Wladimir Klitschko wirkte fassungslos nach seiner Niederlage gegen Tyson Fury. Seit elf Jahren war der Profi aus der Ukraine ungeschlagen - und jetzt hat er auf einen Schlag die Titel der drei großen Box-Weltverbände verloren.
Wladimir Klitschko fand gegen Tyson Fury nicht in den Kampf. Er konnte sich nicht in Szene setzen, traf fast nie mit seiner so starken Rechten und war insgesamt nicht so aktiv wie gewohnt.
Auch Tyson Fury startete nicht sehr gut in die erste Runde. Doch dann wurde er immer aktiver und punktete so letztendlich bei den Wertungsrichtern, die ihm mit 115:112, 115:112 und 116:111 einstimmig den Sieg zugestanden.
Der Brite und seine Fans feierten nach dem Sieg ausgelassen - während die meisten der 40.000 Zuschauer des Box-Kampfes so geschockt waren wie Wladimir Klitschko. Es war seine vierte Niederlage im 68. Kampf, mit der er bei seiner 19. Titel-Verteidigung im Boxen scheiterte.
Wladimir Klitschko lobt Tyson Fury nach dem Titel-Kampf
Nach der Niederlage im Schwergewicht-Boxen lieferte der Geschlagene eine Analyse. "Ich habe heute einfach nicht die richtige Distanz gefunden - das war nicht mit Tag", sagte er.
Und Wladimir Klitschko lobte Tyson Fury: "Es war bis zur letztem Runde sehr schnell und beweglich - er hat verdient gewonnen", sagte er.
Sein Gegner war einfach nur glücklich über den Sieg im Boxen: "Da ist ein Traum wahr geworden - sechs Monate habe ich mich darauf vorbereitet", sagte er zu seinem Titel-Gewinn. Und dann sang er noch im Ring für seine Frau, die 2016 das dritte Kind erwartet.
Die Klitschko-Brüder
Sie sind das bekannteste und erfolgreichste Geschwister-Paar im Boxsport: Vitali und Wladimir Klitschko.
Vitali, der ältere der beiden, wurde am 19. Juli 1971 in Belovodsk (Kirgistan) geboren. "Dr. Ironfist" ist Doktor der Sportwissenschaft, seinen Masterabschluss hat er in "Managing Social Development". Er ist verheiratet, hat drei Kinder und lebt in Kiew.
Wladimir alias "Dr. Steelhammer" erblickte am 25. März 1976 in Semipalatinsk (Kasachstan) das Licht der Welt. Wie sein Bruder ist er Doktor der Sportwissenschaft. Wladimir ist ledig und wohnt ebenfalls in Kiew.
Die beiden Boxer schafften etwas, was es nie zuvor gegeben hat. Vitali und Wladimir waren das erste Bruderpaar, das gleichzeitig Weltmeister im Schwergewicht ist. Außerdem vereinten sie erstmals alle bedeutenden Schwergewichtstitel in einer Familie.
Wladimir gewann 1996 bei den olympischen Spielen in Atlanta die Goldmedaille. Er war amtierender Champion der Verbände WBA, IBF, WBO und IBO und damit die unumstrittene Nummer eins des Schwergewichts. Am 28. November 2015 verlor er seine Titel an Tyson Fury - kündigte aber eine Revanche an.
Beide Brüder engagieren sich auch sozial. 1996 gründeten sie in der Ukraine eine Stiftung zur Förderung unterprivilegierter Kinder, außerdem organisierten sie Hilfsprogramme in Rumänien und Brasilien. Seit 2002 sind sie für das UNESCO-Programm "Bildung für Kinder in Not" tätig. Dafür wurden sie von der UNESCO 2006 als "Champion des Sports" ausgezeichnet.
2011 kam die Dokumentation "Klitschko" in die Kinos. Regisseur Sebastian Dehnhardt begleitete die Brüder über einen Zeitraum von zwei Jahren in die ganze Welt.
Boxen: Klitschko will Revanche gegen Fury
Wladimir Klitschko kündigte nach dem Kampf an: "Fortsetzung folgt - wir haben eine Rückkampfklausel im Vertrag." Und auch sein Bruder Vitali Klitschko, der früher Weltmeister war und jetzt erneut zum Bürgermeister von Kiews gewählt wurde, bekräftigte das.
Tyson Fury kündigte an, dass er jederzeit und überall auf der Welt dafür bereitstehe: "Ich boxe ihn wieder, egal ob in Usbekistan, Japan oder wieder Deutschland - und dann schlage ich ihn wieder." AZ, dpa