Nürburg (dpa) - Box-Weltmeister Felix Sturm ließ sich auch am Nürburgring nicht ausbremsen - selbst von einem Stallgefährten nicht. Der 30 Jahre alte Champion im Mittelgewicht behauptete seinen WBA- Titel Samstagabend vor 5500 Zuschauern in der ausverkauften neuen Ring-Arena und vor 5,12 Millionen am Fernsehgerät gegen Universum-Teamkollegen Khoren Gevor.
Sturm beendete damit auch die dritte Pflichtverteidigung innerhalb eines Jahres erfolgreich. "Wir haben einen großen Kampf gesehen. Ich habe verdient gewonnen, weil ich die klareren Treffer gesetzt habe. Es war ein toller Abend", sagte der Leverkusener nach dem einstimmigen Punktsieg (117:111, 115:113, 115:113) erschöpft, aber zufrieden.
Kurz nach dem Kampf war er aber auch sauer - auf seinen Gegner: "Wir kennen uns ja neun Jahre. Ich habe nicht erwartet, dass er sounsauber boxt", sagte er."Um Weltmeister zu werden muss man mehr machen, als mit dem Kopf zustoßen."
Gevor ärgerte sich über den Ausgang des Kampfes: "Ich fühle mich als Sieger. Ich habe ihn genauso getroffen. DieOffiziellen haben das nicht so gesehen. Das ist schade für den Sport",haderte der untröstliche Verlierer, den auch die Börse von geschätzten175 000 Euro - die höchste seiner Karriere - nicht trösten konnte. Sturm soll 1,2 Millionen Euro bekommen haben.
Der Trainer des Verlierers, Fritz Sdunek, sagte später: "Die letzten Runden kann man Felix geben. Insofern geht der Sieg inOrdnung." Sdunek ging aber mit einem Jurorenhart ins Gericht. Das 117:111, das ausgerechnet der deutschePunktrichter Manfred Küchler errechnet hatte, stieß dem Meistercoachsauer auf: "Dass solche Leute noch werten dürfen, ist ein Skandal."
Sturm musste sich den 33. Sieg im 36. Kampf seiner Karriere so hart erarbeiten, wie er das befürchtet hatte. Der Leverkusener war gezwungen, alle Register zu ziehen - auch die taktischen. "Wir wollten Khoren mit seinen eigenen Waffen schlagen. Das Konzept ist aufgegangen", meinte Trainer Michael Timm. Sein Schützling konterte nicht wie gewohnt auf schnellen Beinen aus dem Rückwärtsgang, sondern stellte sich dem physisch äußerst kompakten Armenier.
So war Gevor dank seiner kämpferischen Qualitäten dem feinen Techniker Sturm optisch lange durchaus ebenbürtig, ehe ihm in der Schlussphase etwas die Kräfte ausgingen und der Weltmeister die entscheidenden Treffer setzen konnte.
Der Sieg hatte seinen Preis für Sturm. Der Weltmeister musste wegen einer Ohrverletzung im Krankenhaus behandelt werden. "Mir wurde das Blut aus dem Bluterguss in der Ohrmuschel gesogen. Aber es ist alles halb so wild. Mir geht es gut", berichtete der Universum-Profi nach dem Eingriff noch in der Nacht.
Sturm will nun ausgiebig Urlaub machen und dann die nächsten großen Aufgaben angehen. "Welche das sind, ist noch nicht klar. Aber auch eine Titelvereinigung mit Kelly Pavlik ist durchaus ein Thema", sagte Universum-Vize Dietmar Poszwa.
Der Amerikaner Pavlik wird in Übersee registriert haben, dass sich ein junger Deutscher zum Herausforderer Nummer eins aufschwang. Der Schweriner Sebastian Zbik sicherte sich durch einen knappen einstimmigen Punktsieg (115:114, 115:114, 115:114) über Domenico Spada (Italien) die Interims-WM des WBC.