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Champions League: Auf den Trost folgt Kritik

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Auf den Trost folgt Kritik

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    War doch nur ein Spiel: Liverpools Trainer Jürgen Klopp tröstet Bayern-Stürmer Robert Lewandowski nach dem Münchner Aus in der Königsklasse.
    War doch nur ein Spiel: Liverpools Trainer Jürgen Klopp tröstet Bayern-Stürmer Robert Lewandowski nach dem Münchner Aus in der Königsklasse. Foto: Getty

    Viele der 70000 Zuschauer hatten die Arena schon vor dem Abpfiff verlassen. Es war nicht der Tag für Wunder und als Virgil van Dijk in der 69. Minute den Ball zum 2:1 für Liverpool ins Münchner Tor setzte, hätte es schon einen arg mirakulösen Verlauf gebraucht, der dem FC Bayern den Einzug ins Viertelfinale der Champions League ermöglicht. Zwei Tore in 20 Minuten gegen einen überlegenen Gegner – das war selbst für viele fantasiebegabte Fans zu unwahrscheinlich.

    Echte Spannung entwickelte sich erst nach der Partie. Nachdem die Bayern 1:3 verloren hatten und nicht wie in den vergangenen Jahren darauf verweisen konnten, vom Schiedsrichter und/oder Glück benachteiligt worden zu sein. Das Aus war einzig einem schlicht besseren Gegner geschuldet. Sportler verfügen über die Gabe, auch schlimmste Niederlagen in wohlfeilen Phrasen zu beschreiben, dass Blöcke und Sendezeit gefüllt werden – inhaltlich aber nicht viel übrig bleibt. Nicht so diesmal. Die Münchner entschieden sich für eine Herangehensweise, die sie in den vorangegangenen 90 Minuten hatten vermissen lassen: Offensive.

    So kritisierte Robert Lewandowski beispielsweise recht unverblümt seinen Trainer Niko Kovac: „Wir haben zu defensiv gespielt – auch im ersten Spiel wahrscheinlich zu wenig riskiert, nach vorne zu spielen. Heute war es genauso. Wir haben in beiden Spielen nicht so viele Chancen gehabt und deshalb auch keine Argumente, um weiterzukommen.“ In der Tat war der Stürmer vorne meist auf sich allein gestellt. Weil einer seiner Bewacher jener van Dijk war, der mit seinem Tor die Zuschauerflucht auslöste, hatte Lewandowski einen unangenehmen Abend hinter sich. In England erzählt man sich, dass zwei Drittel der Erde von Wasser bedeckt sind – und der Rest von van Dijk. Der Holländer fehlte dem FC Liverpool noch im Hinspiel gelbgesperrt. Diesmal aber konnte er zeigen, weshalb sein Klub vor einem Jahr umgerechnet 80 Millionen Euro an den FC Southampton überwies, um sich seine Dienste zu sichern.

    Kovac verteidigte seine Taktik. Er wollte „kontrolliert nach vorne spielen“ lassen und die Mitte meiden, da sich Ballverluste gegen den spritzigen Gegner hier besonders bitter rächen würden. Kovac räumte aber auch ein: „Das haben wir nicht so geschafft, wie wir wollten. Das lag an uns und Liverpool.“

    Der Plan der Briten ging hingegen gut auf. Bemerkenswert war das aus zweierlei Gründen. Zum einen musste Kapitän Jordan Henderson bereits nach 13 Minuten verletzt ausgewechselt werden. Zum anderen schien das Pendel nach dem Ausgleich der Bayern durch das Eigentor von Joel Matip (39.) zugunsten der Münchner auszuschlagen. Doch den Bayern fehlte es an Klasse, um diese Faktoren für sich zu nutzen.

    Sie waren ihrem Gegner in allen Belangen unterlegen. Wenn dann auch noch ein kapitaler Fehler, wie der von Manuel Neuer vor dem 0:1 durch Sadio Mané, (26.) dazukommt, ist eine Mannschaft chancenlos. Derartig eindeutige Niederlagen können den Weg in die Zukunft weisen. Sie decken auf, in welchen Bereichen eine Mannschaft Nachholbedarf hat. Den Münchnern fehlte es gegen Liverpool an offensiven Alternativen zur Unterstützung Lewandowskis. Das Flügelspiel sollte nicht vom 35-jährigen Franck Ribéry abhängig sein. Dem Trainer fehlte es an Mut, Bereitschaft oder Einsehen, dass es während der Partie massiver taktischer Anpassungen bedurft hätte.

    Ob die Bayern in den kommenden Wochen diese Problemfelder angehen, ist weitaus spannender als die Partie gegen Liverpool.

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