Die Ausgangslage ist gleichermaßen luxuriös wie simpel. Spielt der FC Bayern heute Abend (20.45 Uhr) in am fünften Spieltag der Champions League gegen Außenseiter FC Villarreal mindestens unentschieden, steht er im Achtelfinale. Helfen soll dabei wieder der frisch genesene Arjen Robben, den Bayern-Trainer Jupp Heynckes erneut in der Startformation aufbieten will. Am vergangenen Samstag, bei der 0:1-Niederlage im Ligaspiel gegen Borussia Dortmund, hatte der Holländer allerdings noch enttäuscht.
Heynckes will seinem Superstar mit alle Macht Spielpraxis verschaffen. Nach dem Dortmund-Spiel sagte er: „Ich habe das riskiert, weil er im Reha-Training immer auf einem sehr guten Niveau gearbeitet hat. Ich muss ihn so schnell wie möglich an die Mannschaft heranführen." Und natürlich spiele Robben auch gegen Villarreal von Anfang an. Dies dürfte bedeuten, dass Heynckes auch heute Abend seine Mannschaft umbauen wird. Müller muss wohl wieder ins Zentrum rücken, Kroos ins defensive Mittelfeld. Zudem wird van Buyten den gesperrten Badstuber in der Viererkette ersetzen.
Ganz fit ist Robben noch nicht. Das Montagstraining beendete er nach 50 Minuten. Trotzdem strahlt Heynckes Optimismus aus: "Ich bin zuversichtlich, dass wir die Niederlage gegen Dortmund vergessen machen.“ Und trotz seiner manchmal auch intern umstrittenen Alleingänge stehen Verein und Mannschaft hinter Robben. "Mit ihm ist die Mannschaft komplett", sagt etwa Kollege Franck Ribery. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge ist froh, "dass Arjen wieder zurück ist." Und Präsident Uli Hoeneß hatte die Diskussion über Robben schon zuvor als "Witz des Jahres" bezeichnet und erklärt, dass er den 2013 auslaufenden Vierjahresvertrag bald verlängern will.
Traum vom Finale mit Robben
Für Rummenigge ist eines klar: "Wenn wir unsere großen Ziele erreichen wollen, dann geht das nur mit Arjen." Schon nach der WM 2010 in Südafrika hatte Robben wegen einer Muskelverletzung die komplette Hinrunde verpasst - und den FC Bayern in der Rückrunde mit überragenden Leistungen bis ins Finale der Champions League geführt. Ein derartiges Happy End für den Dauerpatienten wünschen sie sich in München auch diesmal - schließlich wird am 19. Mai 2012 das Finale der Königsklasse im eigenen Stadion gespielt.
Ex-Trainer Louis van Gaal dürfte dann allenfalls vor dem Fernseher sitzen und seiner ehemaligen Mannschaft zuschauen. Sein Vertrag mit den Bayern läuft allerdings noch bis zum 30. Juni 2012, jeden Monat bekommt der Holländer sein stattliches Gehalt aus München überwiesen. Inzwischen aber denkt van Gaal offenbar daran, den Vertrag vorzeitig aufzulösen. Vor eineinhalb Wochen sei der Niederländer mit einer entsprechenden Anfrage an den Verein herangetreten, bestätigte der deutsche Fußball-Rekordmeister. Die Bereitschaft über eine Auflösung des Kontraktes zu reden, sei van Gaal signalisiert worden. Es habe aber noch keine konkreten Gespräche gegeben, so der FC Bayern.
Der niederländische Rekordmeister Ajax Amsterdam hatte den 60-jährigen Van Gaal in der Vorwoche als neuen Generaldirektor verpflichtet. Dort soll er nach derzeitigem Stand seinen Job am 1. Juli 2012 antreten - also nach Ablauf seines Vertrags mit den Bayern.
Ajax und van Gaal streben nach Medienberichten aber an, dass der einstige Bayern-Coach schon am 1. Januar 2012 in den Niederlanden anfangen kann. Dafür müsste der Fußball-Lehrer das Vertragsverhältnis mit dem FC Bayern lösen. Van Gaal war kurz vor dem Ende der vergangenen Saison von den Münchnern beurlaubt worden. (ako/dpa/dapd)