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Boxen: Dickerchen schlägt vierfachen Weltmeister

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Dickerchen schlägt vierfachen Weltmeister

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    Er bezeichnet sich selbst als das „kleine dicke Kind“, vernascht ganz gerne Schokoriegel und versucht gar nicht erst, seinen Bauch zu verbergen: der neue Weltmeister Andy Ruiz. Der Mexikaner schickte Anthony Joshua binnen sieben Runden gleich vier Mal zu Boden. Schließlich brach der Ringrichter ab und eine der größten Box-Sensationen war perfekt.
    Er bezeichnet sich selbst als das „kleine dicke Kind“, vernascht ganz gerne Schokoriegel und versucht gar nicht erst, seinen Bauch zu verbergen: der neue Weltmeister Andy Ruiz. Der Mexikaner schickte Anthony Joshua binnen sieben Runden gleich vier Mal zu Boden. Schließlich brach der Ringrichter ab und eine der größten Box-Sensationen war perfekt. Foto: Al Bella, afp

    Es ist eine der größten Überraschungen im Profiboxen: Außenseiter und Ersatzgegner Andy Ruiz Jr. hat das für unmöglich Gehaltene vollbracht und Schwergewichtsweltmeister Anthony Joshua entthront. Ruiz, 29 Jahre alter Amerikaner mit mexikanischen Wurzeln, besiegte Samstagnacht in New York den britischen Champion Joshua durch technischen K.o. in der siebten Runde und ist jetzt Weltmeister der großen Verbände IBF, WBO und WBA sowie der weniger bedeutsamen IBO.

    „Wahnsinn. Davon habe ich geträumt. Ich kann es nicht glauben“, sagte der neue Champion. Vier Mal hatte Ruiz den haushohen Favoriten im Verlauf des Kampfes auf die Bretter geschickt. Dann brach Ringrichter Michael Griffin aus Kanada das Duell ab. Für Ruiz gab es kein Halten mehr. Der 121-Kilo-Mann hüpfte jubelnd durch den Ring, seine Entourage stürmte durch die Seile, in den ersten Zuschauerreihen kreischte die Familie. „Ich bin der erste mexikanische Schwergewichtsweltmeister“, schrie Ruiz und schlug sich ungläubig an die Stirn.

    Die 8000 britischen Fans unter den knapp 20000 Zuschauern im legendären Madison Square Garden waren fassungslos. Es war die erste Niederlage Joshuas im 23. Kampf. Kein Boxfan hatte Ruiz eine Chance gegeben. Als „Dickerchen“ und Fallobst für den übermächtigen Favoriten Joshua war der 1,88 Meter große Boxer verhöhnt und verlacht worden. Seine unförmige, nicht austrainiert wirkende Figur mit einem beachtlichen Rettungsring um die Hüften ließ keinen Gedanken an einen möglichen Sieg über den 1,98 Meter großen Modellathleten Joshua aufkommen. Zudem war Ruiz erst wenige Wochen zuvor als Ersatz für den Amerikaner Jerrell Miller verpflichtet worden und hatte weniger trainiert.

    Miller war nach zwei positiven Dopingtests suspendiert worden. Aber Ruiz, von seinem Vater nach Trainingsanstrengungen früher mit Snickers-Riegeln belobigt, die er noch heute liebend gern verspeist, machte seinem Kampfnamen „Destroyer“ (deutsch: Zerstörer) alle Ehre.

    Zunächst schien seine Niederlage besiegelt, als Joshua den Amerikaner in der dritten Runde mit einem linken Haken niederschlug. Der schnelle und technisch gute Ruiz konterte jedoch und schickte den Briten ebenfalls zu Boden. Zwei Sekunden vor Rundenende schlug Ruiz den Champion nochmals nieder. Danach wirkte Joshua wie gelähmt. In der siebten Runde fand sich der Weltmeister erneut zweimal am Boden wieder. Dann brach der Ringrichter ab.

    „Ich wurde von einem guten Kämpfer geschlagen“, meinte Joshua und gab zu, den Rivalen unterschätzt zu haben. „The little fat kid“ (Das kleine dicke Kind), wie sich Ruiz selbst nennt, schaffte eine jener Ring-Sensationen, wie sie James „Buster“ Douglas 1990 gegen Mike Tyson, Hasim Rahman 2001 gegen Lennox Lewis und Corrie Sanders 2003 gegen Wladimir Klitschko gelungen waren. Ruiz hat sich damit einen exponierten Platz in der Box-Historie gesichert. Er hat nunmehr 33 seiner 34 Profikämpfe gewonnen.

    „Er ist vorerst ein Champion“, sagte der geschlagene Joshua und versprach: „Ich werde zurückkehren.“ Sein Promoter Eddie Hearn kündigte den Rückkampf für November oder Dezember in London an. „Er wird wiederkommen. Vielleicht tut ihm diese Niederlage gut. Sie macht ihn härter.“ (dpa)

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