Startseite
Icon Pfeil nach unten
Sport
Icon Pfeil nach unten

Champions League: Besuch der alten Dame: Kann sich Juventus Turin im Finale durchsetzen?

Champions League

Besuch der alten Dame: Kann sich Juventus Turin im Finale durchsetzen?

    • |
    Das große Champions-League-Finale steht bevor: Kann sich Juve gegen Barcelona durchsetzen?
    Das große Champions-League-Finale steht bevor: Kann sich Juve gegen Barcelona durchsetzen? Foto: Katharina Kemme (dpa)

    Irgendwann war der Name in der Welt und keiner weiß mehr, wie er dort hingekommen ist. Vecchia Signora – alte Dame. So nennen die Italiener ihren Rekordmeister Juventus Turin. Ein Paradoxon. Schließlich steckt in Juventus die Jugend. Das Prädikat haben sich die Turiner in Anlehnung an ihre erfolgreiche Nachwuchsarbeit verliehen. In der Elf, die heute Abend (20.45/ZDF und Sky) im Champions-League-Finale in Berlin auf den FC Barcelona trifft, steht mit Claudio Marchisio allerdings nur noch ein Eigengewächs.

    Mit seinen 29 Jahren ist er aber auch kein Jugendlicher mehr. Wie überhaupt für die Mannschaft von Trainer Massimiliano Allegri gilt: In Juve steckt kaum Juventus. Von Pogba und Morata abgesehen, die mit ihren 22 Jahren den Altersschnitt drücken, stehen etliche Stützen tief in den 30ern. Gianluigi Buffon, 37, ist stattliche 14 Jahre älter als Marc-André ter Stegen im Barça-Tor. Selten hat „vecchia Signora“ für Juventus so gepasst wie in dieser Saison.

    Beckenbauer: "Wenn es einer gegen Barça schafft, dann Juventus"

    Das hat die Seniorentruppe allerdings nicht davon abgehalten, überlegen Meisterschaft und Pokal zu gewinnen. Auf ihrem Weg ins Champions-League-Endspiel haben sie Dortmund verabschiedet, was einfacher war, als im Halbfinale Real Madrid auszuschalten. Die Turiner waren gegen Ronaldo & Co. genauso Außenseiter wie sie es jetzt gegen den FC Barcelona sind.

    Gerade deshalb haben sie namhafte Fürsprecher. Franz Beckenbauer sagt, wenn es einer gegen Barça schafft, dann Juventus. „Die stehen hinten sicher und kontern brillant.“ Michael Ballack prophezeit sogar ein 1:0 der Italiener.

    Dahinter verbirgt sich die Vorstellung vom Catenaccio, jenem Bollwerk, an dem schon die hochkarätigsten Offensivformationen zerschellt sind. Wahrscheinlich denken Beckenbauer und Ballack auch an Andrea Pirlo, der zwischen einer der Pausen, die ihm seine 36 Jahre abverlangen, jenen Zauberpass spielt, der Juves 1:0 einleitet. Danach verriegelt Gianluigi Buffon das Tor.

    Barça vs. Juve: Champions-League-Finale wird ein "Kampf der Systeme"

    So könnte es laufen, stünden auf der anderen Seite nicht Messi – Suaréz – Neymar. „MSN“ – die magischen drei, die es schon auf sagenhafte 120 Saisontore gebracht haben. Dahinter hat Barça-Trainer Luis Enrique einen Haufen edelster Kombinationsspieler versammelt, unter denen sich selbst ein Innenverteidiger wie Gerard Piqué einen Ballstreichler nennen darf.

    Das Aufeinandertreffen von spanischer Fußballkunst und italienischem Pragmatismus hat Joachim Löw zum „Kampf der Systeme“ deklariert. Der Bundestrainer wird heute unter den 70500 Zuschauern im ausverkauften Olympiastadion sein. Gestern haben Italiener und Spanier dort genussvoll das Geläuf getestet.

    Spannendes CL-Finale: Keine Chance für Juventus Turin gegen Barcelona?

    Natürlich hat auch Barça Meisterschaft und Pokal bereits in der Tasche. Wie Juve steht es vor dem historischen Triple. Mit dem Champions-League-Triumph hätte Luis Enrique geschafft, was auch seinem Freund Pep Guardiola in dessen erstem Amtsjahr als Trainer des FC Barcelona gelungen ist. Um die Parallelitäten der Finalisten weiter zu treiben: Auch Allegri ist in seinem ersten Juve-Jahr, weshalb selbst der mit reichlicher Erfahrung gesegnete Buffon gestern vor 200 Journalisten noch immer ungläubig den Kopf über Juves Final-Einzug schüttelte: „Das hätte ich frühestens in zwei, drei Jahren erwartet.“

    Aber nun ist die Chance da „und wir haben eine echte Chance“, glaubt Buffon, der dem Cup gestern sehr nahe war. Die Uefa hatte das 75 Zentimeter hohe Glanzstück in Reichweite zum Pressepodium platziert, sodass es später auch Luis Enrique in Augenschein nehmen konnte. Barcelonas Trainer ist naturgemäß skeptischer als die anspruchsvolle Entourage der Katalanen, die den Cup schon in Barça-Händen sieht.

    Italiens Gazzetta dello Sport beschreibt die Verhältnisse, wie so oft, am schönsten: „Juve gegen Barcelona ist wie David gegen Goliath, eine normale Mannschaft gegen eine Truppe, angeführt von einem Außerirdischen.“ Nüchtern betrachtet hat „vecchia Signora“ also keine Chance – genau das macht sie für Barça so gefährlich.

    Diese Spieler sind beim Champions-League-Finale dabei

    Barcelona: Marc-André ter Stegen, Jordi Alba, Gerard Piqué, Javier Mascherano, Dani Alves, Sergio Busquets, Andrés Iniesta, Ivan Rakitic, Neymar, Lionel Messi, Luis Suárez

    Juventus Turin: Gianluigi Buffon, Patrice Evra, Leonardo Bonucci, Andrea Barzagli, Stephan Lichtsteiner, Andrea Pirlo, Paul Pogba, Claudio Marchisio, Alvaro Morata, Arturo Vidal, Carlos Tévez

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden