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Bundesliga: FC Bayern: Die Lederhosen haben ihren Schrecken verloren

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FC Bayern: Die Lederhosen haben ihren Schrecken verloren

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    Bayern rätseln über Torkrise - «Kein Alarmzeichen»
    Bayern rätseln über Torkrise - «Kein Alarmzeichen» Foto: DPA

    München Willy Sagnol war am Samstag auch in der Münchner Allianz-Arena. Der ehemalige französische Nationalspieler und langjährige FC-Bayern-Verteidiger trug einen Hut wie Sancho Panza, dazu Oktoberfest-Verkleidung. Zu Willy passte das wie ein bauchfreies Oberteil zur Kanzlerin.

    Andererseits ist es so, dass während der Oktoberfest-Wochen nichts ist wie sonst. Die Wiesn treibt alles auf die Spitze. Dazu gehört auch jenes berüchtigte "Mir-san-mir"-Gefühl der Bayern. Was deren größten Fußballklub betrifft, ist daraus eine der ältesten Regeln des Spiels entstanden. Sie lautet: Während der "

    So war das früher. Inzwischen haben Lederhosen und Dirndl offenbar ihren Schrecken für die Auswärtigen verloren. Die Samstagsplanung, nachmittags in die Allianz-Arena und abends im Schottenhamel ein paar Maß auf den FC-Bayern-Sieg zu trinken, geht inzwischen nicht mehr auf. Das 0:0 gegen den 1. FC Köln jedenfalls gab nichts her für einen zünftigen Abend. Im Gegenteil: Es waren enttäuschende 90 Minuten für die 69 000 in der Allianz-Arena - vorausgesetzt, sie waren nicht gerade Köln-Anhänger.

    Geboten war eine Art Neuauflage des Champions-League-Spiels vom Dienstag, in dem der AS Rom mit dem Ziel angetreten war, sich einer offenen Begegnung zu entziehen. Scheinbar hatten sich die Kölner gedacht, "machen wir genauso - nur besser". Das ist ihnen gelungen. Der FC Bayern hatte sagenhafte 77 Prozent Ballbesitz.

    Während die Italiener gegen Ende der Partie unter dem Druck des FC Bayern in die Knie gegangen waren, blieben die Kölner stehen und retteten sich ins Ziel. Kurz vor Schluss hatte Sebastian Freis sogar die größte Chance des Spiels, scheiterte aber an Hans-Jörg Butt.

    Lukas Podolski war das alles peinlich, weshalb der Kölner Nationalspieler für das destruktive Spiel seiner Mannschaft um Verständnis bat: "Wenn wir nach München kommen, müssen wir so spielen. Wir haben keine anderen Mittel."

    Auf diese und andere Weise haben sich die "Geißböcke" zum Münchner Schreckgespenst entwickelt. So viele Heimniederlagen (9) und Gegentore (50) hat der Rekordmeister gegen keinen anderen Klub einstecken müssen. Mit dem 0:0 haben die Münchner bereits zum fünften Mal in Folge zu Hause gegen Köln nicht mehr gewonnen. Auch zur vergangenen Wiesn-Saison hatten sich Kölner und Münchner mit demselben Ergebnis getrennt.

    Wie damals kommt die Punkteteilung für den Rekordmeister unpassend. Nur fünf Punkte nach vier Spieltagen - eine Bilanz, die an den Auftakt der vergangenen Saison erinnert und Trainer Louis van Gaal beinahe den Job gekostet hätte.

    Dieses Mal bleibt es ruhig. Die Nachwirkungen der WM, der Ausfall von Arjen Robben, die Defensivstrategien der Gäste - all das darf der Holländer unwidersprochen zu seiner Entlastung vorbringen. Sein dickes Erfolgskonto aus der vergangenen Saison mit Meisterschaft, Pokalsieg und Champions-League-Finale erstickt bislang jede Kritik. Manager Christian Nerlinger: "Wir werden in keinster Weise unruhig."

    Das könnte sich kommende Woche ändern. Die Münchner treffen auf die beiden Spitzenteams der Bundesliga. Am Dienstag müssen sie zum Tabellenzweiten TSG Hoffenheim, am Samstag kommt Tabellenführer FSV Mainz. Der Abstand zur Spitze beträgt bereits sieben Punkte. "Langsam wird es schwer, nach vorne zu kommen", sagt Lahm. Man kann das als Warnmeldung an alle Beteiligten verstehen.

    Wo es beim FC Bayern derzeit hakt, verrät die Statistik. Nur zwei Treffer in vier Bundesliga-Spielen - damit ist nicht viel zu gewinnen. Van Gaal weiß nicht, auf wen er bauen soll. Gegen Köln wechselte er den rührigen, aber glücklosen Klose gegen Gomez aus, an dem das Spiel dann völlig vorbeilief.

    Selbst Thomas Müller, der WM-Torschützenkönig, trifft nicht mehr, wie er mag. Müller vergab in der Nachspielzeit die große Chance zum Münchner Siegtor. "So ein Ding muss man reinmachen", jammerte der 21-Jährige nach seinem Kopfball in die Arme von Torhüter Faryd Mondragon. Gegen Hoffenheim und Mainz dürfen sich die Bayern wieder auf Gegner freuen, die mit offenem Visier spielen.

    Ob's hilft? Auf ihre Wiesn-Stärke sollten sich die Münchner jedenfalls nicht mehr verlassen. (Anton Schwankhart)

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