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Champions League: Völlig losgelöst

Champions League

Völlig losgelöst

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    München Den Weg durch die Mixed-Zone, vorbei an dutzenden von Kameras und etwa hundert Journalisten, hat sich Uli Hoeneß dann doch erspart. Die aktuelle Nummer eins unter Deutschlands Steuerbetrügern hatte den 4:0 (1:0)- Triumph des FC Bayern über den FC Barcelona im Kreise seiner Getreuen von den Rängen aus bejubelt. Das Stadion verließ er auf Umwegen. Trotzdem war er an allen Gesprächen dieses denkwürdigen Fußballabends irgendwie beteiligt.

    Weil er selbst keine Auskunft darüber geben wollte, welchen Einfluss der fulminante Münchner Erfolg auf die innere Verfassung eines Bayern-Präsidenten hat, dem lediglich eine Fünf-Millionen-Kaution die Freiheit sichert, mussten andere herhalten. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge beispielsweise: „Man kann sich vorstellen, welcher Druck jetzt auf ihm lastet. Ein solches Spiel hilft, ein wenig davon abzubauen.“

    Wer gesehen hat, wie der 61-Jährige bei jedem der vier Bayern-Treffer jubelnd die Arme in die Höhe riss, kann das bestätigen. „Der Verein steht loyal hinter Hoeneß“, versicherte Rummenigge, und vom Ehrenpräsidenten gab es sogar eine Art Absolution. „Der Uli ist so, er kämpft an allen Fronten, macht zehn Dinge gleichzeitig, da vergisst er halt mal was“, spielte Franz Beckenbauer den Fall herunter.

    Der FC Bayern hat nun schon nach dem Hinspiel fast erreicht, was erst für nächsten Mittwoch erhofft war: den Einzug ins Champions- League-Finale am 25. Mai im Londoner Wembley-Stadion. Es muss schon viel passieren, um die Bayern noch von ihrem Ziel abzubringen. Im ersten Anlauf ist die noch immer spektakulärste Vereinsmannschaft der Welt in einer Weise untergegangen, wie es niemand für möglich gehalten hätte.

    Nicht, dass die Katalanen an sich selbst gescheitert wären, wie das auch den Großen und Mächtigen mitunter widerfährt. Nein, Barça zerbrach am FC Bayern. Das immer wieder staunenswerte Kombinationsspiel der Spanier flirrte zwar gewohnt, vermochte die Münchner Viererkette um den famosen Dante, der das Duell mit Messi klar für sich entschied, aber nicht zu erschrecken. „Die Bayern waren in allen Belangen besser als wir“, räumte der viermalige Weltfußballer ein, der nach seiner Oberschenkelverletzung blass geblieben war.

    So kreiselte das Barça-Spiel um sich selbst, während die Gastgeber immer häufiger Zeit fanden, am Ergebnis zu arbeiten. Zweimal der unermüdliche Thomas Müller (25., 82.), dazwischen der schwerfüßig rackernde Gomez (49.) und Robben, der sich rasant seiner Topform nähert (73.). Dass Gomez aus einer dezenten Abseitsposition traf und Robbens 3:0 wohl nur deshalb zustande kam, weil Müller dem Holländer den Weg freigerammt hatte, änderte nichts an der Gesamtwertung. Auf der Gegenseite nämlich hatte der ungarische Schiedsrichter Kassai gleich zwei strafstoßwürdige Handspiele der Gäste übersehen. Nach dem Schlusspfiff jagte Robben den Spielball in die Zuschauerränge. Es war die einzige Geste Münchner Überschwangs. In der Kabine gab es Wasser, keinen Champagner. „Wir werden jetzt nicht ausflippen“, kündigte Karl-Heinz Rummenigge an.

    So also fliegen die Münchner nächste Woche „demütig“ (Rummenigge) nach Barcelona, wo sie am Mittwoch (20.45 Uhr/ZDF) zum Rückspiel antreten. Schließlich, so Rummenigge, sei der FC

    Der Spanien-Kenner, der Atletic Bilbao, Teneriffa und Real Madrid trainiert hat, packte zur Pressekonferenz sein Spanisch aus, das über die Jahre deutlich Rost angesetzt hat. Der Respekt vor Barcelona war deutlich zu hören. Wohl auch, weil die Spanier in dieser Saison bereits einmal gegen den AC Mailand ein 4:0 zustande gebracht haben.

    Zudem hat Heynckes vor dem Rückspiel eine schwierige Aufgabe zu lösen. Gleich sechs Akteure – Lahm, Schweinsteiger, Martínez, Gomez, Dante und Gustavo – sind Gelb-belastet. Eine weitere Verwarnung wäre das Aus im möglichen Finale. Lahm hat von sich aus klargestellt, dass das für ihn keine Rolle spiele. Auf eine drohende Sperre werde er keine Rücksicht nehmen. Wie Heynckes darüber denkt, ist noch offen. Im Fall Hoeneß dagegen hat sich der 67-Jährige klar geäußert. Heynckes: „Er ist mein Freund. In der jetzigen Situation mehr denn je.“ "Randbemerkung

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