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Boxen: Tina Rupprecht vor WM-Kampf: Zuckerbrot gibt es erst danach

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Tina Rupprecht vor WM-Kampf: Zuckerbrot gibt es erst danach

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    Tina Rupprecht hat in den vergangenen Monaten ihren Fokus komplett auf den WM-Kampf am Samstag gelegt.
    Tina Rupprecht hat in den vergangenen Monaten ihren Fokus komplett auf den WM-Kampf am Samstag gelegt. Foto: Ulrich Wagner

    Die Tage direkt vor einem Kampf sind, rein körperlich betrachtet, die angenehmsten im Leben einer Boxerin. Im Training passiert nicht mehr viel. Bisschen Arme ausschütteln, Kreislauf kurz hochfahren, Taktik und Technik mit Trainer Alexander Haan. Ansonsten: Ausruhen. Die harte Arbeit ist längst getan, denn am Samstagabend trifft die 27-jährige Augsburgerin Tina Rupprecht in Hamburg auf Catalina Díaz aus Spanien. Es geht um den Weltmeistergürtel im Minimumgewicht des Verbandes WBC, den Rupprecht seit dem vergangenen Jahr innehat. Und natürlich würde sie ihn nur sehr ungern wieder abgeben.

    Seit Mai bereitet sie sich auf die Titelverteidigung vor. Das ist ungewöhnlich lang, dementsprechend groß ist die Vorfreude bei Rupprecht. "Ich bin konditionell richtig gut drauf. Du musst mit dem Gefühl in den Ring gehen, ich kann zehn Runden Vollgas geben."

    Die Sparringspartnerin ist genauso groß wie Tina Rupprechts nächste Gegnerin

    In der vergangenen Woche war Annemarie Stark aus Lübeck nach Augsburg gekommen. Jeden Tag stand Sparring auf dem Programm. Stark ist im Amateurlager eine der besten deutschen Boxerinnen im Halbfliegengewicht und verlangte Rupprecht alles ab. "Das war die perfekte Vorbereitung, denn Annemarie ist genauso groß wie Catalina Díaz", sagt Rupprecht. Bisher musste sie immer gegen größere Gegnerinnen kämpfen – diesmal ist es ein Duell auf Augenhöhe. Die 39-jährige Spanierin kommt ursprünglich vom Thai-Boxen und wechselte 2017 zum Profi-Boxen, wo sie es zur zweifachen Europameisterin (EBU) brachte. "Sie hat viel Erfahrung, ich werde sie sicher nicht unterschätzen. Im Kampf kann immer alles passieren."

    Trainer Haan hat Díaz auf mehreren Videos studiert: "Die geht immer nach vorne, egal, was ist. Der rechte Schwinger ist ihr harter Schlag. Tina hat die größere Box-Intelligenz, ist beweglicher – das müssen wir ausnützen."

    Im Training, vor allem in den Sparrings der vergangenen Woche, hat Haan verschiedene Situationen simuliert, in die Rupprecht auch am Samstag geraten könnte. Denn im Kampf müssen die Abläufe sitzen. Zeit zum Nachdenken über die Taktik ist keine mehr. "Dann reagierst du nur noch, das ist alles automatisiert", sagt Rupprecht. Sie und ihr Trainer wissen aber natürlich, dass die andere Seite genau das Gleiche macht. "Die haben Tina auch studiert und sich bestimmt auch etwas überlegt. Überraschungen gibt es immer."

    Tina Rupprecht (links) verteidigte 2018 ihren Weltmeister-Titel der WBC im Minimumgewicht im Kühbacher Sportparkt gegen die 20-jährige Niorkis Carreno aus Venezuela.
    Tina Rupprecht (links) verteidigte 2018 ihren Weltmeister-Titel der WBC im Minimumgewicht im Kühbacher Sportparkt gegen die 20-jährige Niorkis Carreno aus Venezuela. Foto: Melanie Nießl (Archiv)

    Rupprechts Trainer weiß, wie die 27-Jährige tickt

    Während des Kampfs bleiben dem Trainer nur ein paar Sekunden in den Pausen, um auf das Geschehen im Ring zu reagieren. "Du hast eine Minute Zeit. Sie muss durchatmen, runterkommen und dann zuhören. Da brauchst du dann keine Geschichten erzählen", sagt Haan. "Das sind kurze Anweisungen, und dann geht’s weiter. Es gibt immer eine Lösung, egal, was das Problem ist." Haan trainiert Rupprecht schon seit Beginn ihrer Karriere. "Alex weiß genau, wie ich ticke, und weiß, was er sagen muss. Sonst würde das auch nicht funktionieren."

    Der erfahrene Trainer arbeitet nach dem bewährten Prinzip von Zuckerbrot und Peitsche, verwendet es aber in einer ganz speziellen Dosierung: "Vor dem Kampf gibt es mehr Peitsche, das Zuckerbrot gibt es dann danach."

    Der WM-Kampf findet im Rahmen eines Kampfabends im "Hamburg Cruise Center Altona" statt. Den Hauptkampf bestreitet Ex-Weltmeister Jürgen Brähmer. Sein Debüt als Profi wird dort auch der Augsburger Joshua Lederhofer, 20, im Super-Mittelgewicht feiern.

    Hier finden Sie unseren Bericht zu Rupprechts WM-Titel-Verteidigung 2018 zum Nachlesen.

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