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Bundesliga: Was macht RB Leipzig so gut?

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Was macht RB Leipzig so gut?

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    Die Leipziger Spieler bedanken sich nach dem 3:1-Sieg über Mainz bei den Fans. Derzeit stehen die Bullen punktgleich mit den Bayern weit oben an der Tabellenspitze.
    Die Leipziger Spieler bedanken sich nach dem 3:1-Sieg über Mainz bei den Fans. Derzeit stehen die Bullen punktgleich mit den Bayern weit oben an der Tabellenspitze. Foto: Jan Woitas, dpa

    Ab auf die Couch. Beine hochlegen und kräftig durchatmen. Es scheint fast so, als hätte Ralph Hasenhüttl die Einlassungen des Uli Hoeneß wörtlich genommen. Der starke Mann, der beim FC Bayern noch im Hintergrund steht, hatte den aktuellen Höhenflug von RB Leipzig vor einigen Tagen damit begründete, die Vollspeed-Fußballer würden sich ständig auf dem Sofa lümmeln. Zumindest dann, wenn sich der

    Das war ungefähr eine so kluge Erklärung, als helfe beim Brauseklub ein kräftiger Schluck aus der Dose.

    Dass Leipzigs Trainer Hasenhüttl nach dem Sieg am Sonntag gegen Mainz tatsächlich zwei freie Tage gewährt hat und danach nur „dosiertes Training“ ankündigt, passt ins Bild. Dieser Typus lässig-listiger Fußballlehrer hatte schon vor dem Heimspiel gegen den FSV

    Zum imaginären Fernduell wollte sich der 49-Jährige im durchgestylten Presseraum des alten Sportforums gar nicht äußern. „Wir können uns für den zweiten Platz nach zehn Spieltagen nichts kaufen. Es gibt uns aber die Garantie, dass wir uns in ruhigen Gebieten aufhalten und deswegen macht es gerade so viel Spaß.“ Da bleibt einer Elder Statesman, der politisch korrekte Antworten liefert, sobald die Begrifflichkeit „Bayern-Jäger“ fällt.

    Ralf Rangnick baute erst Hoffenheim, jetzt Leipzig auf

    Viele erinnert der forsche Ritt des Brauseklubs an die sensationelle Herbstmeisterschaft des Dorfvereins TSG Hoffenheim vor acht Jahren. Strippenzieher war dereinst der heutige RB-Sportdirektor Ralf Rangnick, der die Bayern-Bosse zwang, sich 2008 mit ihm intensiver auseinanderzusetzen. Vielleicht auch, weil sich der Ehrgeizling zeitweise auf die Muskelspiele einließ, verloren die Kraichgauer in der Rückrunde den Fokus und purzelten sogar noch aus den Europapokalrängen.

    Diesmal ist der gebürtige Schwabe so klug, sich jede Spitze gen München zu verkneifen. Der verbale Schlagabtausch mit einem Gegner, der eigentlich für einen Aufsteiger keiner sein kann, kostet nur unnötige Energien. „Nach zehn Spieltagen werden keine Euro- oder Champions-League-Plätze vergeben. Ich glaube, dass den Bayern über die gesamte Saison gesehen gar keiner gefährlich werden wird“, sagte der 58-jährige Rangnick. „Für uns ist wichtig, dass wir unser Ding weiter durchziehen.“

    Über die Münchner wird Rangnick wohl erst vertiefend reden, wenn am 21. Dezember das direkte Duell zwischen den Bayern und RB steigt. Vorher muss das bislang ungeschlagene Leipzig noch in Leverkusen und Freiburg, gegen Schalke, in Ingolstadt und gegen Hertha antreten. Die nachhaltig geförderte Mannschaft des Bundesliga-Neulings scheint sich auf jede einzelne Herausforderung zu freuen, tritt sie doch mit einer Selbstüberzeugung und einer Lerngeschwindigkeit an, die einigen sogenannten Traditionsvereinen gerade den Spiegel vorhält.

    Wo bitte stände der Hamburger SV, wenn er seine rund 90 Millionen Euro Investitionssumme allein aus der Ära Dietmar Beiersdorfer in die Spieler gesteckt hätte, die aus der sächsischen Metropole gerade das Selbstwertgefühl seiner ganzen Region heben?

    RB Leipzig orientiert sich an Klopps Geschwindigkeitsfußball

    Mittlerweile steigen an den ICE-Bahnhöfen in Eisenach, Gotha oder Erfurt Anhänger aller Altersklassen in Trikots mit Bullenlogo zu. Weil sie wissen, dass nirgendwo so auf die Tube gedrückt wird wie in der Arena vor der durchgeweichten Festwiese in Leipzig.

    Der von den überragenden Timo Werner (2) und Emil Forsberg mit Toren veredelte Vortrag vom Sonntag hatte Hasenhüttl gerade deshalb so gut gefallen, weil ihn vor Jahren das erste Meisterstück des Jürgen Klopp bei Borussia Dortmund inspiriert hat.

    Daran habe er sich orientiert, „und zwar zu der Zeit, als der Dortmunder Fußball so beeindruckend war mit seinem schnellen Umschaltspiel“, wie er der Frankfurter Allgemeinen Zeitung am Sonntag erklärte. Er selbst habe sich seitdem, so selbstbewusst ist der Österreicher inzwischen, beim FC Ingolstadt allerdings weiterentwickelt.

    Seine hungrigen Bullen arbeiten ganz verschiedene Matchpläne ab. Sie können einen kompakten Gast wie Werder Bremen (3:1) zermürben; sie können eine tief stehende Heimelf wie Darmstadt 98 (2:0) mit gepflegtem Ballbesitzspiel geduldig bearbeiten oder aber auch, wie nun gegen Mainz, sich als Überfallkommando aus dem Wilden Westen ausgeben.

    „Wir haben gerade wirklich viele Lösungen parat, der Trainer stellt uns jedes Mal aufs Neue perfekt ein“, lobt Kapitän Dominik Kaiser. Jeder Auftritt scheint gespeist von einem kollektiven Erfolgswillen. Nicht umsonst läuft die jüngste Mannschaft der Liga die meisten Kilometer. Und deswegen muss sie zur Erholung zwischendurch zwingend auf die Couch.

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