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DFB-Pokal: Der FC Bayern München braucht Trost

DFB-Pokal

Der FC Bayern München braucht Trost

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    Bayern-Coach Pep Guardiola (links) wirkte im Lauf des Abends oft wie ein Wüterich. Doch nach dem Spiel tröstete er seine Spieler, hier Jérôme Boateng.
    Bayern-Coach Pep Guardiola (links) wirkte im Lauf des Abends oft wie ein Wüterich. Doch nach dem Spiel tröstete er seine Spieler, hier Jérôme Boateng. Foto: afp

    Als Jürgen Klopp kurz vor Mitternacht auf dem Pressepodium Platz nahm, war ein Fußballabend zu Ende, wie ihn der Trainer in den sieben Jahren seiner Dortmunder Amtszeit häufig erlebt hat. Wie man das im Laufe dieser verkorksten schwarz-gelben Saison allerdings beinahe schon wieder vergessen hatte. Eine emotionale Achterbahnfahrt, an deren Schluss Klopp die Arme in den Münchner Nachthimmel wirft und völlig losgelöst auf den Platz stürmt, um in der Jubeltraube seiner Mannschaft unterzugehen.

    Fast schon skurriler Schlussakt

    Die Dortmunder feierten Dienstagnacht einen über weite Strecken des Spiels unwahrscheinlichen Einzug ins Pokalfinale mit einem fast schon skurrilen Schlussakt. „Wir waren auf einem Rad unterwegs“, beschrieb Klopp den Weg seiner Mannschaft nach Berlin. Neutrale Beobachter würden es freilich drastischer formulieren: Die Borussen liefen lange Zeit weit hinter dem Lkw her, von dem Klopp träumt, dass er ihn ein letztes Mal als BVB-Trainer mit dem DFB-Pokal in den Händen um den Dortmunder Borsigplatz kutschiert.

    Trotzdem lagen die Gäste nach Lewandowskis Führungstor lange Zeit nur 0:1 in Rückstand (29.). Das knappe Ergebnis war freilich auch einer gehörigen Portion Glück und einer Fehlleistung von Schiedsrichter Peter Gagelmann geschuldet, der ein elfmeterreifes Handspiel von Dortmunds Marcel Schmelzer übersah.

    „75000 im Stadion haben in der einen entscheidenden Szene alles gesehen. Wenn der eine das dann nicht sieht, dann kann ich ihm einen Optiker empfehlen“, ätzte Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge in die Richtung des Unparteiischen. Gagelmann war zerknirscht: „Es ist natürlich sehr ärgerlich, wenn man solch eine Handszene nicht so wahrnimmt“, räumte der scheidende Bundesliga-Referee nach dem Studium der TV-Bilder ein.

    Besonders betrüblich für ihn: Das Halbfinale war sein letztes großes Spiel gewesen. Am 9. Juni erreicht der Angestellte im Verwaltungsmanagement die Altersgrenze von 47 Jahren. Nach rund 210 Ligaspielen ist dann Schluss.

    Ob die Münchner Dienstagnacht einen möglichen Hand-Elfmeter tatsächlich verwandelt hätten, bleibt angesichts der späteren Ereignisse allerdings fraglich. Zunächst gelang Dortmund „mit der kleinsten aller möglichen Chancen der Ausgleich“. Aubameyang vollendete aus spitzem Winkeln die Vorarbeit des eingewechselten Mkhitaryan (75.). Klopps Pausen-Appell – „Hier hat die ganze Welt schon verloren. Hier kann man untergehen, das ist Porto passiert. Aber wenn wir untergehen, dann mit fliegenden Fahnen“ – zeigte verspätet Wirkung. Dortmund ging nicht unter, sondern rettete sich mit einem immer stärker werdenden Mitch Langerak, der den verletzten Roman Weidenfeller vertrat, ins Elfmeterschießen.

    Desaster für den FC Bayern München

    Spätestens jetzt entwickelte sich der Abend für den FC Bayern zum Desaster. Philipp Lahm rutschte beim ersten Versuch am Elfmeterpunkt aus und schoss den Ball über den Querbalken. Als wäre das nicht Pech genug, widerfuhr Xabi Alonso das gleiche Schicksal. Weil die Dortmunder Gündogan und Kehl bei einem Fehlschuss von Hummels trafen, die Münchner Götze und Neuer aber an Langerak und am Querbalken scheiterten, war die bessere Mannschaft ausgeschieden. Wenigstens ebenso bedauerlich waren die Nachrichten, die anschließend folgten. Der eben erst von einem Bauchmuskelriss genesene Arjen Robben, den Guardiola, begleitet von den Ovationen der 75000, für den leicht angeschlagenen Thiago ins Spiel brachte (68.), musste nach wenigen Minuten mit einem Muskelbündelriss in der Wade wieder vom Platz. Für ihn ist die Saison beendet. Robert Lewandowski erlitt bei einem Zusammenprall mit Langerak einen Bruch des Oberkiefers und des Nasenbeins, dazu eine Gehirnerschütterung. Wie lange er ausfallen wird, ist offen. Karl-Heinz Rummenigge rechnet allerdings fest mit Lewandowskis Einsatz nächsten Mittwoch in Barcelona. Ihm wird eine Maske angepasst und damit sollte gewährleistet sein, dass er spielen kann“, sagte der Bayern-Vorstand.

    Einige Meter von Jürgen Klopp saß Dienstagnacht ein verstörter Pep Guardiola vor den Journalisten, „stolz wie nie auf mein Team“. Das mag ein wenig überzogen klingen. Aber was war schon normal an diesem Abend, an dem der Spanier seine Spieler, den Unparteiischen und am Ende Klopp umarmte und tätschelte wie Teddybären. Rein sportlich hatte es am Auftritt des Rekordmeisters nichts auszusetzen gegeben. „Wir haben ein gutes Spiel gemacht“, sagte Thomas Müller, „aber es ist nicht viel für uns gelaufen.“ Guardiola hatte sich von der Begegnung Rückenwind für das nächste, noch größere Halbfinale am nächsten Mittwoch in Barcelona erhofft. Stattdessen hat sich die Liste der Ausfälle verlängert. Zwar hat Lewandowski Hoffnung gemacht – „Es sind noch ein paar Tage bis zum Spiel im Camp Nou“ –, aber ob die Zeit reicht, ihn in die überragende Verfassung zu bringen, in der er sich bis Dienstagabend befand, ist fraglich. Am Samstag, beim Tabellenvierten Leverkusen, wird der Pole in jedem Fall fehlen.

    Dortmund dagegen kam ohne Ausfälle davon. Der BVB hat jetzt die Chance, eine bislang enttäuschende Saison versöhnlich zu Ende zu bringen. Mit einem Europa-League-Platz und dem Pokalsieg wäre das geschafft.

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