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Bundesliga: Sportwissenschaftler warnt vor langfristigem Schaden durch Geisterspiele

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Sportwissenschaftler warnt vor langfristigem Schaden durch Geisterspiele

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    Seit Corona ein fast schon gewohntes Bild in Deutschlands Sportarenen: Leere Ränge und Geisterspiele.
    Seit Corona ein fast schon gewohntes Bild in Deutschlands Sportarenen: Leere Ränge und Geisterspiele. Foto: Ina Fassbender/AFP-Pool, dpa

    Der Sportwissenschaftler Martin Lames warnt vor langfristigen Schäden für das Gefüge der Fußballbundesliga durch die Geisterspiele in der Corona-Pandemie. „Was die finanziellen Unterschiede in der Liga betrifft, sind fehlende Zuschauer fatal“, sagte der Münchner Professor unserer Redaktion. „Ohne Zuschauer gewinnt noch häufiger das Team mit dem großen Budget und den teuren Spielern“, betonte Lames. Der ohne Zuschauer fehlende Heimvorteil verstärke deshalb die bestehenden Ungleichheiten noch zusätzlich. Dies sei eine große Bedrohung für die Bundesliga.

    TU-Professor Lames: Publikum spielt wichtige Rolle für sportlichen Erfolg

    „Es ist nachgewiesen, wie Fans ihr Heimteam stärken, diesen Zusammenhang können wir in der Sportwissenschaft als etabliert betrachten“, betonte der Münchenr TU-Prossor. Statistisch spiele vor allem bei kleineren Vereinen das Publikum eine wichtige Rolle für sportlichen Erfolg: „Unterlegene Teams benötigen diese Extra-Unterstützung, um trotz ihrer geringeren sportlichen Fähigkeiten zu gewinnen“, betonte der Professor für Trainingswissenschaft und Sportinformatik.  „Die Stimmung in einem Stadion kann sehr extrem werden. Sie treibt Spieler an, auch mal 110 Prozent zu geben, um eine Partie noch zu drehen.“

    So wirken sich Geisterspiele auf den Fußball aus

    Sportwissenschaftler Martin Lames hat gemeinsam mit seinen Studenten ausgewertet, wie sich Geisterspiele auf die Ergebnisse in der Bundesliga auswirken.

    Heimvorteil vor Corona Im Schnitt enden 44 Prozent der Partien vor Zuschauern mit einem Heimsieg, nur 28 Prozent der Duelle gewinnt die Gastmannschaft. In 28 Prozent der Spiele gibt es Unentschieden.

    Geisterspiele ohne Heimvorteil Ohne Fans im Stadion siegt das Heimteam nur noch in 35 Prozent der Spiele. Die Häufigkeit von Niederlagen für die Heimmannschaft steigt auf 37 Prozent. Remis enden die Partien gleichbleibend zu 28 Prozent.

    Gelbe und Rote Karten In Spielen vor Publikum erhält das Heimteam im Schnitt 1,78 Gelbe und Rote Karten, das Auswärtsteam dagegen 2,13. In Geisterspielen kehrt sich dies um: Heimteams sehen 2,10 Karten, die Gastmannschaft kommt dagegen nur noch auf einen Wert von 1,96.

    Frühere Spielentscheidungen In der Hälfte der analysierten Geisterspiele war die Partie rund 20 Minuten früher entschieden als im Schnitt vor Fans. Besonders in der Schlussphase kann das zurückliegende Team den Spielausgang nicht mehr so leicht ändern wie mit Zuschauern im Stadion.

    Wenig Überraschungssiege Die Mannschaft, die tabellarisch besser dasteht, siegt in Geisterspielen noch häufiger als vor Zuschauern. Ohne Publikum im eigenen Stadion kompensieren schwächere Teams die individuellen Defizite nicht so gut wie mit der Fankurve im Rücken.

    Als Beispiel nannte den FC Augsburg, der deutlich stärker von seinen Fans abhängig ist als etwa der FC Bayern München: „Die Fans des FC Augsburg geben ihrem Verein tatsächlich mehr als die Bayernfans. Das hat aber den trivialen Grund, dass die Erfolgswahrscheinlichkeit beim FC Bayern ohnehin höher ist.“

    Lames fordert einheitliche Zuschauer-Regelung in der Bundesliga nach Öffnung der Stadien

    Aus diesem Grund fordert der Wissenschaftler bei einer Wiederöffnung der Fußball-Stadien für Zuschauer eine einheitliche Lösung, weil er sonst Wettbewerbsnachteile befürchtet: „Es wäre sehr ungerecht und für die Bundesliga auch ungünstig, wenn einzelne Mannschaften von laxeren Corona-Regeln profitieren. Für eine etwaige Öffnung der Stadien für Zuschauer muss eine solidarische und einheitliche Lösung für die gesamte Bundesliga her.“

    Lesen Sie hier auch das Interview mit Martin Lames: Darum sind Fans im Stadion für den FCA so wichtig

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