Nikki Adler ist eine ungewöhnliche junge Frau. Sie ist hübsch, eloquent und sympathisch, aber die 25-Jährige fällt ein bisschen aus der Norm. Das fing bei ihr schon als Kind an. Während andere Mädchen in ihrem Alter mit Puppen spielten oder von einer Ballettkarriere träumten, sah sie sich gerne im Fernsehen Boxkämpfe der Gebrüder Klitschko an. Die hinterließen großen Eindruck bei ihr. „Ich habe immer gesagt, dass will ich auch mal machen“, erzählt sie lächelnd. Ein paar Jahre später ging Nikki Adler den Weg einer Kampfsportlerin. Ein Weg, der steinig, beschwerlich, aber auch erfolgreich war.
Am Samstag (ab 19 Uhr) bei der „MG Tigers Fight Night“ kämpft Adler in der Augsburger Sporthalle im Supermittelgewicht (bis 76 kg) um den Weltmeistergürtel der WBU gegen Emoke Halas aus Serbien. „Die hat ein schönes Pfund in ihren Fäusten“, sagte Adlers Trainer Jürgen Grabosch vor ein paar Tagen. Auch Adler hat Respekt, aber keine Angst: „An eine Niederlage darf man gar nicht denken.“
Augsburgerin fing mit Kickboxen an
Das tat sie noch nie vor ihren Kämpfen. Die gebürtige Augsburgerin kroatischer Abstammung fing bereits im Alter von 15 Jahren mit Kickboxen an. Das Mädchen war mit einer großen Portion Talent ausgestattet. 2004 wurde sie bayerische Meisterin. Doch Kickboxen machte sie nicht ganz glücklich. „Mit den Füßen zu schlagen, dazu war ich immer zu faul“, gibt sie ehrlich zu.
Adler wurde auch schnell klar, dass das Leben nicht nur im Ring stattfindet. Für die Fachoberschulreife und eine Ausbildung bei der Deutschen Post nahm sie sich eine längere Auszeit.
2007 folgte dann das Comeback.
2007 folgte dann das Comeback. Während ihrer langen Pause hat Adler schließlich beschlossen, sich endgültig vom Kickboxen nur noch aufs Boxen zu spezialisieren. Damals kannte sie das Publikum und ihre Gegnerinnen noch unter ihrem gebürtigen Namen Nikolina Orlovic. „Den Namen habe ich nur ein bisschen eingedeutscht. Orlovic heißt auf Deutsch Adler und Nikki ist ein bisschen einprägsamer als Nikolina“, klärt die Boxerin auf.
Adler sammelte Meistertitel wie andere Leute Briefmarken. Doch als alles optimal laufen sollte, ging vieles schief. Zunächst schienen im Jahr 2010 alle Wünsche in Erfüllung zu gehen. Adler unterschrieb in Berlin beim Wiking-Boxteam ihren ersten Profivertrag.
Sie hatte sportlich auch Erfolg und wurde durch einen Sieg über Daniela Bickei deutsche Meisterin. Auch die Europameisterschaft der WIBF gewann sie durch einen Punktsieg gegen Pia Porter. Doch Adler fühlte sich im Stich gelassen: „Berlin war für mich die Hölle. Mir ging es überhaupt nicht gut. Vielleicht lag es auch daran, dass ich weit weg von Augsburg gewesen bin und völlig auf mich allein gestellt war. Ich habe in dieser Zeit viel mit meinen Eltern und meiner Schwester Daniela telefoniert.“ Im Gespräch mit Adler spürt man immer wieder, dass ihre Familie schon immer der große Rückhalt war.
"Hier passt einfach alles"
Das Thema Berlin hat Adler abgehakt. Bei einer Veranstaltung traf sie den bekannten Boxtrainer Jürgen Grabosch. Der nahm sie im Neu-Ulmer Mekong-Box-Gym unter seine Fittiche. „Wenn ich an Berlin denke, komme ich mir jetzt vor wie im Paradies. Hier passt einfach alles“, sagt Adler.
Grabosch trainiert auch die Weltmeisterin Rola El-Halabi, die erst kürzlich durch tragische Umstände groß in den Medien war, als deren Stiefvater mehrmals auf sie schoss und sie schwer verletzte. El-Halabi ist wieder auf einem guten Weg, wie Adler verrät: „Sie soll bald wieder trainieren. Die kommt wieder, da bin ich mir sicher.“
Derzeit konzentriert sich Adler jedoch auf ihren nächsten Kampf. Deshalb kommt ihr Privatleben auch erst an zweiter Stelle. Eine feste Beziehung ist nicht eingeplant: „Das kann ich derzeit nicht gebrauchen. Dafür hätte ich gar keinen Kopf und gar keine Zeit. Ich trainiere momentan bis zum Umfallen.“
Das soll sich lohnen. Morgen steht sie vor dem größten Erfolg ihrer Karriere. Sie kann Weltmeisterin werden. Nikki Adler ist bereit.