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Deutscher Meister: FC Bayern: Die Emanzipation der Münchner

Deutscher Meister

FC Bayern: Die Emanzipation der Münchner

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    Jubel um Bayerns Meisterstück - Tränen in Berlin
    Jubel um Bayerns Meisterstück - Tränen in Berlin Foto: DPA

    Arjen Robben muss das absolute Vertrauen in seinen Körper gehabt haben. Anders ist es nicht zu erklären, mit welcher Unbarmherzigkeit sich der Niederländer in die Zweikämpfe warf. Jene filigrane Sehenswürdigkeit, die vor Jahresfrist aufgrund ihrer Verletzungsanfälligkeit noch als "gläserner Spieler" bezeichnet wurde, blieb auch nach den heftigsten Remplern auf den Beinen und lachte dabei sogar.

    Holger Badstuber, Mark van Bommel und selbst die laufende Axt Martin Demichelis schafften es nicht, Robben zu legen. Der zelebrierte nach dem 3:1-Erfolg gegen Bochum vor den euphorisierten Fans mit seinem Stadion-Pogo seinen ersten Titel in Deutschland. Dem FC Bayern ist die Meisterschaft einen Spieltag vor Schluss bei drei Zählern Vorsprung und den um 17 Treffern besseren Torverhältnis nur noch theoretisch vom FC Schalke zu entreißen. Dass die Münchner somit den ersten Titel feiern können, liegt zu einem großen Teil natürlich an Robben. Der schoss, dribbelte und zauberte seine Mannschaft maßgeblich mit in eine Ausgangslage, die im Herbst des vergangenen Jahres noch wie eine Fata Morgana wirkte.

    Präsident Uli Hoeneß sieht die Künste seines Spätsommerkaufs etwas pragmatischer als Boulevard und Fanschar. "Er hat auch 25 Millionen Euro gekostet. Da muss er auch ein bisschen mehr leisten als die, die zwei Millionen kosten." Robben hat zu Genüge bewiesen, dass er gewillt ist, diesen Leistungsnachweis zu erbringen. Gegen Bochum überließ er einem anderen die Bühne: Thomas Müller. Der hat nicht mal zwei Millionen gekostet. Müller kam von den eigenen Amateuren. Mit seinen drei Treffern (18., 20., 64.) schoss er den Sieg gegen Bochum praktisch im Alleingang heraus.

    Die Tore des 20-Jährigen haben nochmals die derzeitige famose Verfassung der Bayern unterstrichen. Das Spiel der Münchner hat sich endgültig von den Launen ihrer Einzelkönner emanzipiert. Van Gaal hat es geschafft, dass das einfache Spiel Fußball simpel und selbstverständlich ausschaut. Es wirkt mitunter so, als würde nicht einmal die Gefahr bestehen, eine der Ballstafetten der Münchner würde ziellos ins Aus führen.

    Die Ausnahmespieler Robben und Ribéry nutzen das Kollektiv, um ihre individuellen Fähigkeiten zum Tragen zu bringen. Nachdem Müller sein erstes Tor nach einer Flanke des agilen Philipp Lahm mit der Brust über die Linie drückte, zeigten die Münchner beim zweiten Treffer einen dieser Spielzüge, die sich ins Gedächtnis einfräsen und bei Abruf seliges Lächeln erzeugen. Robben lupft auf Lahm, Lahm flankt auf Ribéry, Ribéry passt volley zu Müller, Müller köpft ein.

    Hätten die Münchner sich nach 25 Minuten nicht daran erinnert, dass sie ein Champions-League-Halbfinale unter der Woche bestritten haben und deswegen ja eigentlich etwas schwere Beine haben müssten, Bochum hätte ein ähnliches Desaster gedroht wie Hannover vor zwei Wochen (0:7). So aber konnte Bochums neuer Trainer Dariusz Wosz nach dem Spiel erklären, man habe sich ganz achtbar aus der Affäre gezogen und werde die ganze Konzentration nun auf das Abstiegsendspiel in der kommenden Woche gegen

    Louis van Gaal floskelte nicht. Er rühmte seinen Co-Trainer Hermann Gerland dafür, dass dieser ihm vor der Saison Thomas Müller so schmackhaft gemacht habe. Nun haben die Münchner Appetit auf mehr. Von Tilmann Mehl

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