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Champions League: „Jetzt muss der Pott her“

Champions League

„Jetzt muss der Pott her“

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    Barcelona Wer heutzutage Einmaliges zu bewerten hat, spricht gerne in historischen Kategorien – mag es dabei auch nur um Fußball gehen.

    Aber was heißt schon nur, wenn ein Klub innerhalb von acht Tagen den großen und ruhmreichen FC Barcelona, Xavi, Iniesta und eine Prise Messi, zweimal besiegt hat.

    Ach was, besiegt! Zerlegt, abgestraft, vorgeführt... In 180 Minuten zweier Champions-League-Halbfinals ist Kataloniens Granden gegen den FC Bayern kein Tor gelungen. Dabei ist das Toreschießen die Spezialität dieser Mannschaft, die gerne so häufig trifft, dass sie ihre Schwächen im Toreverhindern damit so erfolgreich kaschiert, dass sie am Ende dieser Saison wieder einmal spanischer Meister wird.

    Nur die Champions League wird sie nicht mehr gewinnen. 0:7 lautet die Schadensbilanz aus den beiden Treffen mit dem FC Bayern. Dem 4:0 aus dem Hinspiel in München ließ der deutsche Rekordmeister vor 96000 Zuschauern in Barcelona ein wenigstens genauso erstaunliches 3:0 folgen.

    Es war also zu erwarten gewesen, dass Karl-Heinz Rummenigge in seiner mitternächtlichen Diner-Rede vor der Mannschaft, den Medien und einer Flugzeugladung Edelfans, hoch einsteigen würde. „Wir haben etwas Historisches geschafft“, verkündete der Bayern-Boss unter dem Beifall seiner herausgeputzten Anhänger zwischen katalanischen Wurstsorten, Seehecht „baskischer Art“ und Rinderfilet.

    Es blieb historisch, schließlich besteht wieder einmal die Aussicht auf das erste Triple der Klubgeschichte: Neben der Meisterschaft, die dem FC Bayern schon lange nicht mehr zu nehmen ist, auch das Champions-League-Finale am 25. Mai in London gegen Borussia und zuletzt den DFB-Pokal am 1. Juni in Berlin gegen den VfB Stuttgart zu gewinnen. „Diese Mannschaft kann dieses Jahr die Geschichtsbücher des FC Bayern neu schreiben“, verkündet Rummenigge in den rappelvollen Festsaal des Hesperia Tower hinein. „Ich glaube daran.“

    Beim FC Barcelona hatten sie den Glauben an den Erfolg vielleicht schon vor dem Anpfiff verloren. Eigentlich war da schon klar gewesen, dass Barça das Blatt an diesem Abend nicht mehr würde wenden können. Lionel Messi, an guten Tagen Barcelonas größter Trumpf, war auf der Bank geblieben. Der Oberschenkel zwickte noch immer. Ohne seinen Weltfußballer aber drehte sich das Kombinationsspiel der Gastgeber lediglich um sich selbst. Als Robben ein kleines Solo von der Strafraumgrenze aus mit dem 1:0 abschloss, war alles entschieden. Piquets Eigentor und Müllers Kopfballtreffer machten das zweite Debakel für die Katalanen innerhalb einer Woche perfekt.

    Barcelona war, wie schon beim 0:4 in München, am kompakten Auftreten der Münchner gescheitert, die neben Leidenschaft und Laufbereitschaft auch immer auf die individuelle Klasse ihrer Offensivkräfte Robben, Ribéry oder Müller bauen kann.

    „Vielleicht“, hat Arjen Robben, der schon für Chelsea und Barcelona gestürmt ist, in der Nacht spekuliert, „ist das die beste Mannschaft, in der ich je gespielt habe.“ Ja, vielleicht ist es in diesen Tagen sogar die beste Klubelf der Welt. Noch aber hat sie nicht mehr gewonnen, als der FC Bayern auch in gewöhnlicheren Jahren für sich verbucht. Eine Niederlage im Finale der Champions League – und alles, was die Münchner bislang angehäuft haben, wäre verloren. Erst recht, wenn auch noch das Endspiel im DFB-Pokal gegen Stuttgart den Bach runterginge. Vielleicht wollte auch deshalb Mittwochnacht kaum jemand etwas zum deutsch-deutschen

    Am Rande all dessen bewegte sich Uli Hoeneß in Barcelona. Der Präsident, gegen den ein Verfahren wegen Steuerhinterziehung läuft, ertrug Autogramm- und Fotowünsche („Uli, bittschön“) ebenso ungerührt wie das Schulterklopfen der Bayern-Fans. Am Montag versammelt sich der Aufsichtsrat des FC Bayern, wo vermutlich vor allem die Zukunft des angeschlagenen Präsidenten besprochen wird.

    Während nicht mehr sicher ist, ob das Gremium noch zu Hoeneß steht, hat Jupp Heynckes den Triumph in Camp Nou seinem Freund gewidmet. Heynckes: „Wir haben auch für Uli gespielt.“ So wie es aussieht, werden Heynckes und seine Mannschaft das noch häufiger müssen.

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