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Boxen: Rupprecht ganz oben

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Rupprecht ganz oben

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    Tina Rupprecht und ihr Trainer Alexander Haan lassen sich feiern.
    Tina Rupprecht und ihr Trainer Alexander Haan lassen sich feiern. Foto: Siegfried Kerpf

    Es war ein bewegender Moment. Tina Rupprecht hatte glasige Augen bei der deutschen Nationalhymne vor dem Kampf. Das lag aber eher daran, dass die Hymne nicht vom Band kam, sondern von ihrer Schwester Stefanie vorgetragen wurde. Mit ihrer glockenklaren Stimme ließ sie die rund 1100 Besucher in Königsbrunn für ein paar Minuten innehalten. Als dann Stefanie noch ihre „kleine Schwester“ umarmte, ehe sie den Ring verließ, wurde es laut in der Halle.

    Die „Tina, Tina“-Rufe hatte die 24-jährige Augsburger Boxerin an diesem Abend allerdings auch bitter nötig. Im Kampf um den IBO-Gürtel „Intercontinental Championship“ hatte Rupprecht mit Louisiana Bolivar aus Venezuela im Minimumgewicht (bis 47 Kilo) einen zähen Brocken vor sich. Nach einem Fight über die volle Distanz von zehn Runden gab es eine knappe Entscheidung für Tina Rupprecht. Zwei Kampfrichter entschieden sich für die 24-jährige Lehramtsstudentin, einer für Bolivar.

    Rupprecht lag vor dem Kampf flach

    Manchmal tat es schon beim Zuschauen weh. Als die beiden Gegnerinnen in der vierten Runde aufeinander eindroschen, musste der Ringrichter den Kampf kurzzeitig stoppen. Das Gesicht von Tina Rupprecht war blutüberströmt und die Boxerin sah aus, als wäre sie Hauptdarstellerin in einem Horrorfilm. Bolivar hatte sie genau über dem Auge getroffen. „Das war halb so schlimm. Ich bin ja einiges gewohnt“, lachte Rupprecht nach dem Schlussgong.

    Sie hatte ganz andere Probleme gehabt, war nicht richtig fit gewesen. Wegen eines Virus war sie fast acht Tage flach gelegen. Gewusst hat davon niemand etwas. Erst zum offiziellen Wiegen war sie dann wieder einigermaßen auf der Höhe gewesen. „Wir wollten nicht, dass ihre Gegnerin das erfährt, und haben es deshalb geheim gehalten“, erzählt ihr Trainer und Manager Alexander Haan.

    "Ein toller Abend"

    Bolivar hatte ohnehin einen Vorteil. Die Südamerikanerin ist einen Kopf größer als Rupprecht, hatte damit auch eine größere Reichweite. „Ich habe Bolivar in der vergangenen Woche ein paarmal im Training beobachtet und habe Tina auch darauf vorbereitet“, so Haan. Entscheidend konnte Bolivar das schließlich nicht nutzen, vor allem, weil Rupprecht im Ring etwas beweglicher wirkte.

    „Es war ein toller Abend und es ist einfach nur geil“, meinte die Augsburgerin nach dem Kampf. Für Rupprecht war diese Nacht damit noch lange nicht zu Ende. Gefühlte 800 Fans standen noch Schlange, die alle nur eins wollten – ein Selfie mit „ihrer Tina.“ Die strahlte wie ein Honigkuchenpferd. Ebenso wie die große Schwester Stefanie: „Ich freu mich so. Ich glaube, ich war vor dem Kampf nervöser als Tina.“

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