Jost Peter, Vorstandsmitglied des Fan-Bündnisses "Unsere Kurve", sieht die Wiederzulassung von Fans in Bundesliga-Stadien angesichts der zu erwartenden Sicherheitsmaßnahmen kritisch: "Ob man überhaupt von Stimmung sprechen kann bei dem, was zu erwarten ist? Wenn jegliches Singen, Schreien und Rufen verboten ist, wird aus dem Fußballspiel eher eine Theaterveranstaltung", sagte der 58-Jährige unserer Redaktion.
Grundsätzlich solle zwar auch dem Fußball in Zeiten vielfältiger Öffnungen die Möglichkeit zugestanden werden, wieder vor Zuschauern zu spielen – ob dies aber sinnvoll sei, dazu gebe es in der aktiven Fanszene unterschiedliche Sichtweisen: "Denn eines ist klar: Eine Fankultur wie wir sie aus den Stadien vor Corona gewohnt sind, kann es trotz aller Konzepte nicht geben."
"Ob man überhaupt von Stimmung sprechen kann?"
Peter glaubt, dass viele organisierte Fans auf einen Stadionbesuch unter den zu erwartenden Bedingungen verzichten werden: "Diese Meinung zieht sich weit in die organisierten Fanszenen – nicht nur bei den Ultra-Gruppen, auch bei "Unsere Kurve". Ein Ausleben eines Fan-Daseins ist unter Corona-Bedingungen gar nicht möglich. Ob man überhaupt von Stimmung sprechen kann bei dem, was zu erwarten ist?"
Zur Wiederzulassung der Zuschauer hat das Fan-Bündnis ein Positionspapier veröffentlicht, in denen etwa die Zulassung von Gästefans, einheitliche Standards oder gerechte Verteilung von Tickets gefordert werden. Eine zentrale Forderung betrifft aber auch die Wahrung des Datenschutzes, so Peter: "Die Schutzmaßnahmen vor Corona dürfen nicht dazu führen, dass meine Bürgerrechte eingeschränkt werden. Es gibt bestimmte Notwendigkeiten. Aber auch in Restaurants ist klar geregelt, wann die Daten wieder zu vernichten sind: nämlich nach 14 Tagen. Ein ähnliches Vorgehen ist beim Fußball möglich. Diese Daten wurden weitergegeben, um Infektionsherde einzuschränken – aus keinem anderen Grund."
Die Kritik von Karl-Heinz Rummenigge an der fordernden Haltung der Fan-Szene kann der Fan-Aktivist aber nicht nachvollziehen: "Der Fußball gehört all denen, die ihn lieben. Wenn Herr Rummenigge sich dazugehörig fühlt, ist er herzlich willkommen. Die Formulierung, dass die Ultras den Fußball für sich reklamieren, ist jedenfalls Unsinn."
Lesen Sie hier das gesamte Interview: "Unsere Kurve" widerspricht Rummenigge: "Fußball gehört allen, die ihn lieben"
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