Es ist eine Szene wie aus einem Monty-Python-Film: Englische Agenten, die im Pub Geheimnisse über ihren mit Bier gefüllten Pints besprechen. „Wisst ihr schon, was die Merkel über Cameron gesagt hat ...?“ Und Deutschland hört mit. Deutschland wird vertreten von Jürgen Männel. Der 42-Jährige ist gebürtiger Kölner und Besitzer des „Zeitgeist“.
Die Kneipe südlich der Themse war 2007 der erste deutsche Pub in London. Nach der Lehre zum Bankkaufmann, einem Zwischenspiel in der Pharmabranche und seiner Tätigkeit als Börsenmakler in der britischen Metropole wollte er etwas anderes machen. London gefiel ihm, die Finanzbranche weniger. „Man merkt erst in der Fremde, was einem von zu Hause fehlt“, so Männel.
In dem Londoner Pub "Zeitgeist" gibt es deutsches Bier und auch mal eine Bratwurst
In seinem Fall war das ein gutes deutsches Bier und auch mal eine Bratwurst. Das alles bekommt man in seinem Pub. „Am Anfang lief es schleppend, aber bei der EM 2008 hat es stark angezogen.“ Der damalige Londoner RTL-Korrespondent Uli Klose rührte die Werbetrommel. Die 400 Plätze in Männels Pub waren bei Deutschland-Spielen besetzt.
Seit der EM trinken aber nicht nur deutschsprachige Gäste ihr Feierabendbier im „Zeitgeist“. Von Montag bis Freitag seien 80 Prozent der Gäste Engländer . Am Wochenende aber dreht sich das Verhältnis um. Auf einer Leinwand wird die Bundesliga gezeigt. Am Samstag werden nur die wenigsten Zuschauer einen britischen Pass haben. Zum Endspiel der Champions League sind alle Sitzplätze reserviert. Zwei Drittel von Dortmund-Fans, der Rest von Bayern-Anhängern.
Am Montag wird dann alles wieder normal sein. Unweit des „Zeitgeist“ residiert der britische Auslandgeheimdienst MI6. Dann kreisen wieder Gerüchte und Geschichten von Angela Merkel über die Pints.