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Champions League: FC Bayern gegen FC Valencia - Ein Spiel mit großer Vergangenheit

Champions League

FC Bayern gegen FC Valencia - Ein Spiel mit großer Vergangenheit

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    Carsten Jancker (l) und Hasan Salihamidzic (r) umarmen Oliver Kahn (M), nachdem Bayerns Torhüter den letzten Elfmeter im  Champions League-Finale gegen den FC Valencia gehalten hatte.
    Carsten Jancker (l) und Hasan Salihamidzic (r) umarmen Oliver Kahn (M), nachdem Bayerns Torhüter den letzten Elfmeter im Champions League-Finale gegen den FC Valencia gehalten hatte.

    Wenn heute Abend der FC Bayern auf den FC Valencia (20.45 Uhr/ZDF/Sky) trifft ist es "nur" das erste Spiel der neuen Champions-League-Saison. 2001 gab es dieses Aufeinandertreffen schon einmal in der Champions League. Damals aber war es das letzte Spiel der Saison. Es war das Finale. Die Bayern gewannen im Elfmeterschießen - bis heute hat keine andere deutsche Mannschaft diesen Triumph wiederholen können. Live aus dem Stadion in Mailand hat damals Franz Neuhäuser für die Augsburger Allgemeine berichtet. Zur Einstimmung auf den heutigen Abend können Sie hier noch einmal seine Reportage nachlesen:

    Da war es wieder gewesen. Einen kurzen Moment nur. Wer zwinkerte, hatte es schon verpasst: das Glück der Bayern. Amadeo Carboni tritt den achten Elfmeter in diesem dramatischen Schlussakt. Münchens Torhüter Oliver Kahn ist eigentlich schon in die falsche Richtung unterwegs, hat dann aber doch noch die Hand dran, irgendwie, der Ball springt nach oben, Unterkante Latte, runter, vor die Linie? Ja! Zehntelsekunden-ping-pong, Zentimeter liegen zwischen Glück und Pech, trennen Triumph von Tragik.

    Der Lattentreffer war nicht der letzte Elfmeter, der in dieser denkwürdigen Nacht in Mailand geschossen wurde. Aber es war die Szene, nach der das Gefühl da war: Die Bayern werden am Ende die Glücklicheren sein. „Ich hatte am Schluss einfach das Gefühl, ich muss alles halten“, erzählte Oliver Kahn.

    Um 23:34 Uhr parierte er den Schuss von Pellegrino – 1:1 nach 120 Minuten, 5:4 im Elfmeterschießen, die Bayern im siebten Himmel, nach 25 Jahren wieder auf der Spitzenposition des europäischen Fußballs. „Der Druck, die Champions League unbedingt gewinnen zu müssen, ist weg.“ Unbedingt gewinnen müssen. . . Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld schien mehr erleichtert denn begeistert. Für ihn und die Bayern-Fans war es eine fast dreistündige Fahrt auf der Achterbahn der Emotionen gewesen. Früh in Rückstand geraten, früh einen Elfmeter vergeben, im finalen Elfmeterschießen wieder schnell im Hintertreffen.

    „Wir haben Glauben bewiesen“, lobte Ottmar Hitzfeld seine Spieler. Ein „gutes“ Finale war es dennoch nicht. Ein frühes Tor tut einem Spiel gut, floskelt der Fußball-Fachmann gerne. In diesem Fall stimmte das nicht. Valencia stellte nach seiner Führung seine Offensiv-Bemühungen für eine Stunde ein. Erst nachdem der Ausgleich gefallen war spielten die Spanier wieder mit. Am Ende verzeichnete die offizielle Spiel-Statistik dennoch eine erdrückende Bayern-Überlegenheit: In den ersten 90 Minuten befand sich der Ball zu 64 Prozent der Zeit am Bein eines Münchners, 19-mal haben sie Richtung Valencia-Tor geschossen, die Kontrahenten nur neunmal.

    Gab der Kahn-Faktor den Ausschlag?

    Aber Statistiken erzählen nicht alles. Sie verschweigen in diesem Fall, dass es wirklich klare Chancen nicht zu sehen gab. Ein Treffer aus dem laufenden Spiel heraus – Fehlanzeige. Dass die Partie doch noch den „richtigen“ Sieger fand – nur Zufall, nur Glück, oder doch der Kahn-Faktor? Stoff für Stammtisch-Diskussionen.

    Diskutiert haben sie beim FC Bayern München auch schon im Vorfeld dieses Finales. Das Ergebnis: Die Mannschaft wird umgebaut. Bis Mitte 2002 soll der „neue“ FCB stehen. Mailand könnte Höhepunkt und Abschiedsvorstellung einer großen Mannschaft gewesen sein, die sich weniger durch spielerischen Glanz als durch unerschütterlichen Zusammenhalt ausgezeichnet hat. Zukunft und Vergangenheit des

    Hier Owen Hargreaves, der 20-jährige kommende Aufsteiger, dort Stefan Effenberg, der 32-jährige kommende Aussteiger, der darüber nachdenkt, ob er seine Laufbahn in den USA ausklingen lässt.

    Am Mittwoch war Effenberg aber noch einmal der Hauptdarsteller gewesen. Nicht weil er so überragend gespielt hätte. Nein, ihm unterläuft manch schlampiger Pass, nach dem der Mitspieler sprinten muss. Aber wenn es darum geht, diese Mannschaft zu führen, dann scheint er (noch) unersetzlich. „Effe“ dirigiert, lobt, muntert auf – und als seine Mannschaft leicht abschlafft, da begeht er ein Foul „mit Ansage", quasi zu Demonstrationszwecken: Kollegen, aufgepasst, hier krempelt der Chef höchstpersönlich die Ärmel hoch.

    So haben sich die Bayern in dieser Saison ihr Glück erarbeitet. Aber wohin geht es vom Gipfel aus weiter? Eigentlich kann die Richtung jetzt nur abwärts lauten. Ottmar Hitzfeld lächelt bei der Frage, ob es noch eine Steigerung gibt. „Den Weltpokal“, sagt er. Da schwingt Ironie mit, verglichen mit der Champions League ist das ein Mickey-Mouse-Wettbewerb. Hitzfeld weiß, dass ihm bei den Bayern jetzt das gelingen soll, was er in Dortmund nicht geschafft hat. Die Borussia ist nach dem Champions-League-Triumph 1997 abgestürzt, Hitzfeld als Sportdirektor hat den Fall nicht bremsen können.

    Und diesmal? Walter und seine Freunde aus Gundelfingen genießen am Mittwochabend, so wie Zehntausende weitere Bayern-Fans erst einmal das Glück des Augenblicks. Weit nach Mitternacht sind sie noch im Meazza-Stadion, sind hinübergegangen auf die bereits leere Ehrentribüne. Auf den Treppen lagen die Eintrittsausweise der VIP‘s herum. Walter und seine Freunde haben sie aufgesammelt und umgehängt. Die Ordner ließen sie passieren – sie gingen hinaus auf den Rasen. „Ich war am Elfmeterpunkt.“ „Und ich war auf der Torlinie.“ Diese historischen Orte mussten sie sich genau ansehen. Wer weiß, wann man wieder mal dazu Gelegenheit hat?

    Das Spiel von 2001 im Stenogramm

    FC Bayern München – FC Valencia 5:4 i.E., 1:1 n.V. (1:1, 0:1).

    Bayern MünchenKahn – Kuffour, Andersson, Linke – Sagnol (46. Jancker), Effenberg, Hargreaves, Lizarazu – Salihamidzic, Elber (100. Zickler), Scholl (108. Sergio).

    FC ValenciaCanizares – Angloma, Ayala (90. Djukic), Pellegrino, Carboni – Mendieta, Baraja, Aimar (46. Albelda), Kily Gonzalez – Carew, Sanchez (66. Zahovic).

    Tore 0:1 Mendieta (3./Handelfmeter), 1:1 Effenberg (50./Handelfmeter).

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