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Bundesliga: Borussia Dortmund: Nicht zu früh freuen

Bundesliga

Borussia Dortmund: Nicht zu früh freuen

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    Jürgen Klopp will immer alles. Auch dann, wenn fast alles entschieden scheint, also seine Mannschaft ganz dicht vor dem großen Saisonziel Titelverteidigung angekommen ist.
    Jürgen Klopp will immer alles. Auch dann, wenn fast alles entschieden scheint, also seine Mannschaft ganz dicht vor dem großen Saisonziel Titelverteidigung angekommen ist. Foto: dpa

    Jürgen Klopp will immer alles. Auch dann, wenn fast alles entschieden scheint, also seine Mannschaft ganz dicht vor dem großen Saisonziel Titelverteidigung angekommen ist. Also fordert der 44 Jahre alte Cheftrainer von Borussia Dortmund seinen Fußballprofis einen sehenswerten Endspurt ab und droht: „Wenn ich spüre, dass einer die notwendige Spannkraft nicht hat, wird er nicht spielen.“ Klare Ansage eines Mannes, der seinen Spielern stets so etwas wie heitere Entschlossenheit vorlebt. Locker und angespannt zugleich wirkte Klopp am Donnerstagnachmittag bei der Pressekonferenz vor dem Duell mit dem Tabellenvierten Borussia Mönchengladbach.

    Locker, weil der lange Schwarzwälder mit sehr viel Humor und großer Schlagfertigkeit gesegnet ist; angespannt, weil dieser Coach seine Ziele mit einer unnachgiebigen Hartnäckigkeit und Verbissenheit verfolgt. Auch deshalb ist der BVB in dieser Spielzeit seit 25 Spielen ohne Niederlage, auch deshalb hängte die Borussia Rekordmeister Bayern München vor dem drittletzten Spieltag um acht Punkte ab, auch deshalb winkt wie im Vorjahr (beim 2:0-Heimsieg über den 1. FC Nürnberg) aufs Neue am 32. Spieltag der große Preis, der achte Meistertitel in der Vereinsgeschichte – und auch deshalb wäre Klopps Hunger nach mehr dann noch nicht gestillt.

    Als Zugabe winkt der Pokalsieg am 12. Mai gegen die Bayern

    Es winkt als Zugabe der Pokalsieg im Berliner Finale gegen die Bayern am 12. Mai und davor ein Saisonabschluss mit einem imposanten Rekord. Dortmund kann bei drei Siegen in den drei letzten Begegnungen auf 81 Punkte kommen und auch in dieser Kategorie die Münchner ablösen, die es 1998/99 auf 78 Punkte brachten. „Ich möchte einfach“, sagt der unersättliche Klopp, „dass wir aus dieser Saison das Maximale herausquetschen.“

    Auf der nationalen Bühne, da sich die Westfalen in der Champions League verliefen und schon nach der Gruppenphase in heimische Gefilde zurückkehren mussten. Das hielt ihnen am vergangenen Sonntag Uli Hoeneß, der wortmächtige Bayern-Präsident, noch einmal genüsslich vor, „und diesen Schuh ziehe ich mir auch an“, sagte Klopp jetzt dazu, „denn international haben wir nichts gerissen“. Was noch nicht ist, soll eben vom Herbst an werden. „Möglicherweise“, prophezeit der Borussen-Trainer, „wird Uli Hoeneß irgendwann den Hut vor unserer Mannschaft ziehen müssen.“ In der Bundesliga hat sich der BVB den Respekt des Rivalen aus dem Süden längst verdient – mit einem Fußball, der geprägt ist von konstanter Leidenschaft, großem Tempo und Balleroberungswillen sowie einer kollektiven Spielkunst wie an keinem anderen Schauplatz der Liga.

    Nun also soll der letzte Schritt zum Triumph mit nachgereichter Schale folgen. Wäre da nur nicht die allseits spürbare Gewissheit, auf dem Weg zum Gipfel unaufhaltsam zu sein. Dieses Grundgefühl in der Stadt hat Klopp während der Woche ausgemacht. „Wenn ich sage, die Entscheidung ist noch nicht gefallen“, sagt er, „werde ich angeguckt, als hätte ich nicht alle Tassen im Schrank.“

    Der Gegner jedenfalls ist zu allem bereit, will doch die andere Borussia mit dem nach der Saison zu seinem Dortmunder Heimatklub zurückkehrenden Marco Reus an der Spitze unbedingt auch gewinnen, um sich am Ende der Runde als Dritter direkt für die Champions League zu qualifizieren. Der 22 Jahre alte Nationalspieler macht „keinen Hehl daraus, dass es für mich kein normales Spiel ist, aber natürlich fahren wir dorthin, um etwas mitzunehmen“. Dass Reus an der Stätte seiner zukünftigen Feiertage dabei sein wird, stand am Freitag noch infrage, da sich der Gladbacher Stürmer tags zuvor eine leichte Knöchelverletzung im Training eingehandelt hatte. „Es ist aber nicht so schlimm“, lautete der abwiegelnde Befund des Laienmediziners Reus.

    Was dem Dortmunder Trainer mindestens genauso zu denken gab wie die Aussicht, noch einmal mit eigenen Augen die Spitzenqualität des unwiderstehlichen Marco Reus (16 Tore) zu erleben, ist die Möglichkeit des ohne eigenes Zutun entschiedenen Titelkampfs. Klopps Borussia tritt an diesem Samstagabend um 18.30 Uhr zu ihrem Endspiel um die Meisterschaft nur dann an, wenn die Bayern siebzig Minuten davor ihre Begegnung in Bremen gewinnen. Falls das mit dem Blick auf das Halbfinalrückspiel der Königsklasse bei Real Madrid von Trainer Heynckes nominierte Münchner 1b-Team beim alten Nordrivalen auch nur unentschieden spielt, ist der BVB nicht mehr von der Spitze zu verdrängen.

    Dann würde aus dem Showdown bestenfalls noch ein Showact zweier starker Teams. Kein Wunder, dass Wettkämpfer Klopp am liebsten alle neun Spiele dieses drittletzten Spieltages auf Samstag, 15.30 Uhr, angesetzt hätte. „Anscheinend“, klagte er über die Spielplanwirklichkeit, „hat bei der Deutschen Fußball-Liga niemand daran geglaubt, dass an diesem Wochenende die Entscheidung fallen könnte – zumindest nicht zu unseren Gunsten“.

    Die meisterliche Stärke von Dortmund zu übersehen, wird sich auf Dauer niemand mehr in der Bundesliga leisten können. Schließlich bleibt der Hunger auf den fortgesetzten Erfolg Teil des Speiseplans für die nächste Spielzeit. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.

    Für diesen Samstag hat Jürgen Klopp die Losung ausgegeben, „wir müssen das mit Professionalität und Konsequenz zu Ende bringen, wir haben massenhaft Zeit, hinterher zu feiern“.

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