", sagte Lehner vor dem zu erwartenden "Sturm". Rund um die Tour im vergangenen Jahr waren den Doping-Fahndern insgesamt sieben Fahrer ins Netz gegangen. Für den traurigen Schlussakkord sorgten die beiden Gerolsteiner-Profis Bernhard Kohl und Schumacher, die im Oktober positiv auf CERA getestet und anschließend gesperrt wurden. Während der geständige Österreicher Kohl mittlerweile sein Karriere-Ende erklärt hat, bestreitet der Nürtinger Schumacher jegliches Doping.

    Der AFLD-Pressekonferenz in Paris kann Gerdemann gelassen entgegenblicken: Wegen eines doppelten Beinbruchs musste der damalige Columbia-Fahrer die Tour 2008 auslassen. Der ARD-Bericht, in dem der Bayreuther Sportphysiologe Walter Schmidt Gerdemanns Hämoglobinwerte "auf den ersten Blick" als "nicht normal" bezeichnete, dürfte dem 27-Jährigen aber nicht geschmeckt haben. Argumentative Schützenhilfe bekommt er aber vom Münsteraner Sportmediziner Klaus Völker, für den Gerdemanns Daten im "normalen Bereich" liegen. "Solche Schwankungen können auftreten nach einem Infekt oder nach Dehydrierung", sagte Völker der Tageszeitung "Westfälische Nachrichten".

    2006 fuhr Gerdemann im früheren T-Mobile-Team, dem die Freiburger Kommission in ihrem Abschlussbericht attestiert hatte, von 1995 bis 2006 "systematisch gedopt" zu haben. Gerdemann selbst taucht in dem Papier aber nur einmal auf: "Unter denen, die nicht zu uns gekommen sind", sagte Kommissionschef Hans Joachim Schäfer und betonte: "Von Gerdemann weiß ich nichts." Auch Jan Ullrich, dessen Werte in den Jahren 1997 und 2006 laut ARD-Bericht ebenfalls schwankende Hämoglobin-Konzentrationen aufgewiesen haben sollen, trug damals das Magenta-Jersey. Der zurückgetretene Tour-de-France-Sieger von 1997 hat trotz belastender Indizien Doping stets bestritten.

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