Startseite
Icon Pfeil nach unten
Sport
Icon Pfeil nach unten

Champions League Viertelfinale: Marseille glaubt an den Coup - der FC Bayern denkt an Madrid

Champions League Viertelfinale

Marseille glaubt an den Coup - der FC Bayern denkt an Madrid

    • |
    Franck Ribéry (r) zeigte gegen Cesar Azpilicueta in Marseille kein gutes Spiel. Foto: Guillaume Horcajuelo dpa
    Franck Ribéry (r) zeigte gegen Cesar Azpilicueta in Marseille kein gutes Spiel. Foto: Guillaume Horcajuelo dpa

    Olympique Marseille droht nach dem voraussichtlichen Champions-League-Aus eine massive Spielerflucht, Trainer Didier Deschamps der Verlust des Arbeitsplatzes. Im Duell mit dem deutschen Fußball-Rekordmeister FC Bayern München steht für den früheren französischen Nationalspieler aber auch seine glorreiche Geschichte in Marseille auf dem Spiel. Der Provence-Club ist hoch verschuldet und auf die Einnahmen aus der Champions League dringend angewiesen.

    Marseille und der "kleine Riese" kämpfen um letzte Chance

    Das ist Olympique Marseille

    Für Franck Ribéry kommt es zu einem wohl emotionalen Duell mit seinem Ex-Club, für den er vor dem Wechsel zum FC Bayern von 2005 bis 2007 spielte.

    In der Gruppenphase wurde der neunmalige französische Meister mit zwei Siegen mit zum Stolperstein für Borussia Dortmund.

    Zum Team von Trainer Didier Deschamps gehört auch der frühere Bayern-Amateur Alou Diarra.

    Der Vize-Meister der Vorsaison ist das einzige Team Frankreichs, das die Champions League gewinnen konnte - es war im Jahr 1993.

    Im Achtelfinale schaltete der ehemalige Verein von Rudi Völler den Sieger von 2010, Inter Mailand, aus.

    Zu den Stars des Teams zählen Torjäger Loic Remy und Ghanas Nationalspieler André Ayew. Es ist das erste Champions-League-Duell der Münchner mit Marseille. (dpa)

    Für das Sportblatt "L'Équipe" (Montag) müssen die Franzosen nach der 0:2-Hinspielpleite nun in München einfach die "Heldentat ihres Lebens schaffen". Bevor die Fußballer von der Clubführung einen Maulkorb verpasst bekamen, übte sich Innenverteidiger Stéphane Mbia in Zweckoptimismus: "Die Leute sind alle enttäuscht, aber ich denke, dass wir dort den Coup schaffen", sagte der 25-jährige Kameruner. Verteidiger Rod Fanni gewinnt dem generellen Trübsinn sogar Positives ab: "Wir haben nun nichts mehr zu verlieren."

    Dass Olympique aber tatsächlich in der Lage sein wird, den Bayern auch nur einigermaßen Paroli zu bieten, glaubt in der Grande Nation kaum jemand. In den vergangenen neun Pflichtspielen gab es acht Pleiten und nur ein Remis. In einer "L'Équipe"-Umfrage meinten mehr als 90 Prozent, OM sei chancenlos. Selbst der frühere Olympique- und "Bleus"-Goalgetter Jean-Pierre Papin, der in den 1990ern auch das Bayern-Trikot trug, hat kaum noch Hoffnung: "Nichts ist unmöglich im Fußball, und Wunder gibt es, aber dazu muss man offensive Argumente haben, und die hat OM nicht", sagte der 48-Jährige.

    FC Bayern mit dem Kopf wohl schon in Madrid

    Das ist Franck Ribéry

    Der französische Mittelfeldspieler Franck Bilal Ribéry machte seine ersten Schritte in Boulogne-sur-Mer. Er wurde am 7. April 1983 geboren und wuchs in einer ärmlichen Siedlung auf. Sein Umfeld hat ihn zur Kämpfernatur gemacht. Ein Autounfall in der frühen Kindheit hat tiefe Narben in seinem Gesicht hinterlassen. Seine Fans nennen ihn heute "Scarface".

    Mit sechs hat er beim FC Conti angefangen, dem Fußballverein in seinem Heimatort. Sein außerordentliches Talent brachte ihn einige Jahre später ins Ausbildungszentrum von Lille, wo man ihn aber nach vier Jahren wegen Schulproblemen wieder hinausschmeißt.

    Franck Ribéry spielte mit Anfang zwanzig für mehrere zweit- und drittklassige Fußballvereine, bis der Trainer Jean Fernandez sein Potential entdeckt und ihn zum Erstligisten FC Metz bringt.

    Nach einem erfolgreichen halben Jahr beim FC Metz wechselte Ribéry für fünf Millionen Euro zu Galatasaray Istanbul. 2005 holte er dort auch seinen ersten Titel: sein Team wurde Türkischer Pokalsieger.

    Ab 2005 spielte er für den französischen Spitzenverein Olympique Marseille. Bald schon wurde er zm Spielgestalter und ermöglichte seiner Mannschaft den Einzug in den UEFA-Pokal. 2006 wurde Ribéry zum französischen Nachwuchsspieler des Jahres gewählt.

    Am 7. Juni 2007 nahm ihn der FC Bayern München unter Vertrag und bezahlte die stolze Ablösesumme von rund 25 Millionen Euro. Die Investition hat sich gelohnt. Gleich im ersten Jahr gewann er mit dem neuen Team die Deutsche Meisterschaft und den DFB-Pokal.

    Franck Ribéry wurde 2008 in Deutschland und in Frankreich zum Fußballer des Jahres gewählt. In der Heimat feierte er zahlreiche Siege mit der Nationalmannschaft. Den größten internationalen Erfolg hatte er aber bereits 2006, als Frankreich Vize-Weltmeister in Deutschland wurde.

    Als bekannt wurde, dass Ribéry 2009 mit einer minderjährigen Prostituierten geschlafen hatte, hat ihm das ebenfalls viel Kritik eingetragen. Laut eigener Aussage hat er ihr Alter allerdings nicht gekannt.

    Franck Ribéry ist mit der Algerierin Wahiba Belhami verheiratet. 2002 konvertierte er zum Islam. Das Paar hat drei Kinder.

    Marseille steht zwar im Finale des unwichtigen Ligapokals (am 14. April in Paris gegen Olympique Lyon), die verkorkste Saison könnte aber nur durch ein Weiterkommen in München gerettet werden. Im Pokal schied man jüngst gegen einen Drittligisten aus, und in der Ligue 1 hat man als Tabellenneunter acht Runden vor Ende schon 16 Punkte Rückstand auf einen Champions-League-Platz sowie zehn Zähler auf die Europa-League-Plätze. "Der Club geht den Bach runter", schrieb "L'Équipe" - das aber nicht nur sportlich, sondern auch finanziell.

    Die Zeitung "La Provence" schrieb, der Verein werde schon im Mai wohl die Spielergehälter nicht pünktlich zahlen können. Mit einem Saisondefizit von 22 Millionen Euro sei OM der Club mit den höchsten frischen Schulden in Frankreich. Präsident Vincent Labrune will die Clubeigentümerin Margarita Louis-Dreyfus überreden, im Sommer eine Finanzspritze von 35 Millionen Euro bereitzustellen.

    CL Viertelfinale: Bayern so gut wie durch

    Der FC Bayern München in Zahlen

    Stadion: Münchner Arena (71.000 Plätze)

    Trainer: Jupp Heynckes

    Bisher teuerster Spieler des FC Bayern ist Javier Martinez. Für ihn wurden 40 Millionen Euro berappt.

    Liga-Platzierung der vorigen Saison: Zweiter Platz

    Aktuelle Position in der UEFA Klubrangliste: 4

    Nationale Erfolge: 23 Mal Deutscher Meister (1932, 1969, 1972 bis 1974, 1980, 1981, 1985 bis 1987, 1989, 1990, 1994, 1997, 1999 bis 2001, 2003, 2005, 2006, 2008 und 2010), 15 Mal Pokalsieger (1957, 1966, 1967, 1969, 1971, 1982, 1984, 1986, 1998, 2000, 2003, 2005, 2006, 2008, 2010 und 2013).

    Internationale Erfolge: Dreimal Europapokalsieger der Landesmeister (1974 bis 1976), Champions-League-Sieger 2001, UEFA-Pokalsieger 1996, zweimal Weltpokalsieger (1976 und 2001).

    Die letzten elf Jahre in der Champions League: 2001/02: Viertelfinale, 2002/03: erste Gruppenphase, 2003/04: Achtelfinale, 2004/05: Viertelfinale, 2005/06: Achtelfinale, 2006/07: Viertelfinale, 2007/08: nicht teilgenommen, 2008/09: Viertelfinale, 2009/10: Finale, 2010/11: Achtelfinale. 2011/2012: Finale.

    Ganz düster sieht es derweil für Deschamps aus. In einem offenen Brief des wichtigsten OM-Fan-Clubs, der "Winners", wurde der 43-Jährige nach der Bayern-Pleite scharf kritisiert. Das tat weh, denn Marseille ist die fußballerische Heimat von Deschamps. Als Trainer beendete er mit dem Titel von 2010 eine 18-jährige Durststrecke. 1993 gewann DD mit

    Aber nun scheint für den Mann mit der bescheidenen Körpergröße von 1,73 Metern, der am Vieux Port als "kleiner Riese" gefeiert wurde, alles vorbei zu sein. C'est fini, glaubt auch Bixente Lizarazu: "Das ist das schwerste Jahr für Deschamps, es gibt eine Abnutzung, es wird bei OM wohl ein großes Reinemachen geben", sagte der Ex-Bayernprofi. dpa/AZ

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden