In diesen Tagen klammert man sich beim FC Schalke an jeden Hoffnungsschimmer. Sogar eine 0:4-Niederlage, wie sie Königsblau am vergangenen Spieltag einstecken musste, wird als positives Signal gedeutet. Immerhin ging es gegen die Bayern, immerhin fiel das Ergebnis zu hoch aus, immerhin war Schalke diesmal nicht so schlecht. Das Problem dabei: Mit zu vielen Sätzen, die "immerhin" beinhalten, wird Schalke weder die Klasse halten noch einen Weg aus seinem finanziellen Schlamassel finden.
Immerhin: Seit kurzem ist bekannt, dass der Revierklub neue Finanzhilfen erhält. Wie Schalke mitteilte, wurden die Verträge mit zwei Sponsoringpartnern langfristig verlängert. "Mit beiden Unternehmen wurden sofortige Sonderzahlungen vereinbart", hieß es in der Mitteilung. Beide sollen dem klammen Verein jeweils etwa fünf Millionen Euro einbringen.
Clemens Tönnies hatte sein Geld zuerst gegen Konditionen angeboten
Bei einem der beiden Unternehmen handelt es sich um einen Finanzdienstleister, beim anderen – und das ist etwas pikant – um den Fleischwarenfabrikanten Böklunder. Das ist etwas delikat, weil es sich bei Böklunder um eine hundertprozentige Tochterfirma der Zur-Mühlen-Gruppe handelt, deren Alleininhaber der ehemalige S04-Aufsichtsratschef Clemens Tönnies ist.
Der ehemalige Mäzen hatte vor einigen Wochen dem FC Schalke angeboten, das Böklunder-Sponsoring zu verlängern und damit eine sofortige Finanzspritze verbunden. Tönnies hatte es aber zur Bedingung gemacht, dass der Aufsichtsrat einstimmig zustimmt – einige Mitglieder des Gremiums empfanden dies als Demütigung des einstigen Chefs und stimmten dagegen, am Ende stand "nur" eine 9:2-Mehrheit.
Nun fließen die Tönnies-Millionen doch. Schalke-Vorstand Alexander Jobst erklärt, warum: "Es handelt sich hierbei um ein reines Sponsoring-Geschäft – der Vertrag wurde ganz normal verlängert, ohne anderweitige Forderungen oder Ansprüche. Das ist somit eine übliche Entscheidung in der Verantwortung des Vorstands." Die Vereinbarung sei "an keinerlei Bedingungen oder zusätzliche Verpflichtungen geknüpft". Über die Hintertür hat Schalke die Tönnies-Millionen nun also doch angenommen.
In sozialen Netzwerken reagierten viele Schalker-Fans mit Ablehnung oder blankem Entsetzen. Tönnies, der von 2001 bis 2020 den Aufsichtsrat des Bundesligisten leitete, gilt vielen immer noch als Feinbild – einerseits wegen des finanziellen Scherbenhaufens, den er nach seinem Ausstieg hinterlassen hatte, andererseits wegen seiner rassistischen Äußerungen. 2019 hatte der 64-Jährige beim Tag des Handwerks in Paderborn gefordert, in Afrika Kraftwerke zu bauen: "Dann hören die Afrikaner auf, die Bäume zu fällen, und sie hören auf, wenn’s dunkel ist, wenn wir die nämlich elektrifizieren, Kinder zu produzieren." Der Schalker Ehrenrat befasste sich mit den Äußerungen, sanktionierte Tönnies damals aber nicht.
Klaas-Jan Huntelaar kommt beim FC Schalke nicht auf die Beine
Das Geld, das der Werbedeal in die Schalker Kassen spült, kann der Tabellenletzte jedoch gut gebrauchen. Gerade mal sieben Punkte hat der Klub, der 2018 noch Vizemeister wurde, gesammelt – noch nie hat ein Verein, der zu diesem Zeitpunkt so wenige Punkte hatte, die Klasse gehalten. Der als Heilsbringer verpflichtete Stürmer Klaas-Jan Huntelaar kommt nach seiner Verpflichtung noch nicht auf die Beine.
Der 37-Jährige, den der Klub von Ajax Amsterdam zurückgeholt hatte, nahm am Mittwoch nur in den ersten 15 Minuten am Mannschaftstraining teil. Wegen Wadenproblemen hatte der Stürmer, der bereits von 2010 bis 2017 für Schalke gespielt hatte, bislang noch kein Spiel bestreiten können. Neuzugänge für die Aufholjagd in der Bundesliga sollen nach Möglichkeit noch kommen – wenn sie finanzierbar sind. Gesucht wird vor allem ein Flügelstürmer.
Trikotsponsor Gazprom könnte Schalke auch in der zweiten Liga erhalten bleiben
Stichwort Finanzen, nochmals: Sollte der Abstieg feststehen, würde laut Vertragswerk auch der Deal mit Trikotsponsor Gazprom auslaufen – eigentlich. Wie der Kicker berichtet, könnten Klub und Unternehmen aber bis zu vier Wochen nach einem Gang in die zweite Liga Konditionen nachverhandeln. Der russische Energieversorger könnte dem FC Schalke also auch in der zweiten Liga erhalten bleiben. Immerhin.
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