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DFB-Pokal: Die da oben

DFB-Pokal

Die da oben

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    München Wie schwer die drei Jahre mit zwei Dortmunder Meisterschaften und einem Pokalsieg am Selbstverständnis des FC Bayern gekratzt haben, hat Uli Hoeneß Mittwochnacht mit einem bemerkenswerten Satz offenbart. „Die Verhältnisse in Deutschland“, verkündete der Bayern-Präsident nach dem 1:0 (1:0)-Sieg im Viertelfinale des DFB-Pokals über die Dortmunder, „sind jetzt geklärt.“

    Das klang so bedeutend, als wäre die Mauer wiederaufgebaut worden. So war es wohl auch gemeint. Der FC Bayern hat am Mittwoch, auch für den Letzten sichtbar, die Grenzen zum BVB neu markiert.

    Dabei hat schon vorher ein Blick auf die Bundesliga-Tabelle genügt, um festzustellen, dass den amtierenden Meister von seinem designierten Nachfolger mehr trennt, als es ein einziger Münchner Triumph über Dortmund überhaupt würde aufzeigen können.

    Das Mittwochsergebnis hat nicht einmal wiedergegeben, wie weit die Borussia im Moment hinter den Bayern herspielt. „Der Sieg war hochverdient, wir hätten zwei, drei Tore mehr schießen müssen“, urteilte Hoeneß. Weil die Gastgeber häufig am ausgezeichneten Dortmunder Torhüter Weidenfeller scheiterten, blieb es beim einzigen Treffer durch Arjen Robben.

    Der Holländer hatte als Vertreter des gesperrten Ribéry überragend gespielt und war mit dem Schlusspfiff bewegt in die Knie gesunken. Der 29-Jährige feierte neben dem Mannschaftserfolg auch einen persönlichen Triumph. Robben besitzt, nach Wochen auf der Bank, die er schwerer erträgt als andere, wieder das Prädikat wertvoll.

    Robben, Schweinsteiger, den Jupp Heynckes zum „besten Mann auf dem Platz“ erkor – und die fehlerlos agierende Münchner Abwehrreihe legten das Dortmunder Spiel humorlos an die Kette. Auch Lewandowski, den Beobachter schon diesen Sommer in München erwarten. Der Pole werde seinen Vertrag nicht verlängern, hatte Borussias Sportdirektor Michael Zorc vor dem Anpfiff bestätigt, was zu vermuten war.

    Der BVB muss sich entscheiden, ob er den Angreifer am Saisonende für eine opulente Ablöse ziehen lässt oder ihn bis 2014 behält und dann nichts mehr für ihn bekommt. Weil die Münchner in der Offensive bereits gut besetzt sind, hat sich Franz Beckenbauer zu Wort gemeldet. „Wenn man einen Lewandowski bekommen kann, soll man ihn holen“, rät der Ehrenpräsident des FC Bayern. Die Verwendung sei eine andere Frage, für die der Kaiser auch gleich süffisant einen Vorschlag liefert: „Vielleicht als Neuer-Ersatz“. Für mehr konnte sich Lewandowski nicht empfehlen. Nur Götze war von den Bayern nicht einzufangen gewesen. Der quirlige Nationalspieler war neben Weidenfeller stärkster Dortmunder, was die Gäste allerdings auch nicht rettete. „Wir haben so gespielt, wie wir wollten“, erklärte Bayern-Kapitän Philipp Lahm unbeabsichtigt doppeldeutig. Bei Dortmund war anfangs genau das Gegenteil der Fall gewesen. Jürgen Klopp: „ Ich hatte hier schon mal mehr Spaß. Die erste Halbzeit war nicht so, wie wir uns das vorgestellt hatten.“

    Dass er seine Truppe dennoch stärker gesehen hatte als die meisten Beobachter, dürfte seinem Amt als Borussen-Trainer geschuldet sein. Immerhin räumte Klopp ein, dass seine Elf „insgesamt zu wenig Chancen hatte“. Genaugenommen nur eine – und die erst in der Nachspielzeit.

    Jupp Heynckes, der schon vieles in seiner Trainerkarriere gewonnen hat, aber noch nie Pokalsieger war, steht nun im Halbfinale. Mögliche Gegner sind Wolfsburg, Freiburg und Stuttgart. Ausgelost wird am Sonntag (18 Uhr) in der ARD-Sportschau.

    Am Samstag (15.30 Uhr) spielen die Münchner bei der taumelnden TSG Hoffenheim. Heynckes wird bis dahin wieder einen Platz für Ribéry finden müssen, was schwierig werden wird, weil sich weder Müller noch Robben für die Ersatzbank empfohlen haben. Vielleicht muss der Trainer auch Boateng unterbringen, den Nationalspieler für seine Zuschauerrolle entschädigen. Boateng hat seinen Platz an Daniel van Buyten verloren, den 35-jährigen Belgier, dem viele eine Abschiedssaison auf der Tribüne prophezeit hatten.

    Heynckes hat ihm nun einen dritten Frühling beschert. Dem 67-Jährigen ist in den nächsten Monaten schlichtweg alles zuzutrauen.

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