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Basketballmeister: Dirk Nowitzki: „Ich brauche diesen Trubel nicht“

Basketballmeister

Dirk Nowitzki: „Ich brauche diesen Trubel nicht“

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    Dirk Nowitzki ist der Final-MVP 2011.
    Dirk Nowitzki ist der Final-MVP 2011. Foto: dpa

    Der erste Eindruck ist überaus imposant. Vor mir steht ein freundlich grinsender 2,13 Meter großer Schlaks in einem roten Pulli, langen Sporthosen und Turnschuhen. Als wir uns zur Begrüßung die Hände schütteln, sieht es so aus, als würde meine Hand in einem Schraubstock verschwinden. „Hey, wie war dein Flug?“, werde ich von meinem Gesprächspartner gefragt, ganz so, als ob wir uns bereits seit etlicher Zeit kennen. Aber das ist nicht der Fall. Das hier ist mein erstes Treffen mit Dirk Nowitzki – und es beeindruckt mich bis heute.

    Was mich damals, 2003, neben der Freundlichkeit, neben der Offenheit des Würzburgers am meisten überrascht, das ist die Bodenständigkeit des Superstars. So sehr ich ihn auch mustere: Nichts zu sehen von exquisiten Markenklamotten, von protzigen Uhren, von teurem Schmuck, den die unzähligen anderen Stars der Liga gerne tragen. „Dirkules“ oder „The german Wunderkind“, wie er von Anhängern und Presse genannt wird, scheint das alles nicht zu brauchen. An diesem Tag ist sich der Würzburger sogar nicht zu schade, den Chauffeur für uns Journalisten zu spielen. Er setzt sich ans Steuer unseres Kleinbusses und kutschiert uns 20 Minuten quer durch Dallas, ehe wir vor einem Restaurant haltmachen.

    Hier haben wir die Möglichkeit, mit Nowitzki – diesem Jahrhunderttalent, diesem Topstar der Dallas Mavericks – zu sprechen. Ausführlich und ungestört, bei Burger und einer Portion Pommes. Muss ich noch erwähnen, dass Nowitzki am Ende unseres Treffens die Zeche bezahlt? Nicht wirklich, oder?

    „Ich brauche diesen ganzen Trubel nicht“, diktiert mir der Blondschopf am Anfang des Gesprächs in den Block. „Was bringt es mir, wenn ich ständig mit Skandalgeschichten in der Öffentlichkeit stehe? Ich kann und möchte mich nicht verstellen, sondern der bleiben, der ich wirklich bin.“ Daran, da sagt man nicht zu viel, änderte auch die bittere Erfahrung vor rund zwei Jahren nichts, als seine Ex-Verlobte Crystal Taylor wegen Betrugs verhaftet wurde – eine Geschichte, die durch die Weltpresse ging. Bis heute aber hat Dirk Nowitzki von seiner vorhandenen Authentizität und seiner Bodenhaftung nichts verloren.

    So stehen etwa in den Sommermonaten neben den täglichen Trainingseinheiten in einer Rattelsdorfer Sporthalle mit seinem Privatcoach und Mentor Holger Geschwindner nach wie vor regelmäßige Besuche bei seiner Verwandtschaft im schwäbischen Donauwörth auf dem Programm.

    Daheim im Elternhaus in Würzburg schläft der „wertvollste NBA-Spieler der Saison 2006/2007“ weiter in seinem Kinderzimmer, spielt als „rührender Onkel“ mit dem Nachwuchs seiner Schwester Silke oder kümmert sich um den täglichen Einkauf beim Metzger und Bäcker. „Meine Familie ist und bleibt das Wichtigste in meinem Leben“, erklärt Nowitzki, in dessen „Basketball-Leben“ auch die deutsche Nationalmannschaft einen immens hohen Stellenwert besitzt. Neben dem Gewinn der Silbermedaille 2005 in Serbien führte der Würzburger das DBB-Team auch zu den Olympischen Spielen 2008 in Peking. „Als wir die Qualifikation geschafft hatten, saß Dirk heulend in der Kabine. Das hat mich umgehauen“, erinnert sich Bundestrainer Dirk Bauermann.

    Rund zehn Mal habe ich Dirk Nowitzki seit 2003 getroffen. Bei Spielen der Nationalmannschaft, bei offiziellen Anlässen. Zuletzt am 21. Dezember 2010 – und das ausgerechnet in Miami, wo er mir nach dem 98:96-Erfolg geduldig meine Fragen beantwortete und dabei wieder erzählte, wie sehr er sich seinen ersten Meisterschaftsring wünsche.

    Seit dem frühen Morgen des 13. Juni 2011 trägt er diesen nun endlich an seinem Finger. Herzlichen Glückwunsch, Dirk!

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