Startseite
Icon Pfeil nach unten
Sport
Icon Pfeil nach unten

Bundesliga: FC Bayern: Jupp Heynckes mit zwei Herzen in einer Brust

Bundesliga

FC Bayern: Jupp Heynckes mit zwei Herzen in einer Brust

    • |
    Jupp Heynckes - zwischen Bayer Leverkusen und dem FC Bayern
    Jupp Heynckes - zwischen Bayer Leverkusen und dem FC Bayern

    Leverkusen Ganz gegen seine Natur hat sich Jupp Heynckes in der vergangenen Woche auf das Feld der Ergebnis-Vorhersage begeben und für den Fall, dass sein 2:1-Sieg beim FC Bayern am Sonntag Wirklichkeit wird, Großes angekündigt: „Dann spring ich vor Freude an die Decke.“ Das würde man dann gern mal sehen oder: Lieber nicht.

    Mal abgesehen von der Sorge um sein künstliches Kniegelenk, das dem Noch-Trainer von Bayer Leverkusen ein leichtes Humpeln aufzwingt, passt ein wilder Freudenausbruch à la Jürgen Klopp nicht zum Bild, das Heynckes zuletzt von sich vermittelt hat. Er hat das mit der Decke ja auch nur gesagt, um zu unterstreichen, wie sehr und vollkommen sein Herz noch für seine jetzige Mannschaft schlägt. Und wie sehr es ihm egal ist, ob er seinen zukünftigen Klub am Sonntag einen Schritt näher an die Europa League schickt, an der teilzunehmen aus Münchner Sicht ja so etwas wie die Höchststrafe ist. In immer neuen Varianten bearbeitet der Coach das Thema vom Interessenkonflikt: „Bayern München hätte den falschen Trainer verpflichtet, wenn ich jetzt schon an meinen zukünftigen Klub denken würde“, sagt er am Freitag und: „Ich habe Vertrauen und Respekt mit der Mannschaft hier aufgebaut. Das wird bis zum letzten Spiel so bleiben“. Und dass in der Allianz-Arena zwei Herzen in seiner Brust schlügen, „das wird schwierig“ sagt Heynckes und schmunzelt über das Sprachbild.

    Natürlich wurde Heynckes auch am Freitag wieder zu den Gründen für den Wechsel gefragt. Wie immer seit Bekanntwerden der Personalie wich Heynckes aus und verwies auf seine Presseerklärung vom 21. März. Da stand nur drin, was nicht die Gründe waren: Nicht der Klub, nicht die Gesundheit. Unter der Woche hatte er auch noch das schwierige Verhältnis zu Michael Ballack auf die Liste der Nicht-Gründe gesetzt.

    Am Ende war es wohl der Ruf des Freundes Uli Hoeneß in der Not, der dem fast 66 Jahre alten Herz des Trainers keine andere Wahl ließ. Bei Leverkusen vermuten sie hinter vorgehaltener Hand, womöglich habe Hoeneß ihm den Bayern-Chip schon im Winter implantiert. Anders sei das lange Zögern mit der Vertragsverlängerung und die Veränderung der Lebensplanung kaum zu erklären.

    Auf jeden Fall ist Heynckes’ Verhältnis zu Hoeneß inniger als das zum Leverkusener Klubchef Wolfgang Holzhäuser, mit dem der Trainer einige Male überkreuz geriet. Zuletzt hatte Holzhäuser den Wechsel von Co-Trainer Peter Hermann zu den Bayern ausgeplaudert. Heynckes fand, das sei nicht Holzhäusers Aufgabe. Der Klubchef wiederum musste zuvor eingestehen, der Öffentlichkeit in der Causa Heynckes eine „Notlüge“ präsentiert zu haben: Als Holzhäuser den Coach ultimativ zur Entscheidung aufforderte, war ihm Heynckes’ „Nein“ längst bekannt – der Trainer hatte gebeten, mit der Veröffentlichung noch zu warten.

    Heynckes’ Gefühl für Anstand, sein Ringen um eine saubere Trennung, ist also auch für Leverkusen anstrengend. Bayer 04 mag nicht wie der verschmähte, beleidigte Liebhaber dastehen. Und der Trainer mag dem Bild von „einer außergewöhnlichen Station meiner Laufbahn“ keine Kratzer zufügen. „Ich habe mir alles reiflich überlegt und es fällt mir nicht leicht, hier wegzugehen“, sagt Heynckes. Er hat zwei Jahre lang viel Freude gehabt an und mit seiner Mannschaft und sie, bis auf wenige Ausnahmen wie Michael Ballack und Patrick Helmes, mit ihm. „Ich bin ein bisschen traurig. Ich bin hervorragend mit ihm klargekommen, wie fast die gesamte Mannschaft“, sagt Stümer Stefan Kießling.

    Alle wären froh, würde das Thema nach dem Abpfiff am Sonntagnachmittag erst einmal ruhen. „Es gibt ja danach noch vier Spiele und zwölf Punkte“, sagt Leverkusens Trainer. Diese vier Siege würde er dem Rekordmeister gönnen, damit dieser sein Ziel erreicht. „Natürlich spiele ich lieber Königsklasse als Europa League. Es liegen ja Welten dazwischen.“

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden