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Bundesliga: Irrsinn mit Schluss-Pointe

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Irrsinn mit Schluss-Pointe

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    Niederschlag in der Nachspielzeit. Rani Khedira liegt fassungslos am Boden. Seine Mitspieler halten sich immerhin auf den Beinen, sind aber gefühlsmäßig weit entfernt vom im Hintergrund jubelnden Paco Alcácer.  	<b>Foto: Imago</b>
    Niederschlag in der Nachspielzeit. Rani Khedira liegt fassungslos am Boden. Seine Mitspieler halten sich immerhin auf den Beinen, sind aber gefühlsmäßig weit entfernt vom im Hintergrund jubelnden Paco Alcácer. <b>Foto: Imago</b> Foto: Imago

    Dortmund Mitunter kann sich ein Fußballspiel in Langeweile verlieren. Manch einer wünscht sich, das trostlose Gekicke hätte der Schiedsrichter nie angepfiffen. Und dann tragen sich Spiele zu wie jenes, das über 80000 Zuschauer am Samstag in Dortmunds Stadion aufwühlte. Während der letzten halben Stunde scherten sich weder Borussia Dortmund noch der FC Augsburg um taktische Ordnung. Gingen Risiko ein, statt Dienst nach Vorschrift zu verrichten. Sechs Treffer fielen in dieser Zeit, das emotionale Spektakel gipfelte in Dortmunds Siegtreffer durch Paco Alcácer. Während Dortmunder auf Rängen und Rasen jubelten, sanken Augsburger in sich zusammen.

    FCA-Mittelfeldspieler Michael Gregoritsch beschrieb die Begegnung als „Achterbahnfahrt“. Rauf und runter, hin und her. Einerseits hätte es Spaß gemacht, meinte der Angreifer, der kurz vor Schluss das 3:3 erzielt und Augsburg dem Punktgewinn beim Tabellenführer nahe gebracht hatte. Doch Dortmunds Alcácer hatte anderes im Sinn. Setzte eine letzte Pointe (Glatte Eins). Dieser dramatische Ausgang der Begegnung schlug Gregoritsch sinngemäß auf den Magen. Der Österreicher sagte wörtlich, er könnte „in den Kübel kotzen“. Nach Achterbahnfahrten kommt das vor, wobei Gregoritschs Unwohlsein eher durch Enttäuschung verursacht wurde. Spieler und Verantwortliche auf Augsburger Seite wussten nicht, wie sie das Geschehene einordnen sollten. Selten hat eine Gastmannschaft vor Dortmunds schwarz-gelber Zuschauermasse einen derart forschen Ritt hingelegt.

    Wie schon in München demonstrierten die Augsburger, dass Heimspielstätten der Schwergewichte keine Furcht auslösen. Dortmunds Trainer Lucien Favre überhäufte seinen Kollegen Baum mit Lob, selbst der sonst so ruhige Schweizer wirkte nach dieser packenden Partie geschafft. Langsam würde sich sein Puls normalisieren, meinte Favre. Das atemberaubende 4:3 fasste er trefflich zusammen: „Es war ein sehr emotionales und fantastisches Fußballspiel.“ Den Dortmundern musste frühzeitig bewusst gewesen sein, dass die Augsburger nicht ins Ruhrgebiet gereist waren, um sich unter Tage zu verstecken. Spätestens mit der Führung durch Finnbogason gingen Alarmleuchten an. Selbst nach Alcácers erstem Streich ließen die FCA-Spieler nicht von ihrem Plan ab, den Gegner frühzeitig zu stören. Finnbogason, Gregoritsch und Caiuby verpassten die Führung, ehe Philipp Max diese besorgte.

    Letztlich entschieden Unachtsamkeiten und die außergewöhnlichen Fähigkeiten einiger BVB-Spieler die Begegnung. Alles vermengt in den letzten Sequenzen der Partie. Sergio Córdova produzierte einen Freistoß, Alcácer zielte genau, Rani Khedira öffnete eine Lücke in der Mauer und FCA-Torwart Andreas Luthe machte einen Schritt in die falsche Richtung.

    Andere Szenen gingen beinahe unter. Etwa, dass Mario Götze sich mit Felix Götze ein Brüderduell lieferte und zum 3:2 traf. Oder, dass der FCA einen Elfmeter hätte bekommen müssen und der Führung durch Finnbogason ein regelwidriger Schubser André Hahns vorausgegangen war. Nicht einmal an der fast sechsminütigen Nachspielzeit wollten sich die Augsburger abarbeiten. Vier Minuten waren angezeigt worden. Schiedsrichter Markus Schmidt hatte aber regelkonform während der Nachspielzeit eine zusätzliche Minute per Daumen angezeigt, weil FCA-Torwart Andreas Luthe zwei Abstöße äußerst gemächlich ausgeführt hatte.

    Statt einen Schuldigen zu suchen, versuchte Sportgeschäftsführer Stefan Reuter positive Aspekte hervorzuheben: „Die Mannschaft hat eine sensationelle Leistung abgeliefert und hätte sich mehr verdient gehabt“. Trainer Baum wirkte nicht so enttäuscht wie nach den Niederlagen gegen Mainz oder Bremen: „Wenn wir verlieren, will ich ordentlich gespielt haben. Und das haben wir.“ Dem FCA bleibt nun ausreichend Zeit, sich vom Dortmunder Wahnsinn zu erholen. Erst in knapp zwei Wochen ist RB Leipzig in Augsburg zu Gast.

    Borussia Dortmund Bürki – Hakimi, Akanji, Zagadou, Diallo – Witsel, Weigl (77. M. Götze) – Sancho, Bruun Larsen (69. Guerreiro) – Reus – Philipp (59. Alcácer) FC Augsburg Luthe – Gouweleeuw, R. Khedira, Hinteregger – Framberger, Max – Baier (64. Fe. Götze) – Hahn (75. Moravek), Gregoritsch, Caiuby – Finnbogason (83. Córdova) Tore 0:1 Finnbogason (22.), 1:1 Alcácer (62.), 1:2 Max (71.), 2:2 Alcácer (80.), 3:2 M. Götze (84.), 3:3 Gregoritsch (87.), 4:3 Alcácer (90.+6) Zuschauer 81365 (ausverkauft) Schiedsrichter Markus Schmidt (Stuttgart)

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