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Champions League: FC Bayern München: Wiedersehen mit Lucio in Madrid

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FC Bayern München: Wiedersehen mit Lucio in Madrid

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    Lucio
    Lucio Foto: DPA

    Es hatte sich abgezeichnet, dass Lucimar da Silva Ferreira, genannt Lucio, den FC Bayern im Sommer 2009 verlassen würde. Sein Vertrag lief nur noch ein Jahr. Er war 31.

    Das kritische Alter für einen Bayern-Profi. Jenseits der 30 verlängert der Klub nur noch um ein Jahr. Aus der Sicht des Vereins kann man das verstehen. Oft fällt die Leistungskurve jenseits der 30 rasch ab.

    Der Spieler dagegen verlangt nach einem langjährigen Vertrag. Er will abgesichert sein. Was mitunter noch schwerer wiegt: er strebt nach Wertschätzung. Keinem Akteur des FC Bayern war Anerkennung so wichtig wie Lucio. Eine Auswechslung hat er als Beleidigung aufgefasst, als einen Anschlag auf seine Würde.

    Für seine Zukunft beim FC Bayern hatte er sich wenigstens einen Zweijahresvertrag gewünscht. Man kann sich also vorstellen, was sich in ihm abgespielt hat, als er von den Münchner Plänen erfuhr, ihn loszuwerden.

    Lucio war beleidigt. Wer den Brasilianer in den fünf Jahren seines Schaffens beim FC Bayern beobachtet hat, konnte ihn sogar ein wenig verstehen. Lucio war die zwölf Millionen Euro Ablöse wert gewesen, die der FC Bayern 2004 nach Leverkusen überwiesen hatte. Ein Verteidiger, der wie eine Gummiwand vor dem Strafraum stand. Humorlos, hart gegen sich und andere. Immer aber auch vorwärtsdrängend, womit er gelegentlich nicht nur die Gegenspieler, sondern auch die eigenen Leute verwirrte. Ein Mann, den man ohne Zögern Pferd nennen darf.

    Mitunter aber wuchsen sich seine Gallopaden derart aus, dass ihm Ottmar Hitzfeld das ungezügelte Stürmen untersagte. Lucio war dann beleidigt, packte seine Tasche und zog nach dem Spiel schweigend an den Journalisten vorbei.

    Hitzfeld hat später eingesehen, dass es sinnlos ist, ein Pferd auf Dauer anzubinden. Also ließ er Lucio wieder laufen.

    Es war Louis van Gaal, der auf einen Verkauf des Brasilianers drängte. Ein Galopper passt nicht in den Konzeptfußball des Holländers. Inter Mailand überwies acht Millionen Euro und durfte den Kapitän der brasilianischen Seleção sein eigen nennen.

    Das Bayern-Volk aber schüttelte den Kopf. Noch Monate später musste Karl-Heinz Rummenigge verärgerten Fans erklären, warum der Verein Lucio ziehen ließ: "Der Verkauf war gut und richtig, weil sonst einer wie Holger Badstuber nie eine Chance bekommen hätte", rechtfertigte der Vorstandschef den Transfer.

    Mit Blick auf die Entwicklung des Memmingers Badstuber trifft das zu. Was Lucio und seine überragende Leistung in dieser Saison betrifft, war es ein Fehler. Auch prominente Bayern wie Franz Beckenbauer haben Lucio hinterhergegrantelt. Vor allem dann, wenn Demichelis wieder sorglos den Gegner bediente oder van Buyten mit der Beweglichkeit einer Litfaßsäule Spalier stand.

    Lucio dagegen ist in der Form seines Lebens. Dass die Mailänder, genauso wie der FC Bayern, vor dem Triple stehen, hat viel mit dem 32-Jährigen zu tun. Er ist der wichtigste Akteur in der Inter-Defensive. "Er ist die Garantie unserer Abwehr. Ich kann ihm vollkommen vertrauen", lobt Trainer José Mourinho vor dem Champions-LeagueFinale am Samstag in Madrid den 1,90 m langen Kerl.

    In Lucio weckt das Wiedersehen mit dem FC Bayern schmerzhafte Erinnerungen. "Der Abschied beim FC Bayern war respektlos", sagt der 32-Jährige. Lucio ist noch immer beleidigt. So hat er früher am besten gespielt. Von Anton Schwankhart

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