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Boxen: Tina Rupprecht geht im Kampf gegen Katia Gutiérrez an ihre Grenzen

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Tina Rupprecht geht im Kampf gegen Katia Gutiérrez an ihre Grenzen

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    Tina Rupprecht (rechts) und  Katia Gutiérrez lieferten sich einen harten Kampf.
    Tina Rupprecht (rechts) und Katia Gutiérrez lieferten sich einen harten Kampf. Foto: Peter Fastl (Archivbild)

    Es war ein seltsames Bild, das sich den Zuschauern bot, als nach zehn Runden der Schlussgong ertönte. Beide Boxerinnen waren der Meinung, sie hätten diesen Kampf gewonnen. Während die Mexikanerin Katia Gutiérrez auf den Schultern ihres Trainers durch den Ring getragen wurde, lief die Augsburgerin Tina Rupprecht jubelnd durch den Ring. Für den neutralen Besucher waren die Jubelarien durchaus berechtigt.

    In einem Fight auf Biegen und Brechen, der die beiden Sportlerinnen an die Grenzen ihrer Belastung gebracht hatte, war es schwer eine gerechte Beurteilung zu finden. Es war schließlich mucksmäuschenstill als das Urteil der drei Ringrichter verlesen wurde: 94:96 für Gutiérrez, 96:94 für Rupprecht und schließlich 97:93 für Rupprecht. Die Halle tobte. Die 450 Besucher, die trotz Corona zugelassen wurden, outeten sich fast allesamt als Rupprecht-Fans: "Tina, Tina" riefen sie lautstark. Und nun wurde nur noch eine von ihrem Trainer auf den Schultern durch den Ring getragen: Tina Rupprecht.

    Rupprecht versus Gutiérrez: Ein Kampf auf Augenhöhe

    Gutiérrez die vor dem Kampf lautstark die mexikanische Nationalhymne mitgesungen hatte, schüttelte nur den Kopf. Sie konnte das Urteil nicht fassen. Im Prinzip waren beide Sportlerinnen an diesem Abend Siegerinnen. Beide betrieben Werbung für den Frauenboxsport.

    Rupprecht konnte den Kampf im Nachhinein ganz gut einordnen: "Ich habe einen riesigen Respekt vor Gutiérrez. Sie ist eine großartige Kämpferin, aber ich denke schon, dass das Urteil in Ordnung geht." Die Titelverteidigerin kann ihren Weltmeistergürtel des World Boxing Council (WBC) im Minimumgewicht also behalten. Den zeigte sie stolz und verteilte dabei Handküsschen. Das entschädigte sie jetzt etwas für die Corona-Zeit in der fast alles verboten war. "Ich habe eineinhalb Jahre auf diesen Kampf gewartet. Jetzt ist der Sieg umso schöner", sagte sie strahlend. "Ich musste heute in jeder Runde 100 Prozent geben. Ich denke das war bisher mein schwerster Kampf", so Rupprecht weiter.

    Eine weitere Augsburgerin stand im Ring: Cheyenne "Pepper" Hanson. Sie konnte Anfang des Jahres die Deutsche Meisterschaft für sich entscheiden.
    Eine weitere Augsburgerin stand im Ring: Cheyenne "Pepper" Hanson. Sie konnte Anfang des Jahres die Deutsche Meisterschaft für sich entscheiden. Foto: Thorsten Franzisi (Archivbild)

    13 Kämpfe wurden an diesem Abend in der Hydro-Tec Eisarena ausgetragen, aber keiner war so spannend, wie der Hauptkampf. Ein umstehender Zeitungsfotograf meinte anschließend: "Ich habe von einem Fußballspiel noch nie so viele Bilder gemacht, wie jetzt von diesem Boxkampf." Für beide Kämpferinnen war Defensive ein Fremdwort. In dem Moment, in dem sich die eine die Blöße gab, die Deckung zu vernachlässigen, boxte die andere auf sie ein.

    Rupprechts Trainer Alexander Haan fieberte mit: "Pass auf. Der rechte Schlag ist sehr gefährlich", schrie er in den Ring. "Andele, Andele" ("Auf geht's"), schallte es aus der mexikanischen Ecke. Letztlich wurde es ein gegenseitiges Trommelfeuer, das schließlich über die volle Distanz ging.

    Alexander Haan hatte sich nach dem Kampf schnell wieder gefasst: "Wir kennen ja Gutiérrez und wussten, dass es ganz schnell aggressiv zur Sache geht." Die lange Corona-Pause zehrte auch an seinen Nerven: "Das war zuletzt schon eine schwere Zeit. Das Positive war, dass wir uns gut vorbereiten konnten. Wir sind extra in die Ukraine geflogen und hatten dort gute Sparringspartner. Ich hoffe, dass Tina noch einmal in diesem Jahr kämpfen kann." Das würde auch Rupprecht gerne. Allerdings muss es nicht sofort sein. "Jetzt fliege ich erst mal in den Urlaub." Wohin die Reise geht? "Nach Afrika."

    Hanson nach kurzem Boxkampf: "Hätte lieber etwas länger gekämpft"

    Der Kampf der Augsburgerin Cheyenne "Pepper" Hanson war dagegen wesentlich früher beendet. Sie konnte ihren Kampf gegen Sabina Mischenko aus der Ukraine bereits nach der ersten Runde gewinnen. Allerdings durch technischen K.O. - Mischenko musste aufgeben, weil an ihrer Hand etwas gebrochen war. Diese drei Minuten Kampf konnte auch sie nicht richtig einordnen: "Ich bin zwar glücklich, dass ich gewonnen habe, aber ich hätte lieber etwas länger weiter gekämpft."

    Das Positive für Hanson: "Trotz der schweren Zeit freuen wir uns, dass wir endlich wieder kämpfen dürfen." Im Internet hatte die Veranstaltung, bei der die Rocksängerin Tina Schüßler und die DSDS-Teilnehmerin Katharina Eisenblut auch musikalisch für Stimmung sorgten, einen großen Zulauf. Auf Youtube sahen die Kämpfe über 12.000 Zuschauer.     

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