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Boxen: Nikki Adler ist nicht nur Boxerin - Wenn die Weltmeisterin klingelt...

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Nikki Adler ist nicht nur Boxerin - Wenn die Weltmeisterin klingelt...

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    Erst der Dienst, dann das Training: Box-Weltmeisterin Nikki Adler arbeitet als Postbotin.
    Erst der Dienst, dann das Training: Box-Weltmeisterin Nikki Adler arbeitet als Postbotin. Foto: Marcus Merk

    Nikki Adler ist ein fröhlicher Mensch. Immer ein Lächeln auf den Lippen, dazu charmant, geerdet und gradlinig. Die Momente, in denen ihr Lächeln verschwindet und sie hoch konzentriert wirkt, sind rar. Das passiert nur, wenn sie im Ring steht. Spätestens dann vergeht auch ihren Gegnerinnen das Lachen. Die 29-jährige Augsburgerin schlägt zu „wie ein Pferd“, hat einer ihrer Trainer mal gesagt. Etliche bekamen das zu spüren. Derzeit ist Adler die weltbeste Boxerin. Sie ist amtierende WBU-, WBF-, WBC- und WIBA-Weltmeisterin im Supermittelgewicht. Das sind die Gürtel der vier wichtigsten Verbände. Zum Vergleich: Bei den Männern gibt es nur einen, der ebenfalls diese vier Titel gewonnen hat – und zwar der im Jahr 2016 verstorbene Champion Muhammad Ali.

    Ansonsten haben Ali und Adler nichts gemeinsam. Denn von den Summen, die ihre männlichen Kollegen im Ring verdienen, kann Adler nur träumen. Die Klitschko-Brüder kassieren angeblich sieben Millionen Euro pro Kampf. Andere deutsche Boxer wie Artur Abraham oder Robert Stieglitz nehmen für einen Fight mindestens 500.000 Euro mit nach Hause. Nikki Adler muss seit kurzem wieder arbeiten. Als Paket- und Briefzustellerin in Meitingen (Landkreis Augsburg). Das bedeutet um fünf Uhr früh aufstehen. Zuvor hat sie sich für ihre Karriere als Boxerin bei der Deutschen Post insgesamt acht Jahre beurlauben lassen. "In dieser Zeit habe ich ein gutes Geld verdient, aber es ist nicht so, dass ich ausgesorgt habe. Ich brauche ja auch eine Sicherheit für später", sagt sie.

    Nikki Adler: Wenn im nächsten Kampf etwas passiert, habe ich vielleicht nichts mehr

    Nikki Adler mit ihrer bisherigen Titelsammlung.
    Nikki Adler mit ihrer bisherigen Titelsammlung. Foto: Jule Schutz

    Adler nippt am Cappuccino und zuckt mit den Schultern: "Ich könnte auch heute gut über die Runden kommen ohne zu arbeiten, aber das ist mir zu gefährlich. Wenn mir im nächsten Kampf etwas passiert, dann habe ich vielleicht gar nichts mehr." Was Adler pro Kampf verdient, darüber will sie nicht sprechen, aber man kann davon ausgehen, dass ein "Titelfight" bei den Frauen im Supermittelgewicht zumindest einen vierstelligen Betrag (zwischen 6000 und 10000 Euro) ausspuckt. Laut einer Leitlinie des Boxverbands WBC sollen Weltmeisterinnen bei Titelverteidigungen 20000 Euro verdienen, aber diese Mindestbörse wird nicht vorgeschrieben, damit mögliche Kämpfe an dieser Vorgabe nicht scheitern. "20000 Euro", versichert Adler, "habe ich noch nie kassiert."

    Dafür hat Adler noch ein paar großzügige Sponsoren. Der Autohersteller Subaru stellt ihr einen Wagen zur Verfügung. Dazu kommen Werbepartner für Sportbekleidung oder Kosmetikartikel. Schließlich hat sie ja ihre Boxkarriere nicht beendet und hat es auch nicht vor. "Man weiß nie, was kommt. Man muss zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein", lächelt Adler. Sie nennt das Beispiel Regina Halmich. Die Karlsruherin sorgte im Fliegengewicht jahrelang für Furore. Allein in ihrem besten Jahr 2007 hat Halmich angeblich drei Millionen Euro verdient. "Ihre Karriere begann doch auch erst richtig, als sie im Fernsehen Stefan Raab die Nase gebrochen hat", grinst Adler. Frauenboxen im Fernsehen findet momentan aber nicht statt. "Es ist derzeit allgemein schwierig mit Boxen. Bei den Fernsehsendern sitzt das Geld auch nicht mehr so locker", weiß Adler.

    Weltmeisterin Adler: Es ist wichtig, im Fernsehen präsent zu sein

    Aber das Medium Fernsehen ist für die Faustkämpferin entscheidend: "Da ist es wichtig, präsent zu sein." Ihre Managerin Jule Schutz versucht, sie dort immer wieder unterzubringen. So bekam sie eine Gastrolle in der Daily Soap Gute Zeiten, schlechte Zeiten, im Tiger-Enten-Club brachte Adler den "Kids" das Boxen näher und sie bewies ihre Kochkünste in Das perfekte Dinner. Dann kommt es auch vor, dass der Pay-TV Sender Sky die Boxerin wegen einer Einschätzung zum Bundesligisten FC Augsburg an das Mikrofon holt.

    "Jule knüpft immer die Kontakte und es müssen seriöse Formate sein. So etwas wie zum Beispiel Frauentausch (ein Format auf RTL 2, Anm. d. Red.) ginge gar nicht", schüttelt Adler den Kopf. Auch Einladungen bekommt sie jede Menge. Beim Wiener Filmball war sie ebenso, wie auch bei der Premiere des Action-Krimis Tschiller: Off Duty, mit Til Schweiger. Die Resonanz anschließend sei dann schon groß, erzählt sie, "dann kommen auch mal die größeren Zeitschriften auf einen zu."

    Einladung von Sylvester Stallone: WM-Kampf war wichtiger

    Vor ein paar Monaten bekam sie eine Einladung aus den USA. "Rocky" Sylvester Stallone wollte sie für seine Fernseh-Show Beastmaster haben. Aufgrund ihres WM-Kampfes in Saarbrücken gegen Elena Sikmashvili hat sie abgesagt. Vielleicht wäre die Fernsehshow in den Staaten der entscheidende Schritt gewesen? Adler verschwendet daran keinen Gedanken: "Wenn ich nach Amerika geflogen wäre, hätte ich den Kampf absagen müssen und mir wäre der Titel aberkannt worden. Aber Boxen ist mein Leben."

    Momentan besteht ihr Leben aus Boxen und ihrer Arbeitsstelle bei der Post. Nikki Adler kann damit gut leben: "Ich habe tolle Arbeitskollegen und einen tollen Chef. Die gehen fair mit mir um."“ Nach dem Dienst trainiert sie. Spätestens am Anfang des kommenden Jahres wird der nächste Kampf stattfinden. Die Engländerin Kelly Morgan könnte ihre Herausforderin sein. Zumindest soll der Verband schon mal angefragt haben. Die Vorbereitung wird dann hart. Erstmals muss sie Arbeit und Training unter einen Hut bringen. Das nimmt sie auf sich.

    Ans Aufhören denkt sie keine Sekunde. Sie setzt ihr Lächeln ein: "Mit Sicherheit nicht. Vielleicht, wenn ich einmal 35 bin."

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